Der Verkehrsclub erkennt in Plänen des Bundesverkehrsministeriums Nachteile für die Gäubahn. Hier ein Bild des Intercity der Gäubahn im Bahnhof Rottweil. Foto: Verkehrsclub

Kritik: Club bemängelt Pläne von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und ruft zum Protest auf.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) wendet sich entschieden gegen den Entwurf des Bundesverkehrswegeplans, der den Ausbau der Gäubahn Stuttgart - Singen bis 2030 unmöglich mache.

Ekkehard Hausen, Vorsitzender des VCD-Kreisverbands Schwarzwald-Baar-Rottweil, kritisierte den Plan von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) scharf. Dieser setze viel zu stark auf Straßenbau und stelle viele sinnvolle Bahnausbaupläne vor das Aus. Dass mit der Gäubahn auch die seit Jahren für den Ausbau vorgesehene Hauptverkehrsachse Stuttgart – Singen (– Zürich) jetzt vom Bund aufs "Abstellgleis gestellt wurde", sei nur die Spitze des Eisbergs. "Dies ist für uns weder nachvollziehbar, noch akzeptabel", so Hausen. "Wir sprechen uns entschieden für den Ausbau der Gäubahn aus."

Hausen erinnert in diesem Zusammenhang, dass sich Deutschland bereits 1996 im Staatsvertrag von Lugano mit der Schweiz dazu verpflichtet habe, die Strecke zu beschleunigen und auszubauen. "Seit nun 20 Jahren ist allerdings nichts passiert. Ganz im Gegenteil", stellt Hausen fest. Mit dem Abzug der ICEs 2010 und dem Ende der Neigetechnik habe sich die Fahrzeit auf der Gäubahn die vergangenen Jahre weiter erhöht. Hätten 2006 die Fernverkehrszüge von Singen nach Stuttgart noch eine Stunde 46 Minuten gebraucht, seien es 2016 eine Stunde 56 Minuten und damit zehn Minuten mehr.

Zuletzt seien mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2015 die Anschlüsse an den Knotenbahnhöfen Rottweil, Tuttlingen und Singen verschlechtert worden, was auch die Gäubahn betreffe und für längere Fahrtzeiten sorge. Von der versprochenen Beschleunigung sei keine Spur.

"Dabei wurden uns im Zuge der Volksabstimmung zu Stuttgart 21 noch die rosigsten Zukunftsvisionen zur Gäubahn verkündet", ergänzt Stefan Ade, der stellvertretende VCD-Vorsitzende. Die Befürworter des Stuttgarter Tiefbahnhofs hatten insbesondere entlang der Gäubahn ihren Wahlkampf auf dem Versprechen aufgebaut, dass mit Stuttgart 21 auch der Ausbau der Gäubahn komme. "Das war damals schon unglaubwürdig", so Ade. Mit dem neuen Bundesverkehrswegeplan 2030 sei die Aussage aber nun endgültig widerlegt, so Ade weiter. "Wir hätten das Geld viel lieber in den Ausbau der Gäubahn und in viele andere wichtige Schienenausbauprojekte gesteckt, als in den Stuttgarter Tiefbahnhof. Dass beides nicht gleichzeitig geht, wird jetzt nun bitter durch die faktische Entwicklung bestätigt."

Trotz dieser Ernüchterung spricht sich der VCD Schwarzwald-Baar-Rottweil aber dafür aus, für die Gäubahn als "Hauptschlagader der Region" zu kämpfen. "Wir sollten die Politik an die vielen gebrochenen Versprechen zur Gäubahn erinnern und keine Ruhe geben, bis diese wichtige Strecke endlich ausgebaut ist", zeigt sich der VCD kampfesbereit. Aktuell können auf der Seite des Bundesverkehrsministeriums noch Stellungnahmen zum Bundesverkehrswegeplan eingereicht werden (www.bmvi.de). Der VCD macht von dieser Möglichkeit Gebrauch und ermuntert zum Mitmachen: "Wir fordern dazu auf, gegen die Herabstufung der Gäubahn im Bundesverkehrswegeplan zu protestieren."