Toni Ritter möchte bei den Wild Wings den nächsten Schritt in seiner Karriere machen. Foto: Sigwart Foto: Schwarzwälder-Bote

EishockeyDie Neuen der Schwenninger Wild Wings (13): Stürmer Toni Ritter greift auch gerne zur Gitarre

Von Gunter Wiedemann

Toni Ritter ist ein echter "Rookie", ein Neuling, ein Frischling, ja ein Anfänger. Aber nur bei seinem Hobby. Während er sich im Gitarrenspiel noch mit den Grundakkorden herumschlägt, verfügt der neue Stürmer der Wild Wings auf dem Eis bereits über Erfahrungen im Nationalteam.

"Es war schon ein tolles Gefühl, für die DEB-Auswahl zu spielen", erinnert sich der 25-Jährige gerne an seine drei Auftritte mit der Nationalmannschaft im Vorfeld der WM 2014 gegen Frankreich und Finnland. Zuvor hatte Toni Ritter seine bisher beste DEL-Saison absolviert. "In der Runde 2013/14 lief es für mich in München unter Trainer Pierre Pagé wirklich sehr gut", machte der 1,90 m lange und 92 kg schwere Angreifer auch mit 17 Scorerpunkten auf sich aufmerksam.

Doch es folgte zuletzt eine Runde, in der Ritter nicht die ganz großen Akzente setzen konnte. "Zwar hatte ich meine Einsätze, doch die vergangene Saison verlief für mich nicht zufriedenstellend", wollte sich der ledige Stürmer nach drei Jahren in München ("Das ist eine tolle Stadt") verändern. "Ich habe einen Verein gesucht, bei dem ich mehr Eiszeit erhalte, bei dem ich mich weiterentwickeln kann", freute sich Ritter, als das Angebot der Wild Wings auf seinem Schreibtisch lag. Mitte April war dann klar, dass er in einer "echten Eishockey-Stadt mit tollen Fans" seine Karriere fortsetzen wird.

In Schwenningen kommt es zu einem Wiedersehen mit Chefcoach Helmut de Raaf, den er bereits aus gemeinsamen Zeiten in München und bei den Jungadlern aus Mannheim kennt. "Helmut de Raaf ist ein verständnisvoller, aber sehr ehrgeiziger Trainer", begründet Ritter seinen Wechsel an den Neckarursprung auch mit der Installation von de Raaf als Schwenninger Headcoach.

Nicht nur der "Bändiger" der Wild Wings setzt große Erwartungen in den Hobby-Tennisspieler. "Toni Ritter ist ein großer und robuster Spieler, der den nächsten Schritt in seiner Karriere machen möchte. Er hat mit seinen 25 Jahren bereits viel Erfahrung sammeln können", sieht auch Manager Jürgen Rumrich im Linksschützen eine große Verstärkung.

Dieser stand bereits im Alter von drei Jahren das erste Mal auf dem Eis. "Mein Vater hat mich einfach mal in die Eishalle mitgenommen, was aber in Weißwasser normal ist", erlernte Ritter in den folgenden Jahren beim Traditionsverein aus der Oberlausitz das Eishockey-Einmaleins. Im Alter von 16 Jahren suchte er dann in Mannheim, also rund 650 Kilometer von Weißwasser entfernt, im dortigen Eishockey-Internat eine neue Herausforderung. "Ich wollte unbedingt diese Chance wahrnehmen", fand sich Ritter bei den Jungadlern nicht nur schnell zurecht, sondern wurde mit den Quadratestädtern auch deutscher Nachwuchsmeister. Zudem sammelte er erste Erfahrungen in der 2. Bundesliga bei den Heilbronner Falken, dem Kooperationspartner der Adler. "Als ich 18 Jahre alt war, bekam ich dann die Gelegenheit, nach Kanada zu gehen", wagte der Stürmer, der an zwei Nachwuchs-Weltmeisterschaften teilnahm, den Sprung nach Übersee.

Mit der Mittleren Reife in der Tasche ging es also zu den Montreal Juniors (Québec Major Junior Hockey League, QMJHL), für die er in der Runde 2008/09 in zehn Play-off-Spielen neun Scorerpunkte erzielte. Klar, dass sein Kontrakt verlängert wurde. Zudem erhielt Ritter einen Probevertrag für ein Trainingslager des damaligen NHL-Clubs Atlanta Thrashers. Doch aufgrund einer Schulterverletzung, die sich Ritter in den Play-off-Spielen mit Montreal zugezogen hatte und die operiert werden musste, kam er in der folgenden Runde, die er in der QMJHL für Montreal, die Shawinigan Cataractes und die Drummondville Voltigeurs absolvierte, nicht richtig in Schwung.

"2010 bin ich dann nach Mannheim zurückgekehrt", feierte der Angreifer bei den Adlern auch seine DEL-Premiere. Anschließend wurde er von den Eisbären Berlin verpflichtet – und in der Runde 2011/12 an die Erstliga-Kontrahenten aus Krefeld und Iserlohn ausgeliehen. "Ich sollte und wollte dort mehr Spielpraxis sammeln", blickt der 25-Jährige zurück. Doch den Durchbruch in der DEL schaffte er dann in München.

Nun sucht Toni Ritter also in Schwenningen eine neue Herausforderung. "Ich möchte dem Team helfen, damit es seine Ziele erreicht", hofft der Angreifer, dass er mit den Wild Wings eine gute Rolle spielen wird.

Sollte sich dies im kommenden März, oder sogar April bewahrheiten, dann wird der Flügelstürmer vielleicht in der Kabine seine Gitarre herausholen, ein Liedchen auf eine erfolgreiche Saison 2015/16 anstimmen. Toni Ritter will also rocken – auf dem Eis und auf der Gitarre.

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Toni Ritter Der neue Flügelstürmer der Wild Wings wurde am 6. Februar 1990 in Bad Muskau, einer Stadt im Landkreis Görlitz (Sachsen), geboren. Beim heimischen Club aus Weißwasser durchlief er dann die Nachwuchsabteilungen bis zur Deutschen Nachwuchsliga (DNL), bevor er im Alter von 16 Jahren nach Mannheim ins Eishockey-Internat wechselte. Dabei gewann er mit den Jungadlern nicht nur im Jahr 2008 die deutsche Meisterschaft, sondern wurde auch DNL-Topscorer der Play-offs. Der 1,90 m lange und 92 kg schwere Linksschütze debütierte in der Saison 2007/08 zudem in der 2. Bundesliga, in der er vier Partien für die Heilbronner Falken, dem Mannheimer Kooperationspartner, absolvierte. Anschließend wechselte Ritter in die Québec Major Junior Hockey League (QMJHL). In der starken kanadischen Nachwuchsliga trug er bis 2010 die Trikots der Montreal Juniors, der Shawinigan Cataractes und der Drummondville Voltigeurs. Dabei erzielte er in 75 Spielen elf Tore und verbuchte 23 Assists. Zur Runde 2010/11 kehrte Ritter zurück nach Mannheim. Bei den Adlern feierte er sein DEL-Debüt, kam aber auch wieder für Heilbronn in der 2. Liga zum Einsatz. Danach wurde er von den Eisbären Berlin unter Vertrag genommen. Auf dem Eis stand er aber in der DEL-Runde 2011/12 für die Teams aus Krefeld und Iserlohn, bevor er in den vergangenen drei Runden für den EHC München stürmte. Insgesamt kam der Angreifer 197 Mal (8 Tore/24 Assists) in der DEL zum Einsatz. Dazu kommen 49 (10/7) Zweitliga-Partien. Toni Ritter nahm nicht nur an zwei Nachwuchs-Weltmeisterschaften teil, sondern trug auch schon drei Mal bei den Aktiven das DEB-Trikot. Bei den Schwenningern wird Ritter das Trikot mit der Rückennummer 15 tragen. "Das habe ich seit meiner Schülerzeit. Es gibt aber keine besondere Geschichte dazu." Toni Ritter ist ledig, wohnt in Trossingen und spielt gerne Gitarre.