Über 300 Beschäftigte folgten dem Verdi-Protestaufruf zur geplanten Krankenhausreform und dem Personalmangel. Foto: Eich

Beschäftigte fordern die Beseitigung des Personalmangels. Bundesweit würden 162.000 Stellen fehlen.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Mehr als 300 Beschäftigte des Schwarzwald-Baar-Klinikums haben gestern ihrer Forderung nach einer gesetzlichen Regelung für mehr Personal Nachdruck verliehen. Die Klinikleitung kann die Proteste nachvollziehen.

Es war ein starkes Zeichen, das die Beschäftigten – egal ob Ärzte, Pflegekräfte oder Physiotherapeuten – gestern um 13 Uhr vor dem Klinikgebäude in Villingen-Schwenningen setzten. Für zehn Minuten legten sie die Arbeit nieder und folgten damit dem Protestaufruf der Gewerkschaft Verdi. Symbolisch hielten sie Ziffern hoch, in ganz Deutschland von eins bis 162.000 nummeriert, um auf die Anzahl der fehlenden Stellen in deutschen Krankenhäusern aufmerksam zu machen.

"Das ist bundesweit, aber auch hier in der Region die größte Protestaktion für Klinik-Beschäftigte überhaupt", erklärt vor Ort Margrit Zepf, Verdi-Geschäftsführerin für den Bezirk Schwarzwald-Bodensee. Auch sie ist überwältigt davon, wie viele Beschäftigte dem Aufruf gefolgt sind.

Ihre Forderungen sind klar: Der Personalmangel soll beseitigt werden und vom Gesetzgeber fordert man eine verbindliche und am Bedarf orientierte Personalbemessung. "Wenn alle nur noch im Stress sind, ist die Zusammenarbeit kaum möglich – dabei ist das Krankenhaus vor allem Team-Arbeit", erklärte Zepf vor den Protestierenden, die mit Trillerpfeifen und lautem Applaus ihre Zustimmung bekundeten und damit vor der Klinik für Aufsehen sorgten.

Die geplante Krankenhausreform, die von Verdi als "lahmes Pflegeförderprogramm" bezeichnet wird, stand im Fokus des Protestes. Diese bringe laut Verdi lediglich maximal drei Pflegestellen pro Krankenhaus. "Wir haben keinerlei Verständnis für diesen Gesetzesentwurf, die Länder brauchen eine Investitionsförderung", so Zepf. Im Mittelpunkt stünde momentan viel mehr die Betriebswirtschaft, stattdessen wolle man mehr Sicherheit und eine höhere Qualität für die Patienten erreichen. Deshalb wolle man nun die gesetzliche Personalbemessung und dadurch bessere Arbeitsverhältnisse erreichen. "Ich hoffe, dass dies der Anfang davon ist, dass wir endlich wieder wahrgenommen werden", so die Verdi-Geschäftsführerin.

Auch Matthias Geiser, Geschäftsführer des Schwarzwald-Baar-Klinikums, beobachtete gestern – etwas abseits der Beschäftigten – den Protest. Er erklärte zuvor, dass er verstehen könne, dass Klinikmitarbeiter heute protestieren. "Von den Kliniken wird hohe Behandlungsqualität und moderne, spezialisierte Medizin erwartet – aber angemessene finanzielle Mittel gibt es dafür nicht." Zudem würden Jahr für Jahr tarifbedingt die Personalkosten steigen, aber in der Betriebskostenfinanzierung bliebe das unberücksichtigt. "Die Preise sind gedeckelt, das heißt die Kosten lassen sich nicht in vollem Umfang auf die Preise umlegen." Auch er sei unzufrieden mit dem Entwurf der Krankenhausreform, weil für das Finanzierungsproblem keine Lösung enthalten sei. "Mit den Fördermitteln könnten wir unsere etwa 650 Pflegekräfte um höchstens drei Mitarbeiter aufstocken", erklärte er, dass der Wegfall des Versorgungszuschlags nicht durch das Pflegeförderprogramm ausgeglichen werden könne.