Mit einer abstrakten Gefährdungslage rechnet die Polizei. Foto: Becker

Polizeisprecher Michael Aschenbrenner: "Abstrakte Gefährdungslage ist sehr hoch". Menschen haben Angst.

Schwarzwald-Baar-Kreis - "Die Menschen sind verunsichert und es gibt, wie bereits vor den Taten, eine erhöhte abstrakte Gefährdungslage", sagt Michael Aschenbrenner. Die Terroranschläge und der Amoklauf in Bayern machen deutlich: "Eine hundertprozentige Sicherheit gab und gibt es nicht."

Innerhalb weniger Tage ereigneten sich die Bluttaten jugendlicher oder junger Attentäter, die meistens selbstmordgefährdet waren und dann gleich mehrere Menschen in den Tod mitnahmen. Nachahmungseffekte? "Das müssen Sie einen Psychologen fragen", antwortet der Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen. Die baden-württembergische Polizei kann rechnet jedenfalls theoretisch mit der Möglichkeit, dass auch hier etwas passieren könne. "Aber die Gefährdungslage ist eben abstrakt und nicht konkret", beruhigt der Polizeisprecher.

Natürlich seien die Sicherheitsbehörden in Baden-Württemberg sehr wachsam. "Wir gehen jedem Hinweis nach", sagt Aschenbrenner und ermuntert die Bürger, sich nicht zu scheuen, die Polizei anzurufen, wenn ihnen etwas seltsam vorkommt. "Es ist wichtig, dass die Leute sensibel sind. Häufig gibt es doch Signale, die man sonst ignoriert. Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig die Polizei anrufen." Bei sozialen Kontakten und in sozialen Netzwerken sollte man ebenfalls "sehr sensibel" sein und Auffälliges melden. "Aufmerksamkeit und Wachsamkeit schaden niemals."

Ist nun damit zu rechnen, dass sich auch im Schwarzwald-Baar-Kreis Asylbewerber, deren Antrag abgelehnt werden, entsprechend radikalisieren? Man müsse, so Aschenbrenner, die Ereignisse in Relation sehen. "Jeder Getötete ist eine Tragödie. Aber wenn man sieht, dass bei Amok- oder Terrortaten, im Vergleich zu den tagtäglich passierenden Tötungsdelikten, in den letzten Jahren bundesweit nur wenige Menschen ihr Leben verloren, erkennt man die Wahrscheinlichkeit. Man muss nicht an jeder Ecke mit einem Terroranschlag rechnen, wir sind ein sehr sicheres Land und haben eine gute Polizei", beruhigt der Polizeisprecher. "Abstrakte Gefährdungslage landesweit", das bedeute aber auch, dass grundsätzlich auch kleinere Städte ins Visier der Attentäter geraten könnten, nicht nur Großstädte und deren Flughafen.

Angst und Panik seien deswegen aber nicht angebracht. "Man sollte sensibel sein, keine Hemmungen haben, die Polizei anzurufen, sich dabei jedoch nicht in Gefahr begeben", fasst Aschenbrenner zusammen. "Wir gehen jedem Hinweis nach und sollte er sich als harmlos darstellen, umso besser". Unterdessen ist die Bundespolizei überall an Bahnhöfen, demnach auch in der Region, verstärkt worden.

Die Beamten des Polizeipräsidiums Tuttlingen werden in den nächsten Tagen und Monaten Prioritäten setzen. Großveranstaltungen sind ohnehin im polizeilichen Fokus. Andere polizeiliche Aufgaben können da durchaus mal zurückgestellt werden. "Die schnelle Schaffung der zusätzlichen 1500 Polizeistellen täte uns sehr gut", betont Aschenbrenner.