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Gemeinsam ins WanderParadies Schwarzwald und Alb: Hoteliers und Gastronomiebetriebe bald "Qualitätsgastgeber".

Schwarzwald-Baar-Kreis - "Jetzt starten wir gemeinsam ins WanderParadies Schwarzwald und Alb", motivierte IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez. Und er erinnerte daran, dass der Schwarzwald nach wie vor eine Spitzenposition bei der Beliebtheit unter den Feriengästen einnehme.

In der Tat: Er steht auf Platz zwei nach Bayern und vor dem Bayrischen Wald, das zeigt ein Ranking, das der Deutsche Wanderverbandpräsentierte. Die Schwäbische Alb nimmt dort immerhin Platz 15 ein.

Lebensqualität für Zuzug von Fachkräften wichtig

Wichtig sei, so Albiez, dass der Schwarzwald seine Beliebtheit weiter mit Inhalt fülle. "Das WanderParadies ist ein Baustein dazu", so der IHK-Hauptgeschäftsführer. Der Zuzug von Facharbeitern mache sich an der Lebensqualität fest. Wandern, so findet Albiez, "ist wie geboren für den Schwarzwald". Lobend hob er die Zusammenarbeit zwischen IHK, Dehoga und den beiden Landkreisen in Sachen Paradies hervor. "Denn wer wandert, bekommt Hunger und will gescheit essen und trinken."

Vom "zweiten Mega-Trend nach dem Radfahren" sprach der erste Landesbeamte Joachim Gwinner. Nach dem Start des RadParadieses Schwarzwald und Alb vor vier Jahren mit 30 Radwandertouren "wollen wir konsequent den Trend fortsetzen mit dem Wandern".160 000 Euro fließen vom Landkreis in die Schwarzwald-Tourismus GmbH, darüber hinaus investiert der Kreis 90.000 Euro für das Rad- und Wanderparadies. "Das ist gut angelegtes Geld", so Gwinner. 30 Wanderrouten in den beiden Landkreisen wurden bereits gefunden, sieben haben das Zeug zum "Premiumweg", mindestens sechs erfüllen als "Paradieswanderwege" gewisse Mindestkriterien. Der Gast erwarte nun entsprechend gute Möglichkeiten, sich nach den Wanderungen zu stärken. "Was die Zertifizierung der Betriebe angeht, haben wir Nachholbedarf", so der Stellvertreter von Landrat Sven Hinterseh.

"Wir sind eine Tourismus-Region, die noch viel mehr Potenzial hat. Der Landkreis nimmt richtig Geld in die Hand, das sollten wir ein Stück weit mittragen." So appellierte Dehoga-Kreisvorsitzender Michael Steiger an die anwesenden Gastwirte und Hoteliers, ihre Betriebe als "Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland" zertifizieren zu lassen. Das Zertifikat ist notwendig, um das WanderParadies Schwarzwald und Alb richtig zu eröffnen, meint Michael Braun, zuständig für Wirtschaft und Tourismus beim Landkreis Schwarzwald-Baar.

Kreis übernimmt die Hälfte der Kosten der Zertifizierung

Der Kreis will jeweils die Hälfte der Kosten für das Zertifikat übernehmen, ebenso wie der Landkreis Rottweil für die dortigen Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe, die das Gütesiegel erhalten. "Für uns ist das wichtig, zu zeigen, dass wir nicht nur tolle Wanderwege, sondern auch tolle Gasthäuser haben", bestätigte Michael Braun. Und er erwähnte als Beispiel das schon seit einigen Jahren etablierte RadParadies Schwarzwald und Baar der beiden Landkreise, das beispielsweise die Nachfrage nach Elektro-Bikes in der hügeligen Landschaft deutlich habe steigen lassen.

Ein Knackpunkt für Betreiber von Ferienwohnungen dürfte wohl eines der Kriterien zur Zertifizierung darstellen, die Sven Büchler vom Deutschen Wanderverband vorstellte: Bei den Touristen ist es erwünscht, dass man eine Übernachtung nur für eine Nacht buchen kann. Die meisten vermieten momentan nur mehrere Tage am Stück. 40 Prozent der Feriengäste wünschen sich eine Buchung für nur eine Nacht. Freilich steht laut der Befragung, die schon zehn Jahre alt ist, noch weiter oben die "familiäre Atmosphäre", die sich durchaus in einem freundlichen und individuellen Empfang der Feriengäste ausdrücken könne, wie Büchler erklärte. 90 Prozent wünschen sich das. 70 Prozent wollen eine ruhige Lage im Grünen und jeweils 50 Prozent regionale Küche, umweltfreundliche Betriebe und Informationen zu Wanderzielen. 25 Prozent fragen nach Sauna und Schwimmbad.

Best Ager, Singles und Paare über 50 sind Gäste der Zukunft

"Die Wanderer sind anspruchsvoll", berichtete Büchler. Beispielsweise sei eine Wandertourenberatung wichtig. Als Qualitätskriterium zur Zertifizierung als Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland gehört, dass eine Buchung für eine Nacht angeboten wird. Drei Tourentipps für die Gäste sollen bereitgehalten werden. Diese Touren müssen beim Haus oder in unmittelbarer Nähe beginnen, ein Hol- und Bringservice zu den Wandertouren ist notwendig, wobei auch mit einem Personen-Beförderungsunternehmen zusammengearbeitet werden kann. An einer Klassifizierung der Ferienwohnungen führe kein Weg vorbei. Ein Trockenraum, Erste-Hilfe-Koffer sowie Lunchpakete, eine Pinnwand und eine Ablageschale für Wanderschuhe sollten bereitgehalten werden, außerdem Informationen zum ÖPNV und Wellness-Einrichtungen.

Letztere könnten zum Beispiel in Zusammenarbeit mit einem Massage-Service oder mit einer Sauna abgedeckt werden. Wascheinrichtungen sowie ein Parkplatz, auf dem die Gäste bei mehrtägigen Wandertouren ihr Auto stehen lassen könnten, und Präsenz im Internet seien wichtig, erklärte Bücheler. Bei den Gastronomiebetrieben ist der "Knackpunkt" die Öffnungszeit. Sie sollten an drei Tagen in der Woche von 11 bis 19 Uhr Essen und Trinken anbieten, wobei ein Käsebrot durchaus reiche. "Wandern ist ein großes Trendthema", so Bücheler. Am liebsten wandern die Gäste in den Mittelgebirgen und übernachten in Ferienwohnungen oder Hotels. Allerdings wird der Tagestourismus ein Zukunftsthema. "Das Marktvolumen wird stabil bleiben, der Zukunftsmarkt heißt Gesundheit", so Büchler. Best Ager, Singles und Paare über 50 sowie Familien ohne Kinder sind Gäste der Zukunft. Die Gäste sind überdurchschnittlich gebildet, reiseerfahren, und legen Wert auf eine gepflegte Wohninfrastruktur.

Die Zertifizierung kostet 140 Euro für drei Jahre und geschieht in Zusammenarbeit mit örtlichen Kooperationspartnern. Die Hälfte der Zertifizierungsgebühren trägt der Landkreis.

Weitere Informationen:

www.rad-und-wanderparadies.de

Seite 2: 30 Touren in zwei Landkreisen

30 Wandertouren in beiden Kreisen wurden ausgewählt, 13 im Kreis Rottweil und 18 im Schwarzwald-Baar-Kreis, berichtete Michael Braun. Weitere Touren können gegebenenfalls nachgemeldet werden.

Die Beschilderung übernimmt im Kreis Rottweil der Schwäbische Albverein, im Schwarzwald-Baar-Kreis einschließlich Bad Dürrheim der Schwarzwaldverein. Die Idee Paradiestouren beinhaltet attraktive kurze Wanderwege mit klingendem Sammelnamen als Zugpferd.

Zudem gibt es Themenwanderwege. Sie erfüllen Mindestkriterien, zum Beispiel im Hinblick auf Asphaltanteil, der natürlichniedrig sein muss. 15 bis 20 Wege werden ein Zertifikat entweder als Premium- oder Qualitätswanderwege erfüllen. Der Wanderweg Gauchachschlucht wird ein Premiumweg werden, Premumwege bewirbt die Schwarzwald-Tourismus zusätzlich. Der Wanderweg Prisental hat das Zeug zum Qualitätswanderweg Wanderbares Deutschland. Der Wanderweg Oberndorf im Kreis Rottweil wird Paradiestour wegen seines Asphaltanteils. Hingegen könnte der Wanderweg Schramberger Burgen ein Premiumweg werden, obwohl der Asphaltanteil bei 20 Prozent liegt.

In beiden Kreisen gibt es zwei Millionen Übernachtungen und 13 Millionen Tagestouren. 180 Millionen Euro Wertschöpfung entstehen im Jahr.