Die Akzeptanz sexueller Vielfalt ist für das Team von "pro familia" eine Selbstverständlichkeit (von links): Romina Auer ­(Praktikantin), Beate Berg-Haller, Silke Nowak, Karin Geiger, Ortsvereinsvorsitzender Heinz Lörcher und Christoph Schneider. Foto: Heinig

Fachverband bezeichnet Kritik der Unterzeichner als gefährlich. Beate Berg-Haller plädiert für Aufklärung.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Man sei schon "sehr verwundert". Als bundesweit seit mehr als 60 Jahren einziger Fachverband für Sexualität sei die "pro familia" bislang noch nicht zum derzeit heiß diskutierten Thema "sexuelle Vielfalt" um eine Stellungnahme gebeten worden, sagt Beate Berg-Haller vom Ortsverein Villingen-Schwenningen.

Die Sexualtherapeuten und -pädagogen der "pro familia" erreichen rund 1500 Schüler des Schwarzwald-Baar-Kreises im Unterricht. Gerne werde das mulitprofessionelle Team von Schulen angefordert, sagt Silke Nowak. Zu ihrer selbstverständlichen Arbeit gehöre es schon lange, dabei die vielfältigen Möglichkeiten von Sexualität und familiärem Zusammenleben anzusprechen, darüber aufzuklären und sachlich zu informieren.

"Das funktioniert ruhig und unaufgeregt", wundert sich auch ihr Kollege Christoph Schneider, über das derzeit "aufgeblasene Spektakel". Das Vorhaben der Landesregierung, die Behandlung sexueller Vielfalt im Bildungsplan zu verankern, wird von "pro familia" ausdrücklich begrüßt. Schließlich sei es nicht ihre sexuelle Orientierung, worunter die Betroffenen leiden, sondern die fehlende Akzeptanz in der Gesellschaft. "Homosexualität ist weder eine ansteckende Krankheit, noch eine Straftat", nennt Karin Geiger ein Beispiel. Auch Inter- und Transsexualität werde genetisch bereits im Mutterleib angelegt, sagt die "pro familia"-Ärztin.

Die Kritik der Unterzeichner einer Petition sei deshalb haltlos und sogar gefährlich. Nichtakzeptanz sexueller Vielfalt führe zu Störungen des Selbstwertgefühles und einer erhöhten Suizidrate.

Beate Berg-Haller plädiert für Aufklärung, um Ängste vor anderen Formen der Sexualität abzubauen und wirbt zudem um Offenheit auch in der Erziehung. Studien belegen einen Zusammenhang zwischen sexuellen Straftaten und einem prüden Elternhaus, so Berg-Haller, und sie macht deutlich, dass das Anderssein weder anerzogen noch therapierbar ist. Grenzen gebe es dennoch: "natürlich Pädophilie und außerdem Brutalität, Gewalt und Lieblosigkeit".

Weitere Informationen: pro familia Beratungsstelle, Klosterring 11, Villingen, Telefon 07721/5 90 88