In Niedereschach stürzte eine Fichte auf ein Fabrikgebäude. Foto: Bantle/Eich

"Niklas" und die Folgen: Schwarzwaldbahn fährt nicht. Trampolin wird in die Breg geweht. Ziegel legen Verkehr auf B 27 lahm.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Hunderte von Anrufen wegen umgestürzter Bäume im gesamten Kreis erhielt die zentrale Notrufnummer 112 am Dienstagmorgen. Mindestens 50 Einsätze der Polizei gab es gestern im Zeitraum von 6 bis 12.30 Uhr.

Orkan "Niklas" rüttelte an den Fensterscheiben, zertrümmerte Lampen, wehte Reklameschilder weg. In Vöhrenbach wurde gar ein Trampolin mit dreieinhalb Metern Durchmesser in die Breg gewirbelt. Menschen kamen nicht zu Schaden. "Wir sind nicht überall hingefahren", berichtet Thomas Sebold, Sprecher des Tuttlinger Polizeipräsidiums. "Wenn einfach nur ein Baum auf ein Gebäude gefallen ist und niemand verletzt wurde, dann sind wir gar nicht vor Ort gewesen." Für Kreisbrandmeister Manfred Bau, der gestern seinen letzten Arbeitstag hatte, waren es vor allem "Kleineinsätze", die die Feuerwehr im gesamten Landkreis auf Trab hielten, beispielsweise wegen herabstürzender Dachziegel.

St. Georgen und Villingen-Schwenningen besonders belastet

"Es hielt sich in Grenzen", meinte der Kreisbrandmeister: "Massive Einsätze hatten wir nicht, wir wurden immer dann gerufen, wenn ein Baum auf eine Straße stürzte." Und das war gestern Vormittag ziemlich oft. Mehr als 40 Gefahrenstellen zählte Bau auf. Von 6 Uhr an waren die Feuerwehren permanent im Einsatz. 150 bis 200 Einsätze hatten die Beamten im Bereich des Polizeipräsidiums Tuttlingen im gesamten Gebiet des Präsidiums zu bewältigen, wobei der Schwerpunkt des Wütens des Orkans laut Thomas Sebold auf dem Schwarzwald-Baar-Kreis lag. Besonders belastet waren der Raum St. Georgen, Königsfeld und Villingen-Schwenningen sowie Pfaffenweiler. "Die Beamten der Polizeireviere Villingen, Schwenningen, Donaueschingen und St. Georgen mussten bei annähernd 50 Einsätzen wegen umgestürzter oder auf der Fahrbahn liegender Bäume die dadurch entstandenen Gefahrenstellen absichern. Oftmals mussten die Einsatzkräfte immer wieder zu den zuvor bereits geräumten Straßenausrücken", so Sebold.

Die Straße zwischen Herzogenweiler und Vöhrenbach wurde wegen umgestürzter Bäume komplett gesperrt. Im Raum St. Georgen stürzten 20 Bäume um, in Königsfeld fiel sogar ein Baum auf ein Hausdach. In St. Georgen musste eine Zufahrtsstraße zur Seebauernhöhe aus Sicherheitsgründen über mehrere Stunden gesperrt werden. Auf der Schwarzwaldbahn lief zwischen Hornberg und Donaueschingen wegen umgestürzter Bäume nichts mehr. "Ersatzbusse können derzeit nicht eingesetzt werden", teilte die Bahn lakonisch dazu mit.

Ein Güterzug mit Treibstoff für den Flughafen Zürich legte beim Bahnhof St. Georgen eine mehrstündige Zwangspause ein. Eine Vollsperrung war über die Mittagszeit in der Industriestraße erforderlich, weil Feuerwehr und städtischer Bauhof einen umgestürzten Baum wegräumen mussten. Am Ortsrand von Neuhausen beschädigte ein umstürzender Baum leicht das Dach eines Wohnhauses. Zwischen Unterkirnach und Villingen, in Höhe der Romäusquelle, waren mehrere Personen in Fahrzeugen von umgestürzten Bäumen kurzfristig eingeschlossen. Die Straße konnte schnell frei geräumt werden. "Die Bauhöfe, die örtlichen Feuerwehren und die Mitarbeiter des Straßenbauamtes waren pausenlos im Einsatz", so Sebold. Vielerorts, auch in Schonach und Schönwald knickten Äste ab, teilweise stürzten mehrere Bäume um, beispielsweise im Bereich der Geutschestraße in Triberg, bei der Staude und im Obertal in Gremmelsbach. Zum Teil wurden die Bäume von Anwohnern mit Eigenmitteln beseitigt.

In Furtwangen richtete ein Dachziegel, der auf ein Auto fiel, Schaden an. Zum Ausmaß der Waldschäden, die der Orkan im Bregtal anrichtete, konnten noch keine Aussagen gemacht werden, weil momentan Waldbegehungen gefährlich sind. Die Förster im Bregtal gehen jedoch davon aus, dass einige Fichten umgestürzt sind. Erst in einigen Tagen kann das Ausmaß der Waldschäden festgestellt werden. "Wälder sollten bei stürmischen Windböen nicht betreten werden. Auch in den nächsten Tagen ist erhöhte Vorsicht geboten", sagt Forstminister Alexander Bonde.

Bei drei weiteren Einsätzen im Kreis mussten die Beamten zu beschädigten Fahrzeugen ausrücken. In Niedereschach, Mönchweiler und in Donaueschingen waren Dachziegel von Häusern auf davor geparkte Fahrzeuge herabgefallen. Fußgänger oder andere Verkehrsteilnehmer wurden nicht verletzt.

Nicht ungefährlich war der Orkan auch in Niedereschach. Herabfallende Äste und von einigen Häusern auch herabfallende Ziegel gefährdeten und behinderten Fußgänger und auch Autofahrer. In der Rottweiler Straße stürzte eine Fichte auf das Dach eines Fabrikgebäudes und begrub einen Schuppen fast vollständig unter sich. An der viel befahrenen Rottweiler Straße in Richtung Horgen musste der Bauhof, nachdem dort bereits Ziegel auf der Straße lagen, diese Räume und die Gefahrenstelle absichern.

In Fischbach war von kurz nach 12 bis kurz vor 13 Uhr ein kompletter Stromausfall zu verzeichnen. Verhältnismäßig wenig Schäden richtete "Niklas" in Triberg an.

Im Raum Donaueschingen, Bräunlingen, Hüfingen und in Blumberg hielten sich die Auswirkungen des Orkans in Grenzen.

Mit einer Ausnahme: In Blumberg rückte die Feuerwehr auf den Randen aus. Von einem Dachgiebel hatte der Sturm Ziegel auf die Bundesstraße 27 geweht und damit den Verkehr erheblich gefährdet. Die große Drehleiter aus Donaueschingen musste angefordert werden, um die betroffene Dachfläche zu sichern und weiteren Ziegelhagel zu vermeiden. Der Verkehr auf der Bundesstraße war über gut zwei Stunden nur einspurig möglich, was zu erheblichen Staus in beiden Richtungen führte.

Am Mittwoch soll es "Aprilwetter" mit Schnee geben

Und wie geht es weiter? Nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach hat der Orkan gestern bis ungefähr 15 Uhr im Kreis heftig getobt. Danach sollen sich die Winde etwas beruhigen. "Trotzdem geben wir weiter eine Warnung heraus", erklärte Meteorologe Klaus Riedl auf Anfrage. "Statt 110 Kilometern in der Stunde sind es dann aber nur noch 70 bis 90, keine Orkanböen oder orkanartigen Böen mehr, außer auf dem Feldberg. Heute am 1. April soll es "Aprilwetter" geben. Im Bergland schneit es bis auf Höhen von 400 bis 500 Meter.

Die Schneefallgrenze steigt im Tagesverlauf an. Dann kommt wieder Schnee und Regen ab 600 bis 700 Metern. Donnerstag und Freitag lässt der Wind nach, aber es wird relativ kühl. Die Tiefstwerte in den Nächten sollen dann laut Riedl bei minus einem Grad liegen. Tagsüber werden im Schwarzwald am Ostersonntag und am Ostermontag vier bis fünf Grad erreicht. Ein Lichtblick: Es soll freundliche Tage mit Sonnenschein geben. u Villingen-Schwenningen u Baden-Württemberg