Man sollte Lebensmittel und Wasser für zwei Wochen zuhause haben. Foto: viperagp/Fotolia.com

"Konzeption zivile Verteidigung" greift auch bei Schneechaos und Hochwasser. Kein Angriff auf Deutschland geplant.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Zum ersten Mal seit dem Ende des Kalten Krieges wird wieder empfohlen, Lebensmittel und Wasservorräte bereit zu halten. Ein entsprechender Entwurf des Bundesinnenministeriums soll am Mittwoch vom Kabinett beschlossen werden.

Von einem bevorstehenden Angriff auf Deutschland gehe man aber nicht aus, heißt es in der "Konzeption zivile Verteidigung", die das Bundesinnenministerium vorlegt.

Michael Aschenbrenner, Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen, vermutet als Hintergrund der Empfehlung nicht nur islamistische Terrorgefahr, sondern auch die Klimaveränderung, die für Hochwasser und Schneechaos sorgen könnte. Das treffe auch auf den ländlichen Raum zu. "Es kann nicht schaden, wenn man etwas zuhause hat", meint Aschenbrenner. Er erinnert daran, dass auch bei dem Amoklauf in München empfohlen wurde, für einige Stunden zuhause zu bleiben. Busse und Bahnen fuhren nicht. Menschen, die nicht in ihre Wohnungen zurückkehren konnten, sollte sogar vorübergehend Quartier gewährt werden.

Trinkwasser für zwei Wochen, das wären 28 Liter pro Person. Entsprechende Lebensmittel, die ohne Kühlung auskommen sowie Campingkocher, Wasserentkeimungsmittel, Hygienevorräte und so weiter empfiehlt das Bundesamt für Zivil- und Katastrophenschutz auf seiner Internetseite.

"Wir empfehlen das seit langem", meint Marianne Suntrup, Pressesprecherin des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Man solle darauf achten, dass Lebensmittel gelagert werden, die auch ohne Kühlung haltbar seien, also zum Beispiel Konserven. Tiefgekühltes zähle mit zu den Vorräten, weil es bei Stromausfall problemlos aufgebraucht werden könne. Man sollte auch darauf achten, geeignete Spezialkost für Allergiker, Diabetiker, Säuglinge zu lagern. An den Bedarf von Haustieren sollte ebenfalls gedacht werden.

Bei dauernden Ausfällen der Wasserversorgung sollten Wasser in allen möglichen Gefäßen gelagert werden. Seife, Zahnpasta, Haushaltshandschuhe und Desinfektionsmittel sind wichtig, weil es durch mangelnde Hygiene zu Seuchen kommen kann. Für das Szenario Stromausfall sollten außerdem Kerzen und Taschenlampen bereitgehalten werden. An aufgeladene Akkus für Computer und Mobiltelefone sollte gedacht werden, auch eine Bargeldreserve sollte man haben. Denn bei Stromausfall funktionieren die Geldautomaten nicht.

Im Schwarzwald-Baar-Kreis sollen Notstromaggregate für die Energieversorgung in öffentlichen Gebäuden, wie zum Beispiel dem Schwarzwald-Baar-Klinikum, der Polizei, der Integrierten Leitstelle und dem Landratsamt im Ernstfall den Betrieb aufrecht erhalten, wenn der Strom ausfällt. "Die Landratsämter sind nach dem Landeskatastrophenschutzgesetz untere Katastrophenschutzbehörde. Bei Katastrophen haben sie unter anderem die Aufgabe, den Einsatz von Kräften anzuordnen und zu leiten, die dafür erforderlich sind, dass das Katastrophengeschehen bekämpft wird, Zudem ist sie dafür zuständig, Hilfeleistungen anzuordnen. Der Schwarzwald-Baar-Kreis ist hinsichtlich des Zivilschutzkonzeptes sehr gut aufgestellt", antwortet Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamtes, auf eine entsprechende Anfrage.

"Unser Vorsorgeplan für die im Landkreis wohnende Bevölkerung ist dynamisch aufgestellt und wird unterjährig ständig an aktuelle Situationen angepasst und fortgeschrieben. In der Vergangenheit war es immer wieder spürbar, dass die im Landkreis eingerichteten Mechanismen greifen und unsere Bevölkerung vor drohenden Gefahren bestens schützen", meint Frank. Auch das Land arbeite ständig in Zusammenarbeit mit den Regierungspräsidien und den Unteren Verwaltungsbehörden für den Katastrophenschutz Einsatzplänen und aktualisiert diese fortlaufend. Hierbei seien auch die zivilen Hilfsorganisationen mit eingebunden.

Weitere Informationen: www.bbk.bund.de