Süße Kälbchen und deftiges Landleben – trotzdem ist das Landleben für die hiesigen Bauern von abgedroschenen romantischen Vorstellungen weit entfernt. Foto: Winkelmann-Klingsporn

Nackte Zahlen zeigen: Es geht ums Überleben. Von 1400 Betrieben in 1999 gibt es noch 1000.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Die bäuerliche Landwirtschaft und Direktvermarktung der Produkte aus der Region soll gestärkt werden. Klar ist: mit bäuerlicher Romantik hat die Landwirtschaft trotz Retro-Trend und lodernder Heimatgefühle nichts zu tun.

Die 2013 beschlossene Demographiestrategie für den Landkreis hat inzwischen einige Projekte auf den Weg gebracht. Das jüngste ist die "Strukturstudie Landwirtschaft Schwarzwald-Baar-Kreis", die jetzt im Kreis-Ausschuss für Umwelt und Technik vorgestellt wurde.

Flächenverbrauch wird als dramatisch wahrgenommen

Die Neuland Tourismus, Standort- und Regionalentwicklung GmbH in Aulendorf hat mit Beteiligung der Betroffenen, insbesondere der landwirtschaftlichen Betriebe und der unteren Verwaltungsbehörden, ermittelt, mit welchen Veränderungen und Herausforderungen gerechnet werden muss, wie die Zukunftsfähigkeit der bäuerlichen Landwirtschaft im Landkreis gesichert werden kann und welchen Beitrag dazu die Betriebe selbst, Städte, Gemeinden, Landkreis und deren Verwaltung dazu leisten können.

Die 75 Seiten starke Studie, die den Landkreis 35.000 Euro kostet, beschreibt die Sachlage und macht Vorschläge zu Strategie und Maßnahmen. Dazu wurden die Teilräume Schwarzwald und Baar separat untersucht, statistische Daten aufgearbeitet und Einschätzungen rund um die Landwirtschaft im Landkreis erhoben.

Die Situation im Schwarzwald-Baar-Kreis wird an diesen Zahlen deutlich: 1999 wurden 1400 landwirtschaftliche Betriebe gezählt, 2016 waren es noch knapp 1000. Die Zahl der Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft halbierte sich auf 1000. Deutlich wird der Strukturwandel mit dem Trend zu immer größeren Betrieben und gleichzeitig am erkennbaren Rückgang landwirtschaftlich genutzter Flächen insgesamt, am technologischen Wandel, regulatorischen Herausforderungen und am Image der Landwirtschaft in der Gesellschaft.

Die hiesige Landwirtschaft braucht Unterstützung

Als dramatisch wird der Flächenverbrauch gesehen. Im Schwarzwald-Baar-Kreis hat die Landwirtschaftsfläche von 1996 bis 2014 um 1600 Hektar abgenommen. In diesem Zeitraum wurde über 500 Hektar Wohnfläche, über 200 Hektar Gewerbe- und Industriefläche und knapp 250 Hektar Verkehrsfläche verbraucht. Entsprechend stiegen die Kaufpreise für landwirtschaftliche Flächen.

Darüber hinaus beschreibt die Studie die Leistungsfähigkeit der bäuerlichen Betriebe im Hinblick auf Lebensmittelversorgung der Bevölkerung speziell mit Milch, Getreide und Rindfleisch, und dass die Arbeit der Landwirtsfamilien die Kulturlandschaft als unverzichtbare Grundlage für Naherholung und Tourismus in der Region prägt.

Um künftige Entwicklungen und Herausforderungen zu bestehen, zeigt die Studie 25 konkrete Maßnahmen auf.

In der Diskussion wurde vor einem Konkurrenzkampf von Groß gegen Klein gewarnt (Jürgen Roth, CDU), die schwierige, unsichere Situation der Landwirte unterstrichen (Patrick Bossert, CDU), gleichzeitig wurde aber auch gesagt, dass "Landwirte Unternehmer sind" (Martina Braun, Grüne) und dass es wichtig sei, Aspekte der Studie in die Politik einzubringen.

Die Kreisverwaltung wurde beauftragt, aus der Studie konkrete Umsetzungsschritte einschließlich der erforderlichen Ressourcen zu entwickeln, die dann wieder im Fachausschuss vorgestellt werden.

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Der Deutsche Bauernverband weist auf die hohe Arbeitsproduktivität der Landwirtschaft hin. Im Schwarzwald-Baar-Kreis liegt der Selbstversorgungsgrad bei Getreide bei 48 Prozent, bei Milcherzeugnissen bei 385 Prozent, bei Fleisch sind es 119 Prozent und bei Kartoffeln 16 Prozent. Der Kaufpreis für einen Hektar landwirtschaftlicher Fläche stieg von 9474 Euro in 2005 auf den Höchstwert von 17 446 Euro in 2014. Der Befragung zufolge zeigen sich die Menschen in den bäuerlichen Familienbetrieben zu einem größeren Teil zufrieden mit ihrer Einkommenssituation, auch wettbewerbsfähig, aber zu einem großen Teil zukunftsunsicher. Die körperliche und psychische Belastung wird weitgehend als hoch wahrgenommen.