Thomas Gerth ist beim Polizeipräsidium Tuttlingen zuständig für Prävention. Foto: Schück/Archiv/Montage: Hackenjos

Thomas Gerth leitet Stabsstelle. 80 Prozent aller Häuser sind nicht gegen Einbruch gesichert.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Das Präventionsprojekt "Tu was" soll weitergeführt werden. Das verspricht Thomas Gerth, beim Polizeipräsidium Tuttlingen zuständig für Prävention.

Bei "Tu was" waren im Schwarzwald-Baar-Kreis seit einigen Jahren von Landkreis und Polizeidirektion Bürger ausgezeichnet worden, die mit engagiertem Verhalten und Zivilcourage dazu beigetragen hatten, dass Mitmenschen nicht Opfer von Verbrechen wurden, beziehungsweise, dass die Täter gefasst wurden. In allen fünf Landkreisen, die im Tuttlinger Präsidium zusammengefasst wurden, habe es entsprechende Aktionen gegeben, bei denen Bürger für ihren beherzten Einsatz geehrt wurden. "Wir wollen eine Lösung für das Polizeipräsidium finden", so Gerth. "Das ist aber nicht einfach". Noch offen ist zum Beispiel, ob es eine Aktion für alle Landkreise geben wird, oder ob die Bürger jeweils vor Ort geehrt werden. "Diese Dinge werden gerade geklärt", berichtet Gerth, der vor der Reform Leiter der Kriminalpolizei in Villingen-Schwenningen war.

Prävention ist ein umfangreiches Gebiet. Im Polizeipräsidium Tuttlingen ist es eine Stabsstelle, die Thomas Gerth innehat. "Wir sind seit 19. Januar jeden Tag unterwegs", berichtet Gerth. Beispielsweise an Schulen und Kindergärten. Verkehrsprävention ist ein Thema, außerdem Radwege. Aber es geht auch um Schulwegstraining sowie Gewalt- und Drogenprävention. "Das Neue ist, dass es dieses Angebot flächendeckend gibt", sagt Gerth. Innenminister ReinholdGall und Kultusminister Andreas Stoch hätten es gemeinsam ausgearbeitet. Dazu soll es einen landesweiten Flyer geben. "Wir haben unser Angebot sehr konkret formuliert", sagt Gerth. "Die Polizei hat die Möglichkeit, auf den Kultusbereich einzuwirken. Es gibt kaum eine Schule, bei der Prävention keine Rolle spielt." Zu jedem Thema soll es spezielle Programme geben, beispielsweise für Internet und Smartphone, Mediengefahren und Gewalt. Die Präventionsabteilung der Polizei informiert die Schüler außerdem, was nicht ins Netz gestellt werden sollte, "zum Beispiel, sich relativ freizügig selbst zu fotografieren.

Nicht nur Schulen, sondern auch Betriebe und bestimmte Bevölkerungsgruppen sollen sensibilisiert werden. Zum Beispiel Senioren, dass sie keine Haustürgeschäfte abschließen. Auch häuslicher Gewalt und der Vermeidung von sexuellem Missbrauch gilt die Präventionsarbeit. "Wir informieren, welche Möglichkeiten ein Opfer hat, Hilfe zu bekommen, zum Beispiel beim Weißen Ring.

Relativ neu ist das Gebiet Islamismus-Prävention. "Wir arbeiten mit Moscheen und islamischen Geistlichen zusammen mit dem Ziel, das einige, von denen man weiß, dass sie pro-salafistische Äußerungen von sich gegeben haben, nicht noch nach Syrien auswandern und dort zu Tode kommen. Wir selber sind nicht in der Lage, den Islam zu interpretieren. Deswegen die Zusammenarbeit mit Moscheen und Schulen. Wir versuchen, es gar nicht so weit kommen zu lassen." Thomas Gerth möchte, dass sich Schulleiter an die Stabsstelle Prävention wenden, wenn zum Beispiel bei einem Schüler Gewaltvideos entdeckt werden.

Weiteres Gebiet ist Einbruchschutz: Allen Städten und Gemeinden im Verbreitungsgebiet des Polizeipräsidiums hat die Stabsstelle Kriminalprävention ein Angebot zukommen lassen, vor Ort eine gezielte Informationsveranstaltung zum Einbruchschutz abzuhalten. Gestiegen ist in den vergangenen Jahren nicht nur im Schwarzwald-Baar-Kreis die Zahl der Wohnungseinbrüche. Die Polizei bietet kostenlose individuelle Beratung vor Ort zum Einbruchschutz an. "80 bis 85 Prozent aller Häuser sind unzureichend gegen Einbrüche gesichert", stellt Gerth fest. Er hält es für sinnvoll, dass Einbruchschutz bei Gebäuden vom Gesetzgeber genauso zum Kriterium gemacht wird wie Energieeffizienz. Innungen und Architekten sollten seiner Meinung nach dieses Thema in ihren Angeboten mehr aufgreifen als bisher. "Das Schlimme ist, dass es Häuser gibt, die erst ein Jahr alt und dennoch völlig unzureichend gegen Einbruch geschützt sind", sagt Gerth. "Wenn sich der Bauherr vorher informiert hätte, wäre das nicht passiert". Zwar könne der Einbruchschutz möglicherweise 2000 oder 3000 Euro mehr kosten, sei aber im Vergleich zu einem Einbruch günstiger. In diesem Jahr wird die Stabsstelle Prävention erneut bei der Südwestmesse mit einem Infostand vertreten sein und Aufschluss darüber geben, wie man Einbrüche vermeiden kann.

Weitere Informationen: Wer an Vorträgen zur Prävention interessiert ist, kann mit Thomas Gerth unter Telefon 07461/941150 sprechen. Wer eine persönliche Beratung zum Einbruchschutz wünscht, kann sich unter Telefon 07721/601353 an die Polizei Villingen wenden.