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CDU-Spitzenkandidat tritt im Wahlkreis Donaueschingen-Tuttlingen bie Landtagswahl an.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Joggeli freut sich. Der stattliche Ziegenbock weiß genau, wer ihn mit gelben Rüben beglückt: Guido Wolf. Das große Tier stellt die Vorderbeine auf den Zaun, streckt dem CDU-Spitzenkandidaten den Kopf entgegen.

"Er ist nicht böse", sagt Wolf und streichelt den Geißbock. Das ist wirklich nicht das Grimmsche Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein. Der Wolf rettet dem Geißlein nämlich das Leben: Seit der Landtagskandidat für den Wahlkreis Tuttlingen/Donaueschingen bei einer Sommertour in Blumberg-Achdorf den kleinen Ziegenbock entdeckte, der ihm auf Schritt und Tritt folgte, hat sich Tierfreund Wolf entschlossen, Joggeli zu retten.

In einer Zucht haben nicht viele Ziegenböcke Platz, im Alter von drei vier Monaten, so wie Joggeli damals, müssen sie ihr Leben lassen. "Zuhause konnte ich ihn nicht aufnehmen, obwohl er sehr anhänglich ist", erzählt Wolf. Deswegen vermittelte er das kleine Böckchen an seinen Duzfreund Hans-Dieter Hermann auf dem Risiberg im Landkreis Tuttlingen. Der hatte schon drei Ziegen, die Joggeli jetzt Gesellschaft leisten. Neben seiner urigen Wirtschaft betreibt Hermann einen kleinen Streichelzoo. Dort darf Joggeli bis zum Lebensende wohnen. "Alle vier Wochen besuche ich ihn", erzählt Guido Wolf. Wenn Joggeli etwas angestellt hat, beispielsweise einen Zaun eingerissen, kommt der Politiker dafür auf.

"Ich bin ein großer Tierfreund", sagt der ehemalige Landrat und Bürgermeister. "Wenn die Politik einmal Vergangenheit sein sollte, könnte ich mir vorstellen, auf einem Bauernhof zu leben". Mit ein paar Tieren. Hunde und Katzen sollten dabei sein. Seit ihm der Vater, der dieses Jahr 95 Jahre alt wird, vor vielen Jahren ein Pferd schenkte, sind Pferde seine Lieblingstiere. "Pferde sind etwas Besonderes und das Reiten an sich ist etwas Schönes", sagt er. Wenn der 54-Jährige die Zeit dazu findet, geht er heute noch dem Pferdesport nach. Damals sei es eine schöne Aufgabe gewesen, für das Pferd zu sorgen, erinnert er sich.

Als gebürtiger Weingartner ist er auch Blutreiter und hat bereits 36 Mal als Reiter an den Blutfreitagsfeierlichkeiten teilgenommen, 2015 als Standartenträger der Blutreitergruppe Weingarten. Das große Reitturnier in Donaueschingen gehört seit Jahre n zu den Veranstaltungen, die Wolf mit Begeisterung besucht. Aber nicht nur Pferde mag er, sondern eigentlich alle Tiere außer Insekten.

"Ich bilde mir ein, einen guten Geschmack zu haben."

Er ist mit der Unternehmerin Barbara Wolf verheiratet, die Blumen, Möbel und Einrichtungsgegenstände anbietet. Das Ehepaar hat keine Kinder. Beide sind berufstätig, also bleibt kaum Zeit für ein Haustier.

Guido Wolf kann Frühstück machen und Spaghetti kochen, die Waschmaschine bedienen und den Trockner einräumen. "Ich bin kein Feinschmecker-Koch, aber ich kann kochen", erklärt er: "Ich finde das wichtig. An und für sich könne er alles, was im Haushalt so notwendig sei, außer bügeln. In der eigenen Wohnung mag es der Tierfreund gern "puristisch". Die Einrichtung habe er selbst ausgesucht, erzählt er. Offenbar ist das Resultat gut: "Ich bilde mir ein, einen guten Geschmack zu haben", sagt er selbstsicher.

In Tuttlingen fühlt er sich wohl. "Wenn ich Ministerpräsident werden sollte, werde ich keinen festen Wohnsitz in Stuttgart haben", sagt er. Wenn er in der Landeshauptstadt präsent sein muss, übernachtet er schon jetzt im Hotel. "Das hier ist mein Wahlkreis und mein Lebensmittelpunkt", sagt Guido Wolf mit festem Blick aus der Brille, die sein Markenzeichen geworden ist. "Das eigene Bett ist mir sehr wichtig." Im Moment ist seine Lieblingsfarbe Blau, und er trägt durchaus braune Schuhe zu blauen Anzügen. Wobei er die Anzüge nicht in Italien einkaufe, wie er versichert, sondern in Tuttlingen oder in Ravensburg.

Maximal acht Termine am Tag absolviert er, immer mit Fahrer. "Dann kann ich unterwegs noch ein bisschen schlafen oder nachdenken", erzählt er. Bei acht Terminen am Tag müsse er schon vor Beginn der jeweiligen Veranstaltung überlegen: "Wo bin ich jetzt gerade?" Sonst könne es passieren, dass er aus Versehen die falsche Rede halte. Schließlich, so erklärt der 54-Jährige, "fahre ich momentan kreuz und quer durch Baden-Württemberg."

Morgens schläft er lieber länger und ist abends aktiv

Guido Wolf schläft morgens eigentlich lieber länger und ist abends aktiv. "Vor ein Uhr komme ich nicht ins Bett". Ein Nachtmensch eben. Vor dem Einschlafen liest er manchmal noch ein gutes Buch. Momentan den Ratgeber "Mach was draus" von Matthias Berg.

Wolfs Hobbys sind Joggen, Skifahren und Fahrradfahren. "Ich jogge am liebsten alleine", sagt er. "Manchmal erkennen mich die Leute beim Joggen und dann wollen sie mir Gesellschaft leisten. Aber ich brauche die Ruhe schon für mich."

An diesem Tag hat er bereits vier Termine hinter sich, als er um 11 Uhr bei Joggeli zum Besuch eintrifft. Nachher muss der CDU-Spitzenkandidat in Baden-Württemberg weiter zu einem Treffen nach Wehingen. Er freut sich auf Linsen mit Spätzle, die es dann dort geben wird.

Am Vorabend war Guido Wolf erklärtermaßen "zum ersten Mal seit 54 Jahren" am Schmotzigen nicht bei der Fasnet", sondern in Stuttgart bei einer Podiumsdiskussion, wo es durchaus nicht närrisch zuging.

An diesem Freitag ist nach dem Linsengericht abends noch ein gemeinsames Wildschwein-Essen mit der Tuttlinger Kreis-CDU in Buchheim angesagt. Und das Wildschwein? Was sagt der Tierfreund dazu? "Ich kann nicht alle retten", kommt die spontane Antwort.

"Wenn es gelingt, Leute zum Lachen zu bringen, ist viel gewonnen"

Spontanität und Schlagfertigkeit gehören zu seinen Stärken. Langweilig ist Guido Wolf nicht. Er ist bekannt dafür, dass er aus dem Stehgreif reimen kann. "Ja das muss einem schon in die Wiege gelegt worden sein und mir ist es gegeben", sagt er bescheiden und verweist auf Veranstaltungen, in denen aus seinen Grußworten unversehens Stabreime wurden.

Außerdem schreibt er gerne Gedichte, politische Limericks. Demnächst erscheint die fünfte Auflage eines Buches. Viel Humor ist ein Kennzeichen seiner Reime, die vordergründig harmlos, manchmal auch hintergründig satirisch wie Kabarett wirken können. Das ist der analytische Blick des Menschenkenners. "Wenn es gelingt, die Leute zum Lachen zu bringen und über mich selbst zu lachen", dann sei viel gewonnen. "Das ist mir wichtig", erklärt Guido Wolf.

Trotz der Volkstümlichkeit, die er an den Tag legen kann, ist der ehemalige Bürgermeister und Landrat recht zurückhaltend. "Ich fühle mich wohl unter Leuten, wenn die Leute Mut haben, offen zu reden", sagt er von sich. Und mit ihm reden wollen viele. Das merkt er an seiner Bürgersprechstunde. Was ist außer Humor noch wichtig? Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: "Zielstrebigkeit, und dass man konsequent an einer Sache dran bleibt." Das ist seine Erfahrung als Bürgermeister und Landrat. "Außerdem braucht man Integrationsfähigkeit", sagt er: "Es kommt nicht nur auf einen alleine an, man muss sehen, was die anderen wollen und Kompromisse finden."

Mit zwei Geschwistern ist der 1961 geborene Jurist in Weingarten aufgewachsen. Seine Eltern, so erzählt der der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Landtag, hätten wohl am liebsten gesehen, "wenn ich Anwalt mit einer großen Kanzlei geworden wäre."

Geprägt habe ihn die Mutter, die vor sieben Jahren verstorben ist und aus einer politisch aktiven Familie kam, Guido Wolfs Großvater mütterlicherseits war Landwirtschaftsminister Franz Weiß. "Von von meiner Mutter weiß ich, wie das ist in der Politik: ›Heute heißt es Hosianna und morgen Kreuziget ihn‹", erzählt er. Das Wechselspiel hätten die Eltern ihm ersparen wollen. Aber der Katholik ist optimistisch: "Ich freue mich auf den 13. März, ich bin guter Stimmung", sagt er.

Er will Ministerpräsident werden. "Aber ich weiß: Das wird noch ein harter Weg nach Aschermittwoch." Wichtig ist ihm ein menschlicher Umgang miteinander, auch mit dem politischen Gegner. Vorher hat sein Vater noch Geburtstag, wird 95. Das wird ein großes Fest. "Den Tag habe ich mir frei gehalten", sagt Guido Wolf.

Geißbock Joggeli hat in seinem Stall auf dem Risiberg unterdessen die Karotten offenbar satt. "Ach, du willst das Grün", sagt Wolf und streckt den Karottenbund umgekehrt hin. Begeistert frisst Joggeli das Möhrengrün. Nachdenklich fragt Guido Wolf: "Wie alt wird eigentlich ein Geißbock?" Sieben Jahre ist Joggeli immerhin schon.