Ski alpinNach Dengue-Fieber und Rückenproblemen: Slalom-Ass aus Hochemmingen setzt auf Angriff

Von Gunter Wiedemann

40 Gramm Kürbiskerne, 30 Gramm Sonnenblumenkerne, 150 Gramm Rote Beete, 30 Gramm Paprika, zwei Scheiben glutenfreies Brot und 45 Gramm Apfel. Mit diesem Spezial-Frühstück will sich David Ketterer (21/SSC Schwenningen) nach langer Leidenszeit wieder in Form bringen.

"Die Ernährung ist sehr wichtig. Seit einiger Zeit habe ich einen speziellen Ernährungsplan für Skifahrer. Außerdem schmeckt es", lacht David Ketterer. Den Humor hat der Hochemminger also nicht verloren, obwohl er seit dem vergangenen April von einer Pechsträhne verfolgt wird. Damals bestritt er sein letztes Rennen. Es begann eine Leidenszeit, die bis heute noch nicht ganz zu Ende ist.

Während Felix Neureuther, Fritz Dopfer und Linus Strasser vor 50 000 begeisterten Zuschauern beim Nachtslalom in Schladming auf die Ränge drei bis fünf fuhren und sich nun auf die alpine Ski-Weltmeisterschaft in Vail und Beaver Creek vorbereiten, bleibt für David Ketterer also nur die Zuschauerrolle, wenn es am 15. Februar in Nordamerika um Gold, Silber und Bronze geht. "Ich drücke bei der WM vor allem Linus, mit dem ich zusammen ja viele Wettkämpfe bestritten habe, die Daumen", freut sich Ketterer, der bei der Slalom-DM 2013 – deutlich vor Strasser – den zweiten Platz hinter eben Dopfer belegte, über die Erfolge des deutschen Shooting-Stars.

Auch im vergangenen Winter lief es für den Fahrer des SSC Schwenningen gut. Bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Jasna (Slowakei) holte er nicht nur mit dem deutschen Team Bronze, sondern der heute 21-Jährige schrammte auch im Slalom als Vierter nur knapp am Podest vorbei. Die damaligen Medaillengewinner – Henrik Kristoffersen (Norwegen), Luca Aerni und Daniel Yule (beide Schweiz) – haben sich längst im Weltcup etabliert. "Dies zeigt, wie schnell es gehen kann", schöpft der Hochemminger aus den Erfolgen von Aerni, Strasser und Co. große Motivation für die Zukunft.

Ketterer selbst durfte sich bisher mit den besten Fahrern der Welt in der höchsten "Liga" des alpinen Skisports nicht messen. Dies liegt vor allem am unglaublichen Pech, das der Slalom-Spezialist seit dem 14. April 2014 hatte. Die Leidensgeschichte von David Ketterer begann nach dem damaligen FIS-Rennen im österreichischen Hochfügen.

Den Anfang machte eine geplante Leistenoperation. Wenig später ging es nach einer langen und erfolgreichen Saison auf in den verdienten Thailand-Urlaub. Krabi, Phuket, Koh Tao – dort wollte sich der BWL-Student erholen. "Doch dann habe ich mir dort nach einem Mückenstich das Dengue-Fieber eingefangen", wartete auf David Ketterer nach der Rückkehr nach Deutschland erneut ein längerer Krankenhaus-Aufenthalt. Gewichts- und Muskelmasseverlust waren nur einigen Folgen der gefährlichen Infektion. An eine gezielte Vorbereitung auf den Winter 2014/15 war erst einmal nicht zu denken. Im August sah es besser aus. "Bis Oktober bin ich wieder im Training gewesen, bevor der Rücken mir große Probleme bereitete", stand der 21-Jährige seit diesem Zeitpunkt "nur zwei bis drei Mal auf Skiern".

Die Ursache für die Rückenprobleme kennt Ketterer – trotz zahlreicher Arztbesuche – nicht. "Ein Grund könnte der damalige Leistenbruch sein. Es könnten aber auch Folgen des Dengue-Fiebers sein", geht es für den Hochemminger nun aber auch einfach darum, die Leidenszeit zu beenden. "Ich schaue nach vorne. Vielleicht kann ich in diesem Winter ja noch einige FIS-Rennen bestreiten. Falls nicht, dann greife ich im kommenden Winter nach einer langen und intensiven Vorbereitung wieder an", will Ketterer dann auf jeden Fall seine Weltcup-Premiere feiern.

An dieses Ziel denkt der Medaillen-Gewinner der jüngsten Junioren-Weltmeisterschaft (mit dem deutschen Team) jeden Tag, wenn er nach seinem speziellen Frühstück an sein Werk geht. Krafttraining, Ausdauereinheiten oder Behandlungen beim Physio – Ketterer wird es auch abseits des Schnees nicht langweilig. "Ich werde alles dafür tun, um bald wieder richtig angreifen zu können", verspricht der Hochemminger.