Für Bienen tödlich, für Menschen ungefährlich ist die amerikanische Faulbrut. In Tuningen und Furtwangen ist sie ausgebrochen. Foto: dpa

Furtwangen und Tuningen zum Sperrgebiet erklärt. Veterinär Michael Langer: "Wir haben früh reagiert."

Schwarzwald-Baar-Kreis - "Jetzt lebe ich in guter Hoffnung, dass meine Bienen nicht nach Tuningen fliegen", sagt Wolfgang Dietsche. Der Biesinger ist Hobbyimker und fürchtet die amerikanische Faulbrut. Diese Bienenseuche ist in Tuningen und Furtwangen ausgebrochen.

"Vier Bienenstöcke sind betroffen", erklärt Michael Langer, Leiter des Amtes für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung beim Landkreis. Das gesamte Gemeindegebiet in Tuningen wurde als Sperrgebiet festgelegt. Mehr als zehn Bestände gibt es in Tuningen. "Wir haben relativ früh reagiert, bevor sich die Seuche weiter verbreiten kann", meint Langer. "Die Gefahr der Ausbreitung ist relativ gering." Doch Wolfgang Dietsche ist trotzdem beunruhigt: "Was mir zu denken gibt, ist, dass die Seuche jetzt auch in Furtwangen aufgetaucht ist." Das gesamte Gemeindegebiet Furtwangen wurde zum Sperrgebiet erklärt, das heißt, es dürfen von dort keine Bienenvölker ausgeführt und keine Wanderbienen eingeführt werden. Im Kreis Rottweil an der Grenze zum Schwarzwald-Baar-Kreis soll nach Informationen des Imkers die amerikanische Faulbrut ebenfalls aufgetreten sein.

Trotz der Begriffe "Seuche" und "Sperrgebiet" ist der Erreger für Menschen nicht gefährlich, versichert Michael Langer. Der Honig kann unbedenklich gegessen werden. Die Amerikanische Faulbrut (auch Bienenpest genannt) ist eine Erkrankung der älteren Bienenbrut, nämlich der Streckmaden: Sie befinden sich in der bereits mit einem Wachsdeckel verschlossenen Brutzelle. Im Erkrankungsverlauf löst sich die gesamte Körperstruktur der Larven auf und es bleibt nur eine zähe, braune, schleimige Substanz übrig, die später zu einem dunklen Schorf eintrocknen kann. Die Bezeichnung "amerikanisch" bezieht sich nicht auf ein Ursprungsgebiet, sondern auf den Ort der Entdeckung; die Krankheit tritt weltweit auf. In Deutschland und Österreich ist die amerikanische Faulbrut anzeigepflichtig, in der Schweiz meldepflichtig. "Honig aus anderen EU-Staaten füttere ich nicht zu", berichtet ein Hobbyimker, der ebenfalls hofft, dass seine Bienen verschont bleiben.

"Jeder Imker will, dass seine Tiere weiterleben"

Wenn ein Bienenstock stark betroffen ist, müssen die Bienen getötet werden. "Da bricht einem das Herz, wenn man das machen muss", sagt Wolfgang Dietsche. Bei leichtem Befall können die Bienenvölker durch Kunstschwarmbildung saniert werden. Dabei werden Bienen und Brut getrennt. "Jeder Imker will, dass seine Bienen weiterleben", sagt Dietsche. Dann muss in Kauf genommen genommen werden, dass ein Jahr lang kein Honig geerntet werden kann. "In Tuningen", so weiß er, "geht das nicht mehr, die Bienen bereiten sich schon auf den Winter vor. Das muss der Kollege dann im Frühjahr machen."

Zu Jahresbeginn habe ein Bienenstock ungefähr einen Wert von 300 bis 400 Euro, im Herbst dann nach der Honigernte nur noch 120 bis 150 Euro. Zum Bienenstock muss noch das Wachs gerechnet werden, alles in allem habe ein Bienenstock einen Wert von ungefähr 500 Euro. Als Entschädigung bei einer Seuche gibt es 60 bis 80 Euro. Das, so Hobbyimker Dietsche, deckt die Unkosten bei weitem nicht. Denn ein Hobbyimker besitze im Durchschnitt zirka zehn bis 20 Völker, pro Volk entstehe ein Schaden von 600 bis 1000 Euro. "So ein Schaden geht schon in die Zehntausende", sagt er. Das könne dann den Totalschaden bedeuten. Zum Glück sei keiner der betroffenen Imker beruflich von der Honigernte abhängig.

Die amerikanische Faulbrut ist in den vergangenen Jahren öfters an einzelnen Orten im Schwarzwald-Baar-Kreis festgestellt und eingedämmt worden. Als eine Ursache nennt Veterinär Langer den Zukauf fremder Völker. Wolfgang Dietsche betont, dass Imker die Bienenstöcke im "Top-Zustand" halten müssten, dann seien die Bienen vom Immunsystem her eher in der Lage, die Sporen der Faulbrut zu verkraften, die nach Ansicht von Dietsche sehr verbreitet seien. "Solange die Bienenstöcke in Ordnung sind, wird das alles unterdrückt".

Die Bienen legten auf der Suche nach Nahrung große Strecken zurück. Wenn sie nicht genug Nahrung hätten, würden sie in anderen Bienenstöcken "räubern" und sich möglicherweise anstecken. Weitere Ursachen seien zum Beispiel der Tod eines Imkers, wenn die Erben kein Interesse an den Bienen hätten und sie sich selbst überließen. Oder ältere Imker, die mit den Bienenstöcken überfordert seien. Diese sollten die Bienen dann lieber abgeben, meint Dietsche. Wenn die Seuche ausbricht, stehen die Imker machtlos da: "Im Prinzip kann man nicht viel machen, die Bienen kann man nicht einfach einsperren." Man müsse zuvor sehen, dass die Bienen gefüttert würden, so dass diese nicht in Versuchung kämen, woanders zu räubern. "Wichtig ist, wenn man es feststellt, muss man das Veterinäramt anrufen, das dann die entsprechenden Maßnahmen einleitet."