Drei Präsidenten beim Neujahrsempfang der Handwerkskammer Konstanz und der IHK Hochrhein-Bodensee im Konstanzer Konzil (von links): Kurt Grieshaber (IHK), Norbert Lammert (Bundestag) und Gotthard Reiner (Handwerk). Foto: Schindler

Neujahrsempfang der Kammern im Konstanzer Konzil mit Bundestagspräsident Norbert Lammert.

Schwarzwald-Baar-Kreis/Konstanz - Rund 1000 Gäste kamen gestern Abend in das sanierte Konzilgebäude in Konstanz zum Neujahrsempfang der Handwerkskammer und der IHK Hochrhein-Bodensee.Nach einer aktuellen Umfrage blickt das Handwerk nicht sorgenvoll in die Zukunft, denn der Binnenmarkt und das Geschäft mit den Häuslebauern boomen, so Präsident Gotthard Rainer.

Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Behörden waren gekommen, um traditionell dem Festredner zu lauschen. Bundestagspräsident Norbert Lammert hatte es nicht weit, von seinem Wohnsitz in Überlingen nach Konstanz zu kommen. Im Mittelpunkt seiner Rede standen Europa und der Euro. Lammert stellte eindeutig fest, dass es ohne die europäische Union und die Einheitswährung Deutschland wesentlich schlechter ginge. Dies falle dem Bürger nicht auf, da es für ihn Normalität sei. Wenn man aber in die Vergangenheit blicke, sei dies nicht normal. In Europa herrschte immer wieder Krieg. "Die Stabilität erwuchs erst durch die Freundschaftsverträge mit den Nachbarstaaten", sagte Lammert. 50 Jahre bestehe jetzt schon die Freundschaft mit Frankreich. In Europa gebe es seitdem Wohlstand und Sicherheit. Im einen Land mehr, im anderen weniger.

Wer nur auf Deutschland allein setze, werde in der globalen Welt untergehen, so der Bundestagspräsident. In der Weltbevölkerung mache Deutschland nur 1,4 Prozent aus. Der Anteil sei sogar, auf Europa bezogen, rückläufig.

Die ständige Diskussion um die Eurokrise sah Lammert als kontraproduktiv an. Das Bruttosozialprodukt der einzelnen Länder wäre wesentlich geringer als zusammen in der EU. Die Wertschöpfung im Euroraum liege um 330 Milliarden Euro höher als bei nationalen Währungen.

"Wir sollten den überschuldeten Ländern unter Auflagen helfen"

Allein Deutschland profitiere davon mit 160 Milliarden Euro. Wie es im angelaufenen neuen Jahr mit der Eurokrise weitergehe, könne er ehrlich nicht sagen. "Uns geht es trotzdem besser und wir sollten den überschuldeten Ländern unter Auflagen helfen", meinte Lammert, "auch wenn es dafür keine Vorschrift gibt."

In der Demokratie müsse jeder für den anderen Verantwortung tragen. Bequemlichkeit habe in der Demokratie nichts zu suchen, so der Bundestagspräsident abschließend.

In einer Diskussionsrunde ging es dann um das Thema Ehrlichkeit. Für den Handwerkskammerpräsidenten Gotthard Reiner ist diese besonders wichtig, da die Kunden ja in der Region wohnen. "Da hat man schnell wertvolles Kapital verspielt", meinte er.

Angesprochen wurden auch regionale Probleme. Beim Fluglärmstreit spricht sich IHK-Präsident Grieshaber für einen fairen Kompromiss aus. Dazu gehörten zwei Seiten, die Schweizer und die Deutschen, die aufeinander zugehen müssten. Klar sei, dass der Zürcher Flughafen für beide Seiten wichtig sei. Norbert Lammert sprach sich ebenfalls für weitere Gespräche aus. Es müsse eine Lösung gefunden werden, da ja immer mehr Leute fliegen wollten..

Handwerkskammerpräsident Gotthard Reiner sieht die Region zwischen Schwarzwald und Bodensee verkehrlich etwas in die Ecke gedrängt.

Der Ausbau der Gäubahn und der Hochrheinbahn müssten schnell vorangetrieben werden. Auch müsse die Technik des Schienennetzes funktionieren. Defekte Bahnübergänge erlebte er selbst in der Praxis.

Bundestagspräsident Norbert Lammert erhielt vom Innungsmeister der Bäckerinnung Schwarzwald-Bodensee, Klaus Tritschler (Villingen-Schwenningen) zum Abschluss eine Neujahrsbrezel überreicht. Danach gingen die Gäste zum Smalltalk im Konzil über.