Foto: Schütte

Entscheidung in Schwäbisch Gmünd: Namenssuche wird live via Stream im Netz übertragen.

Schwäbisch Gmünd - Sie bezeichnen sich als "Tunnelkids" und "neue basisdemokratische Generation", sie wollen die Stadt Schwäbisch Gmünd mit einer "friedlichen Revolution" in einen "Ausnahmezustand mit Spaßfaktor" versetzen. Eine Interessengruppe im sozialen Netzwerk Facebook möchte in dieser Woche die Stadtväter davon überzeugen, den berühmten italo-amerikanischen Schauspieler Bud Spencer zum Namenspatron des neuen, 2,2 Kilometer langen Stadttunnels zu erklären.

Der Live-Stream zur Entscheidung - hier von 15 Uhr an

Am Mittwoch fällt die Entscheidung im Gemeinderat, der aufgrund des Medien- und Publikumsansturms voraussichtlich in der Stadthalle tagen wird. OB Richard Arnold wird in Radio- und Fernsehinterviews nicht müde, für einen friedlichen Ablauf der angekündigten Demonstrationen zu werben, um damit auch der Kultfigur Bud Spencer gerecht zu werden. Der 84-Jährige hat aus Rom bereits gerührt übermitteln lassen, dass er gerne zur Tunneleröffnung Ende nächsten Jahres kommen würde.

Ein lokaler Bezug des Namens sollte erkennbar sein

Die Woche der Entscheidung begann mit einer "Montagsdemo". Mit Trillerpfeifen, T-Shirts und Plakaten versammelten sich etwa 300 Bud-Spencer-Tunnelfans am späten Abend am Bahnhof zu einer turbulenten Kundgebung. Es folgte ein spontaner Demonstrationszug vors Rathaus und die Besetzung eines Spielplatzes mit Transparenten. Der ganz große Aufmarsch aber soll Mittwoch zur Gemeinderatssitzung erfolgen.

In der von der Stadtverwaltung selbst initiierten Abstimmung im Internet haben sich schon weit über 100.000 Menschen aus ganz Deutschland für den Bud-Spencer-Tunnel ausgesprochen. Die Stadt hatte es gemeinsam mit dem Regierungspräsdium gut gemeint und dieses offene Bürgerverfahren für die Namensgebung des derzeit modernsten und auch teuersten Straßentunnels Deutschlands gewählt. In einer ersten Umfrage waren die Bürger gebeten worden, Namensideen zu nennen. Bedingung: Ein lokaler Bezug des Namens sollte erkennbar sein.

Eine Sommeliebe in Schwäbisch Gmünd

Zunächst zeichneten sich gediegene Namen ab, so etwa Salvator-Tunnel (Wallfahrtsstätte) oder Einhorn-Tunnel (Gmünder Wappentier). In der Liste fürs aktuelle Internet-Voting tauchte dann aber auch Bud Spencer auf, alias Carlo Pedersoli. Als Mitglied der italienischen Nationalmannschaft der Schwimmer und Wasserballspieler war der "Stier von Rom" 1951 und 1954 zu Wettkämpfen in Schwäbisch Gmünd gewesen.

Hierbei rankt sich auch eine Geschichte mit zwischenzeitlichem Kult-Charakter um den späteren Helden von zahlreichen Wildwest- und anderen Filmen: Carlo Pedersoli verliebte sich in die hübsche Bäckerstochter Brigitte Schall. Was folgte, war eine schöne Sommerromanze. Über Facebook wurde nun eine Lawine ausgelöst, die die Internetabstimmung der Stadtverwaltung völlig überrollt hat. Im Rathaus bemüht man sich in höchster Verlegenheit, die im Internet angeheizte Stimmung wieder abzukühlen. Allein, die "Tunnelkids" legen nach. Das Bergmassiv, das vom "Bud-Spencer-Tunnel" durchquert wird, solle von Lindenfirst in "Terence Hill", den legendären Filmpartner, umgetauft werden.