Pfarrer Michael Jonas (rechts) mit Architekt Roland Hess vor der farblich neu gestalteten Eingangstür des Gemeindehauses. Links: Details im Innern. Fotos: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Evangelisches Gemeindehaus: Neuer Glanz für altes architektonisches Juwel

Mit Liebe zum Detail wird die Außenfassade des denkmalgeschützten evangelischen Gemeindehauses in der Oberndorfer Straße nach dem historischen Vorbild saniert

Schramberg. Nach der Restaurierung des Altarfensters der Stadtkirche, nach dem Guss und der Weihe der vier neuen Glocken ist die Fassadensanierung des Gemeindehauses in der Oberndorfer Straße das dritte wichtige Projekt in Folge der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Schramberg und Lauterbach. Optisch und energetisch war das Gebäude in die Jahre gekommen.

"Bei der Sanierung der Oberndorfer Straße wollen auch wir einen Beitrag zur Neugestaltung leisten", erklärt Pfarrer Michael Jonas. Nicht nur der Putz und die Farbe der Außenwände, auch die Fenster werden erneuert. Alle Arbeiten sind mit dem Freiburger Dienstsitz des Landesamtes für Denkmalpflege abgestimmt.

"Denn architektonisch interessante Bauten aus dem Bauzeitraum in den 20er-Jahren sind dünn gesät", betont Jonas. Wisst Ihr überhaupt, was Ihr für ein Juwel da habt, hätten ihn Denkmalamt und der Architekt und Kirchengemeinderat Roland Heß bei der Sichtung der notwendigen Arbeiten gefragt.

Eingeweiht war das Gemeindehaus am 25. September 1927 geworden. Es ersetzte das alte Vorderhaus an der gleichen Stelle. Noch bis in die frühen 80er-Jahre beherbergte das Gebäude auch die Krankenstation. Geführt von acht Diakonissen vom Mutterhaus Aidlingen, sie wohnten zu der Zeit im Obergeschoß. Das Hinterhaus mit seinem Albert-Schweitzer-Saal war schon 1916 erbaut worden. Ehrenbürger Kommerzienrat Erhard Junghans (1849-1923) hatte es der evangelischen Kirchengemeinde geschenkt.

Das Denkmalamt hatte Proben vom Putz, auch von den Farben an Fenstern und Türen des Vorderhauses genommen, um eine Vorstellung von der ursprünglichen Farbgebung zu bekommen. "Mineralischer Putz und Farbe wie in den 20er-Jahren – es ist alles akribisch recherchiert worden, wie es damals war", berichtet Jonas. Alles, was nicht dem historischen Befund entspricht, sollte entfernt werden. In diesen Tagen wird zum Beispiel der Teil des Putzes abgeklopft, der Kunststoffpartikel enthält.

Die historische Eingangstür lässt bereits ahnen, wie eindrucksvoll das Gebäude nach dem Ende der Sanierung aussehen wird. Sie wurde aufgearbeitet, besser wärmeisoliert und mit einem warmen Rubinrot lackiert, der ursprünglichen Farbe.

"Der Kirchengemeinderat war von diesem historischen Befund überrascht und musste sich erst mal daran gewöhnen", erzählt Jonas. Die von einem Schramberger Schreinerbetrieb eingebauten Fenster sind wie die ursprünglichen wieder weiß und durch Sprossen geteilt.

Schichtweise abgenommene Proben von den Fenstereinfassungen haben ergeben, dass die ursprüngliche Farbe ein grünliches Gelb war. Das muss noch gemischt und aufgebracht werden. Im Hinterhaus innen wurde auch am Albert-Schweitzer-Saal gearbeitet: Die alten Milchglasscheiben wurden durch wärmeisolierte Fenster mit durchsichtigem Glas ersetzt.

"Der Saal ist jetzt nicht mehr abgeschottet nach außen, man kann wieder ins Grüne und auf andere Gebäude blicken", stellt Pfarrer Jonas fest. Diese Arbeiten mussten nicht mit dem Denkmalamt abgestimmt werden. Putz und Farbe des Sockels des Vorderhauses werden übrigens erst erneuert, wenn die Arbeiten an der Oberndorfer Straße beendet sind.