Akkordeonorchester Waldmössingen präsentiert sich zum 30-jährigen Bestehen formvollendet mit exzellenten Orchestern und Ensembles
Von Antonie Anton
Schramberg-Waldmössingen. Eine perfekte Show mit abwechslungsreichem Programm und exzellenten Interpreten bot das Akkordeonorchester Waldmössingen unter der Leitung von Dieter Witz beim Jubiläumskonzert zum 30-jährigen Bestehen in der Kastellhalle.
Nicht nur die vielen Mitwirkenden in den drei Formationen Tastenwürmer, Teenieorchester und 1. Orchester begeisterten, sondern auch die preisgekrönten Ensembles mit ihren anspruchsvollen Stücken. Dass die Performance auch gut übertragen und ins richtige Licht gerückt wurde, dafür sorgte eine ausgefeilte Licht- und Tontechnik. Vorsitzende Michaela Haag begrüßte in der dicht besetzten Halle unter den Gästen auch Oberbürgermeister Thomas Herzog mit Gattin und den stellvertretenden Kreis- und Bezirksdirigenten Uwe Rapp. Mit Stolz wies sie auf den Kreismeistertitel mit der Note ausgezeichnet hin, den sich das Teenie-Orchester vor kurzem erspielt hatte.
Auch die jüngsten Spieler der Tastenwürmer hatten einen Pokal beim Kreisjugendtreffen erobert. Sie eröffneten, charmant angesagt von Melanie Kaupp, das Konzert mit ihrem Wertungsstück "Zwergen-Suite 1" von M. Matuszewski. Klar, dass der stürmische Applaus des Publikums mit einer Zugabe belohnt wurde. Aus akutellem Anlass (1. Platz mit der Note "Hervorragend" beim Kreisjugendtreffen) wurde das Vortragsstück des jungen Duos Eva Maurer und Vivien Kaupp ins Konzertprogramm aufgenommen. Mit ihren drei Sätzen von H. P. Klein bewiesen die Preisträgerinnen Fingerfertigkeit, Gestaltungsvermögen und hervorragendes Zusammenspiel.
Da 2014 ein Ensemble des Akkordeonorchesters Waldmössingen für den Musikschul-Preis ausgewählt wurde, kamen nun beim Jubiläumskonzert die Zuhörer in den Genuss, die "Simple Symphonie" von Benjamin Britten, die im November im Schramberger Schloss vorgetragen wurde, ebenfalls zu hören. Ausführende waren Lea Maurer, Bianca Rütten, Leila Witz, Timo Armbruster, Jonas Faißt und Laurin Witz. Durch die transparente Struktur mit polyphonen Einsätzen und glasklaren Läufen war jeder Spieler in gleicher Weise gefordert.
Nicht weniger erfolgsverwöhnt mit der Note "Hervorragend" und dem Kreismeistertitel 2015 präsentierte sich das Teenieorchester mit den Wertungsstücken "Micro-Suite Nr.3" von Wolfgang Russ und "Agadir" von Ralf Schwarzien.
Namens des Orchesters dankte Ansagerin Melanie Kaupp dem musikalischen Leiter für dessen Geduld und Glauben an ihr Können und sein Fordern und Fördern getreu dem Wahlspruch "Nur unter Druck steigt der Ballon". Beim Mini-Tango stark im Rhythmus, änderte das Orchester den Stil beim "Spiritual" mit bluesigen Akkorden, um bei der kraftvollen "Brass Bande Parade" im Big Band Sound zu musizieren. Scharfes Marimbaphon und gepfeffertes Schlagzeug gepaart mit orientalischen Klängen zeichneten die Komposition "Agadir" aus,
Das 1. Orchester, moderiert von Elisabeth Reuter, begrüßte die Zuhörer mit dem Rock-Titel "Child’s Anthem" von der Rockband Toto in einem Arrangement von H-G. Kölz, Harter Beat und grelle Lichtfarbenwechsel verstärkten die effektiven Signale, während das eigentliche Thema, umspielt von den Triolen der 1. Stimme, in schöner Dynamik dahinströmte.
Mit dem Erfolgstitel "Danzón No.2" aus der Feder des mexikanischen Komponisten Arturo Márquez stellte sich das Orchester einer besonderen Herausforderung an virtuoser Tastenakrobatik und südamerikanischem Tanzrhythmusfeeling. Unter der engagierten Leitung des Dirigenten gaben sich die Spieler ganz dem hochdramatischen Klanggeschehen hin.
Unterstützt durch Leinwandbilder aus dem Western "Die glorreichen Sieben" erklang darauf die Titelmusik dieses Filmes von Elmar Bernstein, für Akkordeonorchester arrangiert von Thomas Bauer. Die Schlagzeugschüsse wurden ergänzt durch "echten" Pistolenknall. Einen Abstecher in die Jazzmusik unternahm das Orchester mit dem Rock-Jazz-Arrangement "Mercy, Mercy, Mercy", bei dem die Keyboard-Improvisation von Sebastian Sartor zusammen mit dem Schlagzeug-Solo von Lukas Witz unter die Haut ging.
Mit dem bekannten Duke Ellington-Titel "Akkordion Joe" verband das Orchester eine Überraschung nach der anderen. Vor der Bühne traten die Jazzmusiker Thomas Katz, Akkordeon, und Laurin Witz, Melodika, in einen heißen Dialog, während Linus Witz humorvoll den Gesangspart als Joe übernahm.
Mit dem James-Bond-Titelsong "Live and let die" von Paul & Linda Mc Cartney in der Bearbeitung von H-G. Kölz servierte das vielseitige Orchester ein brandneues Arrangement, das erst im November 2014 im Trossinger Konzerthaus uraufgeführt wurde. Über den weichen Keyboard-Akkorden erhob sich das brillante Solo von Leila Witz, deren Finger scheinbar mühelos über die Tasten glitten. Die Dramatik wurde bühnenwirksam durch scharfe Licht- und Toneffekte mit aufgeregtem Schlagzeug gesteigert.
Der stürmische Applaus des Publikum ließ sich nur durch zwei Zugaben zufrieden stellen, furios und mit leidenschaftschaftlichem Tanzfieber "Lord of the Dance" und, begeistert aufgenommen, die Wiederholung des "Akkordion-Joe" mit den hinreißend agierenden Solisten.