Orgelkonzert: Wettbewerbs-Preisträgerin von 2016 beeindruckt mit machtvollem Gastspiel in Heilig Geist
Sie steht noch vor dem Konzertexamen an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart, doch ihre Konzertreife hat sie schon seit 2007 in Südkorea und Deutschland bewiesen.
Schramberg. In Schramberg wurde Soyon Park bekannt durch den fünften Internationalen Orgelwettbewerb um den Schramberger Eberhard Friedrich-Walcker-Preis 2016, wo ihr von der Jury der erste Preis verliehen wurde. Unter den zahlreichen Zuhörern ihres Orgelkonzerts in der Pfarrkirche Hl.Geist befand sich auch der Vorsitzende der Jury, ihr Hochschullehrer Professor Ludger Lohmann, bei dem sie 2016 schon den Master abgeschlossen hat. Immer noch ist es eher eine Seltenheit, unter den Orgelsolisten eine Frau zu finden, doch Soyon Park bringt sowohl eine reiche Konzerterfahrung als auch eine immense Souveränität mit, die sie auch an der historisch restaurierten romantischen Späth-Orgel, unter Beweis stellte. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass sie eine große Zukunft als international gefragte Orgel-Interpretin vor sich haben wird.
In seiner Begrüßung betonte der Vorsitzende des veranstaltenden Vereins Schramberger Orgelkonzerte, Gebhard Pfaff, dass man stolz sei, die erste Preisträgerin des vergangenen Wettbewerbs für dieses Herbstkonzert als Solistin gewonnen zu haben. Die romantische Orgelmusik werde in ihrem Programm besonders gewürdigt.
Die Organistin eröffnete ihr Konzert, dessen Programm vom Frühbarock bis zur Gegenwart reichte, mit der Toccata in a von Johann Jacob Froberger. Das Werk in kontrapunktischer Satzkunst brachte das Thema in verschiedenem Registerklang und differenzierter Dynamik zu Gehör. Zum Abschluss ertönte es in triumphalem Klang mit leuchtendem Sound.
Mit zwei Werken aus der Feder des Altmeisters der barocken Orgelkunst, J. S. Bach schuf die Interpretin einen ersten Höhepunkt. Vom ersten Augenblick an fesselte sie die Zuhörer mit dem kraftvollen Temperament des Präludiums in C-Dur BWV547, das sie mit stürmischer Musizierfreude präsentierte. Die auf- und absteigenden Sequenzen erfüllten den Kirchenraum mit dem Glanz ihrer Harmonien. Bei der Fuge erklang ein mächtiges Thema, das sich in Stufen durch den Kosmos der Stimmen wand und durch Höhe, Glanz und Strahlkraft mit den schwarzen Bässen kontrastierte. Getragen erklang das Choralvorspiel in Moll "O Mensch, bewein dein Sünde groß". Die feierliche Choralmelodie war kunstvoll mit barocker Verzierkunst ausgeschmückt, wodurch eine sehr emotionale Wirkung auf die Zuhörer entstand. Diese Wirkung wurde noch verstärkt durch den chromatischen Abstieg in den Schlussakkorden.
Nicht zufällig ließ die Interpretin Präludium und Fuge in c-moll Nr.1 aus der Feder des Bach-Neuentdeckers Felix Mendelssohn-Bartholdy folgen. Trotz der Moll-Tonart kam das Präludium gewaltig und stürmisch daher, mitreißend und voller Musizierdrang. Der Klang erreichte mit aufblühenden Höhen brillante Gipfelpunkte. Aus Akkorden ergossen sich gewaltige Kaskaden bis zu den triumphalen Schlussakkorden. Die Fugenstimmen setzten kanonisch ein und verwoben sich zu einem herrlichen Klangteppich.
Als bewussten modernen Gegenpol setzte die Solistin die Variation "Ave regina coelorum" aus den "Marianischen Antiphonen" von Hermann Schroeder. Das Thema wurde zunächst wie eine Singstimme von einem weichen Blasregister vorgetragen und danach in fünf Variationen durch Überstimmen, Tempoänderung, Verfremdung und kontrapunktische Bearbeitung immer mehr gesteigert bis zum gewaltsam drängenden und flehenden Sirenenklang, der die Kirche erbeben ließ.
Mit dem kolossalen romantischen Werk "Präludium und Fuge über den Namen Bach" von Franz Liszt ließ die Interpretin ein drittes Mal die aus dem Barock überkommenen Formen erklingen, nunmehr stilistisch wieder völlig neu. Die Idee, die Buchstaben des Namens des barocken Altmeisters in Töne umzusetzen und diese Umsetzung so eindrucksvoll und ergreifend zu gestalten, konnte nur von einem genialen Musiker stammen. Mächtig dröhnte der Orgelklang bei der Einführung und löste sich in fulminante Kaskaden und Sequenzen auf, bis die vier Töne machtvoll aufstrahlten. Kreisend in einem gigantischen Zirkel, steigerte sich das Thema zum siegreichen Höhepunkt und gewann nach chromatischem Abstieg erneut Volumen und Tempo. Das grandiose Finale mit den rumorend zirkulierenden Bässen und den schattenhaften Staccati gab auf alle offenen Fragen eine harmonische Antwort, die noch lange im Kirchenraum nachhallte.
Ans Ende ihres überwältigenden Konzerts stellte Soyon Park die moderne Komposition "Transports de joie" aus "L´Ascension" von Olivier Messiaen. Dissonante Schreie und Parallelklänge, huschende Läufe über die Manuale, unter die Haut gehende alarmierende Akkorde und schwarze Bässe drückten ein Gewitter von Gefühlen verschiedenster Art aus. Mit stampfenden Schritten schien ein Riese über die Tasten zu schreiten, dazwischen ein huschendes Zwergenvolk. Der grandiose lang anhaltende Applaus war Ausdruck der tiefen inneren Bewegung der Besucher dieses höchst beeindruckenden Orgelkonzetts.