Die beiden jungen französischen Interpreten Romain Leleu, Trompete (rechts) und Jean-Baptiste Robin, Orgel. Foto: Anton Foto: Schwarzwälder-Bote

Silvesterkonzert: Gutes Gefühl zum Jahreswechsel vermittelt / Interpreten überzeugen mit hohem Können

Zwei Weltklasse-Musiker waren zu Gast beim traditionellen Silvesterkonzert des Vereins Schramberger Orgelkonzerte an der berühmten historisch restaurierten frühromantischen Walcker-Orgel.

Schramberg. Auf dem Programm, in das der Organist und stellvertretend für ihn Gebhard Pfaff vom Verein Schramberger Orgelkonzerte einführten, standen Werke aus Barock, Romantik und Neuzeit.

Passend zum festlichen Anlass erklang zur Eröffnung die Suite D-Dur von Händel aus der Wassermusik, bei der Trompete und Orgel im Dialog und im Miteinander in Läufen und Sprüngen Freude und Glanz ausstrahlten. Im Allegro krönte die strahlende Trompetenstimme die lebhaften Achtelfiguren der Orgel. Langsam und gemessen wurde der Schritt bei der Marche mit akkurater rhythmischer Gestaltung.

Mit dem Titel "Noel X" stellte der virtuose Orgelsolist das bekannte französische Weihnachtslied "Guter Josef, hör mich an" in immer neuen Variationen vor. Zuerst im lieblichen Flötenregister in schöner Zweistimmigkeit, ging der Sound in immer neuem Registerklang bis zum Zungenregister über und die Melodie wurde durch bewegte Unter- und Überstimmen mit viel Zierart ausgeschmückt. Zweifaches Echo erzeugte eine imposante Fernwirkung.

Beim "Concerto D-Dur" von Bach/Vivaldi war die Trompetenstimme stark von der Handschrift der italienischen Geige geprägt. Flüssige Läufe mit schöner Dynamik kennzeichneten das Allegro. Im Larghetto erklang von der Trompete eine zu Herzen gehende klagende Weise mit starkem Ausdruck. Die Orgel begleitete mit schönen Arpeggien und weichen Akkorden. Fast weihnachtlich erklangen die Läufe beim Allegro, in dem die Trompete mit rasanten Stakkati einen besonders kunstvollen Part besaß.

Das besondere Klangspektrum der Walcker-Orgel gab der Fantasia G-Dur von Bach ein besonderes Gepräge. Hier konnte der Orgelsolist alle Möglichkeiten an Klang, Volumen und Ausdruck ausreizen. Die Dreiteilung sollte die Dreifaltigkeit widerspiegeln, wie zu Anfang erklärt worden war.. Beginnend mit gläsernem Sprudeln mündete das Thema in majestätisches Klangvolumen, das den Kirchenraum füllte. Nach dem Trugschluss floss der Melodienstrom mit Sechzehntelbewegungen weiter bis zum sakralen Schlussakkord.

Harmonisches Wechselspiel

Der zweite Konzertteil war der zeitgenössischen Musik gewidmet. Am Beginn standen die "Récits héroiques" aus der Feder des Organisten Robin. In den beiden Sätzen "Appel" und "L´ange noir" bearbeitete er die Belagerung einer Stadt und die schließliche Befriedung. Über gläsernen Orgelstimmen blies die Trompete zum Appell. Das Orgelspiel wurde alarmierender, die Trompete kündigte Gefahr an. Der Ausdruck wuchs ins Bedrohliche, bis sich die Lage mit leichterem Registerklang etwas entspannte, doch blieb der Schluss offen.

Bei den "Litanies" von Jehan Alain wurde der Orgelklang immer voller, leuchtender. Das Zungenregister glich einer Singstimme. Der Klang nahm zu an Kraft und Majestät bis zum fulminanten Finale. Einen brillanten Schlusspunkt setzten die beiden Virtuosen mit dem romantischen Glanzstück "Thema mit Variationen- Concerto F-Dur" von Amilcare Ponchielli.

Das herrliche Zusammenspiel mit einer ausgelassen hüpfenden volkstümlichen Melodie ging in ein harmonisches Wechselspiel über, doch nahm die Trompete mit schmetternden Stakkato-Einsätzen immer mehr Fahrt auf, die Läufe wurden kunstvoller, atemloser. In einmaliger Kunst- und Fingerfertigkeit und Blastechnik steigerten sich die Meister zu einem selten gehörten Gipfel der Virtuosität. Entsprechend groß waren die stehenden Ovationen der hingerissenen Zuhörer

Die Zugabe "Melodie" von Ch. W. Gluck war in ihrer herrlichen Trompeten-Kantilene etwas fürs Herz, denn bei diesem wunderschönen Stück konnten die Zuhörer in Klangschönheit baden und mit diesem guten Gefühl den Jahreswechsel positiv antreten.