Erich Moosmann und seine Beamten haben auch nach der Polizeireform genügend zu tun. Die zwei zusätzlichen Kräfte, die im März kamen, sind allerdings schon wieder weg. Foto: Wegner

Schramberg weiter eine sichere Stadt. Wermutstropfen: Die Aufklärungsquote sinkt ebenfalls. Mit Kommentar.

Schramberg - Schramberg ist immer noch eine der sichersten Großen Kreisstädte in Südbaden. Doch wo sie genau im Ranking steht, das kann nicht mehr gesagt werden: Mit der Polizeireform hat sich auch die Statistik verändert.

Beachtet werden muss bei der Statistik zudem, dass es sich um eine Tatortstatistik handelt. Dies bedeutet, dass nur diejenigen Taten aufgeführt sind, die in Schramberg verübt worden sind; nicht jedoch diejenigen, die außerhalb begangen werden und deren Folgen Personen aus Schramberg betreffen. Und diese Delikte wie Internet- oder Telefonkriminalität, sowie Computerbetrug nehmen zu.

Die in Schramberg erfasste Zahl an Straftaten 2013 war mit 683 Fällen noch nie so gering wie in den vergangenen 30 Jahren – mit einer Ausnahme: 1987 lag die Zahl der Taten bei 681 Fällen. Doch damals zählten die Tennenbronner Delikte (2013: 33) noch nicht in die Statistik von Schramberg hinein ( die Stadt hatte aber mehr Einwohner als heute). 2103 ging aber auch eine Zahl zurück, was dem Leiter des Schramberger Polizeirevier, Erich Moosmann, wenig gefällt: Die Aufklärungsquote. Lag diese 2012 noch bei knapp zwei Dritteln sank sie 2013 um 6,1 auf 59,7 Prozent.

Damit liegt sie nur noch knapp über dem Landesdurchschnitt (58 Prozent). Die Gründe für den Rückgang sind laut Moosmann "deliktspezifisch", so gebe es keine oder unzureichende Ermittlungsansätze bei Sachbeschädigungen und auch der Rückgang von Straftaten, bei denen es eine Täter-/Opferbeziehung gibt, wirke sich aus.

Bei der Häufigkeitszahl, die die Kriminalitätsbelastung in Straftaten pro 100 000 Einwohner ausdrückt, liegt der Wert für das Jahr 2013 bei 3299. Im Vergleich dazu liegen andere Große Kreisstädte wie Horb bei 4154 oder Freudenstadt mit 7424 deutlich höher. Im Bericht des neuen Polizeipräsidiums ist Schramberg mit deutlichem Abstand die Stadt mit der geringsten Kriminalitätsbelastung und liegt dabei sogar noch vor mehreren, teilweise erheblich kleineren Städten.

Eine auffällige Zunahme von bestimmten Fällen gibt es im vergangenen Jahr nicht, wie Schrambergs Polizeichef Erich Moosmann erläutert. Zwar seien die Betrugsdelikte deutlich von 62 auf 84 Fälle angestiegen, dabei müsse aber beachtet werden, dass es 2012 einen außergewöhnlichen Rückgang von 113 auf 62 Fälle gegeben habe, der nun teilweise ausgeglichen worden sei. Auch 2011 seien die Betrugszahlen im dreistelligen Bereich gelegen.

Rückgänge bei den Fallzahlen gab es laut Statistik beim Diebstahl "ohne erschwerte Umstände" von 230 auf 158; allein die Zahl der Anzeigen von Ladendiebstählen reduzierte sich von 85 auf 52 (minus 38,8 Prozent). Um 18 Prozent auf 68 gingen die "besonders schweren Fälle von Diebstahl" zurück. Dabei müsse gesagt werden, so Moosmann, dass Einbrüche in Wohnungen sehr selten seien. Im gesamten Stadtgebiet seien im Vorjahr gerade einmal neun Fälle registriert worden, davon seien sechs im Versuchsstadium stecken geblieben.

Beim "Tatort Straße" (Sachbeschädigung, Diebstähle – auch von Fahrrädern und Körperverletzungen in der Öffentlichkeit waren 2013 123 Delikte erfasst worden (2012: 138). 1994 seien noch 400 Fälle registriert worden, 2006 sogar 194 Fälle.

Angestiegen sind jedoch die Rohheitsdelikte, die Moosmann "als ein Gradmesser für die Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft" beurteilt. Mit 128 Delikten seien 13 (plus 11,3 Prozent) mehr erfasst worden als im Vorjahr. Das Gros liege bei "einfachen" Körperverletzungen (75), zudem seien 24 gefährliche – schwere Körperverletzungen aufgenommen worden sowie 18 Bedrohungen und fünf Nötigungen. 2010 und 2011 sei die Zahl der Rohheitsdelikte noch bei 162, respektive 160 gelegen.

Die Zahl der Sachbeschädigungen lag 2012 und 2013 gleich auf bei 119. Dabei richtete sich in 51 Fällen (42,9 Prozent) die Gewalt stärker gegen Autos (2012: 38).

Bei den 683 Straftaten, die 2013 verübt wurden, konnten 408 Delikte geklärt und 362 Tatverdächtige ermittelt werden. In der Tendenz nimmt die Zahl der Tatverdächtigen in allen Altersbereichen ab und zwar bei den Erwachsenen von 292 auf 275, den Heranwachsenden von 39 auf 29, den Jugendlichen von 46 auf 39 und den Kindern von 26 auf 19. Die Zahl der jungen mutmaßlichen Täter unter 21 Jahren lag im vergangenen Jahr erstmals seit zehn Jahren mit 87 nicht mehr im dreistelligen Bereich – 2012 waren es noch 111 gewesen.

Kommentar: Kaum anders

Stephan Wegner

Die Statistik der Polizei zeigt ein Bild von Schramberg, das eigentlich erfreulich stimmt. Die Meinung in Teilen der Bevölkerung ist jedoch eine andere. Da hört man von Geschäftsleuten, die schon gar keine Anzeige mehr erstatten, wenn junge Täter zum x-ten Mal ein – zugegeben nicht ganz so teures – Produkt stehlen, auch weil man nicht riskieren will, dass "einem im Dunkeln etwas passiert", wie jüngst ein Händler sagte.

Und bei Sachbeschädigungen sieht es teilweise nicht anders aus. Aufgrund der geringen Chance, einen Täter zu ermitteln, wird nicht alles bei der Polizei angezeigt. Diese Faktoren lassen zwar die Kriminalitätsstatistik Schrambergs in etwas zu freundlichem Licht leuchten – das deutlich positive Ranking gegenüber anderen Städten wird sich kaum verändern. Denn andernorts dürfte die Situation bei der Anzeigeerstattung kaum anders sein.