Die dritte Montags-Demo vereinte erneut 3000 Menschen vor dem Rathaus. Heute um 21.45 Uhr will auch das SWR-Fernsehen über die Kundgebung berichten. Fotos: Wegner Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgerinitiative Pro Region gibt das Rennen noch nicht auf / Kein Schmusekurs nach Urteil gegen Krankenhaus

Von Edgar Reutter Schramberg. "Die Bürgerinitiative hat fast alle Schlachten geschlagen und ist doch an der Bürokratie sowie an der Politik des Landrats und des Kreistags gescheitert", sagt Michael Melvin. Doch der Kampf geht weiter, so lange es noch einen letzten seidenen Faden gibt.Die Empörung der Bürger lässt nicht nach, sie wächst immer noch massiv. Gut 3000 Demonstranten bewiesen gestern Abend erneut ihre Solidarität mit der Bürgerinitiative und den Interessen der Raumschaft Schramberg.

Wie erwartet, wagte sich der viel gescholtene Landrat Wolf-Rüdiger Michel vor so viel Publikum noch nicht in die Höhle des Löwen. CDU-Stadtrat Ulrich Bauknecht versprach, die Bürgerinitiative werde ihren Kampf um eine gute medizinische Versorgung nicht aufgeben und wiederholte energisch die Rücktrittsforderungen an Kreisräte und Landrat.

Krankenhaus-Betriebsrätin Petra Neubert schilderte die Bemühungen von Helios, schon vorzeitig Schramberger Mitarbeiter aus ihren Jobs drängen zu wollen, mit der Folge, dass der Landkreis womöglich noch Geld gut mache und Abfindungen spare.

Michael Melvin, Sprecher der Bürgerinitiative kritisierte, dass die von ganz oben eingeleitete schlechte Politik bis hinunter nach Schramberg durchgeschlagen habe. Sowohl das Regierungspräsidium als auch das Sozialministerium teilten unmissverständlich mit, dass das Vorgehen des Kreises von Amts wegen korrekt gewesen sei. Der Bürgerinitiative bleibe nun nicht mehr viel übrig, als konkrete Antworten aus Rottweil zu verlangen.

Die Ärztin Susanne Andreae sagte, "Wutbürger" zu sein, sei keine Schmähung, sondern die einzige Chance, sich heute gegen die Politik durchzusetzen. Andreae erläuterte die notwendigen neuen technischen und medizinischen Voraussetzungen, die sich aus dem Kreisentscheid zur Krankenhaus-Schließung für Schramberg ergeben müssten. Außerdem wies sie auf die absehbaren Nachteile der Krankenhaus-Privatisierung für Patienten und Personal hin.

Melvin bemängelte an der Politik, dass der Staat nur noch für sich selber da sei, aber nicht mehr für seine Bürger. Allerdings gebe es noch Bürger ganz unten, und die besseren entlang des Neckars. Deshalb sei die Schramberger Kommunalpolitik jetzt gefordert, beim Landrat mit aller Härte darauf zu pochen, dass er sich zur künftigen medizinischen Versorgung der Stadt erkläre. Die Bürgerinitiative werde darauf achten, "dass die gestellten Fragen zeitnah und ehrlich beantwortet werden".

Offensichtlich, so Melvin, sei das Krankenhaus mit Methode an die Wand gefahren worden. Gespannt sei man deshalb darauf, wie sich der Landrat die künftige Zusammenarbeit mit Schramberg vorstelle.

Die finanzielle Situation der Stadt sei gut. Folglich gelte es, dieses Geld so einzusetzen, dass Schramberg die Chance bekomme, die "Nummer 1" im Kreis Rottweil zu werden. Melvin warnte die Stadt davor, mit einem Ärztezentrum auf eigene Rechnung Geld an diejenigen zu verschwenden, die den Niedergang des Krankenhauses heraufbeschworen hätten. Mit ihren eigenen Steuergeldern müsse die Stadt ihre Lebensqualität so verbessern, dass dies auch den Umlandgemeinden zu Gute komme und sich Schramberg zum zentralen Faktor entwickle.

Gemeinsam werde es vor Ort gelingen, Rottweil den Rang ablaufen. Dazu gehörten auch das Hallenbad und ein ausgedehntes Freizeitangebot. Die Schramberger brauchten keine Museen mehr, sondern eine Stadt zum Leben, die auch für neue Bürger attraktiv sei, dazu einen optimalen Hubschrauberlandeplatz und im Winter gut geräumte Straßen nach Villingen und Wolfach, eine Zulassungsstelle und einen funktionierenden Nahverkehr im gesamten Mittelbereich.

Melvin dankte den Bürgern für bislang 12 000 Unterschriften und viele Spenden. Noch in dieser Woche sei der Bürgerinitiative im Rathaus von Landrat Wolf-Rüdiger Michel ein Gesprächstermin zugesagt worden, der Antworten auf die Notarztversorgung geben solle. Diesen Termin nehme man im Interesse der Bürger wahr.

Ferner werde das Bündnis einen öffentlichen Hilferuf an den neuen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann richten, um noch einmal die Ungerechtigkeit kund zu tun und darauf hinzuweisen, dass dieser Rückschritt für die Stadt das Ergebnis einer unfähigen Politik gewesen sei.