Der frühere Staatssekretär im Wirtschafts- und Umweltmini­sterium, Martin Grüner, ist mit 88 Jahren in seiner Wahlheimat Bonn verstorben. Archivfoto: Kasenbacher Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Martin Grüner im Alter von 88 Jahren gestorben / Schon seit Studienzeiten der FDP verbunden

Von Stephan Wegner

Schramberg. Im Alter von 88 Jahren starb am Sonntag in Bonn der aus Schramberg stammende FDP-Politiker Martin Grüner. Grüner war von 1972 bis 1987 in verschiedenen Regierungen und Koalitionen Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und von 1987 bis 1991 in gleicher Funktion beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit tätig. Zudem war er einige Jahre zusätzlich Koordinator für Luft- und Raumfahrt der Bundesregierung. Von 1969 bis 1994 war Grüner Mitglied des Deutschen Bundestags.

Martin Grüner hat zwar seinen Hauptwohnsitz schon seit langer Zeit in Bonn, ist aber immer noch eng mit Schramberg verbunden. Zuletzt war er im November 2012 in Schramberg mit der Reinhold-Maier-Nadel ausgezeichnet worden, die zum Gedenken an den ersten Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, den FDP-Politiker Reinhold Meier vergeben wird.

Geehrt worden war Martin Grüner im Schramberger Schloss für seine kommunal-politischen Verdienste im Sinne der "Graswurzeldemokratie". Dabei war er als "einer der profiliertesten Politiker Deutschlands, der in der höchsten Liga gespielt hat", gewürdigt worden. Trotz der zahlreichen Verpflichtungen in der Bundespolitik, sei er seiner Heimatstadt lange treu geblieben.

Der Vorsitzende der Reinhold-Maier-Stiftung und frühere Landes-Justizminister Ulrich Goll hatte den politischen Werdegang des liberalen Spitzenpolitikers in einer Laudatio zitiert: "Aus der Geburtsstadt Stuttgart früh weggezogen, vielleicht weil schon damals der falsche Bürgermeister in Stuttgart war." 1949 legte Grüner sein Abitur in Schramberg ab.

Zulassung als Rechtsanwalt

1950 war er in die FDP eingetreten und hatte nach seinem Studienbeginn in Tübingen eine liberale Hochschulgruppe gegründet. Nach seinem zweiten juristischen Staatsexamen 1959 war er bis 1968 als Syndikus und Geschäftsführer im Verband der Schwarzwälder Uhren-Industrie in Schwenningen tätig. 1961 wurde er als Rechtsanwalt zugelassen. Von 1968 bis 1972 war Grüner Hauptgeschäftsführer des Verbands der Deutschen Uhren-Industrie. Sein politisches Engagement führte den Juristen 1969 in den Bundestag, wo er gleich bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion wurde.

1972 hatte dann die "Regierungskarriere" als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium begonnen. Während seiner Zeit im Umweltministerium habe er mit seinem Fachwissen und seiner Erfahrung das Konzept einer "ökologischen Marktwirtschaft" erarbeitet. In seine Zuständigkeit fiel in dieser Zeit unter anderem auch die Einführung des "gelben Sacks" und des Dualen Systems Deutschlands.

Die Tatsache, dass Grüner im Laufe seines politischen Engagements sieben Bundestagswahlen erfolgreich bestritten habe, liege an seiner "überzeugenden Persönlichkeit und präzisen, soliden Arbeitsweise" hatte Goll ausgeführt. Grüner war jeweils über die Landesliste der FDP ins höchste deutsche Parlament eingezogen. Für die Liberalen hatte Grüner Schramberg viele Jahre zu einer Hochburg gemacht, auch wenn viele Schramberger ihn aufgrund seiner Tätigkeit auf der Arbeitgeberseite in der Uhrenindustrie gerade nicht wählten.

Von 1964 bis 1972 gehörte Grüner dem Gemeinderat seines Heimatortes Schramberg an. Beim Geburtstagsempfang der Stadt zu seinem 85. Geburtstag im Jahr 2014 hatte der jetzt Verstorbene in seiner Dankesrede bekundet: "Ich denke gerne an die Zeit in Schramberg und die Arbeit im Gemeinderat zurück. Wir hatten oft harte Diskussionen, aber man konnte danach immer noch wieder miteinander reden."

Als Urenkel von Paul Landenberger und Frida Landenberger, geborene Junghans, verkörpere Grüner ein Stück Wirtschaftsgeschichte der Stadt, hatte OB Herbert O. Zinell den Träger des Großen Verdienstkreuzes mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland anlässlich seines 80. Geburtstags gewürdigt.

Martin Grüner war nach der Heirat mit seiner Frau Ute, die im Wirtschaftsministerium arbeitete, nach Bonn-Röttgen gezogen und lebte dort nach dem Tod seiner Frau im Jahr 2014 als Witwer.