Zuchtwart Manfred Wangler (mit Kappe) steht den Neuimkern am Lehrbienenstand in Heiligenbronn Rede und Antwort. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Bienenzucht: Schramberger Verein ohne Nachwuchssorgen / Von 39 Neulingen halten 36 zur Stange

Von Lothar Herzog

Bienen halten ist keine Frage des Alters oder Geschlechts. Manchmal wird dieses faszinierende Hobby entdeckt, wenn ein langjähriges Ehrenamt abgegeben wird und mehr Freizeit bleibt.

Schramberg-Heiligenbronn. Den Beweis dafür tritt auch die frühere Leiterin der Talstadtfeuerwehr, Annette Melvin an. Um den Bestand von aktiven Bienenzüchtern braucht sich der Imkerverein Schramberg und Umgebung nicht zu sorgen. Von ursprünglich 39 interessierten Personen am Neuimkerkurs sind nach zwei Theorieabenden und fünf von insgesamt zehn Praxisterminen noch 36 mit Begeisterung dabei.

Die Imkerneulinge werden Mitte September in einer Abschlussveranstaltung ein Zertifikat für die Bienenhaltung bekommen. Damit werden sie aber nicht sich selbst überlassen. Erfahrene Züchter geben weiterhin Auskünfte auf Fragen und sind bei der Völkerführung durchs Jahr behilflich. Außerdem bieten die Monatsversammlungen des Vereins eine gute Plattform, um ständig das Neueste zu erfahren und weitere Praktiken auszuprobieren.

Im März hatte Ehrenvorsitzender Siegfried Kern den Neulingen im Gemeindehaus Heiligenbronn wichtige Grundlagen in der Theorie vermittelt. So zum Beispiel körperliche Anforderungen an das Imkern, verschiedene Beutenmaße, Bienenkrankheiten und deren Behandlung. Das Halten von bis zu 25 Bienenvölkern wird von Finanzamt und Berufsgenossenschaft als Liebhaberei angesehen und unterliegt nicht der Steuer- und Versicherungspflicht. Nach Schwein und Rind ist die Biene das drittwichtigste Nutztier in Deutschland.

Für das Arbeiten an den Immen in der Praxis wurden Testvölker am Vereins-Lehrbienenstand in Heiligenbronn vorbereitet. Einer ersten Frühjahrsnachschau, Beurteilung der Volksstärke, Kontrolle des Brutstandes und des Futtervorrats im März folgte die Zugabe von Baurahmen und Mittelwänden im April.

Im Mai wurden die Versuchsvölker erweitert und regelmäßige Schwarmkontrollen vorgenommen. Dabei stellten sowohl die in zwei Gruppen aufgeteilten Teilnehmer wie auch Praxisleiter und Zuchtwart Manfred Wangler fest, dass es nicht so einfach zu erkennen ist, ob sich ein Bienenvolk in Schwarmstimmung befindet oder aufgrund einer schwächelnden Königin umweiseln will. Letzteres bedeutet: ein Volk züchtet sich eine neue junge Königin selbst heran. Wie Wangler erklärte, sei das Schwärmen die ureigene natürliche Vermehrung des Bienenvolks.

Beim Anblick eines Schwarmes schlage jedes Imkerherz höher. Den Schwarm einzufangen sei allerdings Glücksache und nicht eingefangene Schwärme dem Untergang geweiht. Weil es bis zu neun Wochen dauere, ehe im Stammvolk neue Ammenbienen schlüpften, sei das Schwärmen mit einem wirtschaftlichen Verlust für den Imker verbunden, so Wangler. Zur Schwarmverhinderung werden Schwarmzellen ausgebrochen und Ableger (Jungvölker) gebildet. Bei guter Witterung könnten die potenziellen Imker Ende Mai/Anfang Juni bereits ihren ersten Blütenhonig schleudern, ehe dann die Waldtracht einsetzen und bis Ende Juli dauern könnte. Das neue Bienenjahr beginnt bereits nach der Sommersonnenwende.

Um 2017 wieder starke Wirtschaftsvölker zu haben, müssen parallel zur Honigernte die Jungvölker gepflegt werden. Sobald die Wirtschaftsvölker abgeschleudert sind, wird die Behandlung gegen die Varroamilbe vorbereitet. Dazu bietet der Imkerverein Schramberg in seiner Monatsversammlung am 21. Juli am Lehrbienenstand eine professionelle Vorführung durch den Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde der Uni Hohenheim, Peter Rosenkranz, an. Auch erfahrene Imker sind eingeladen.