Erich Mossmann war lange Jahre lang Leiter des Schramberger Polizeireviers. Foto: Alt

Revierleiter Erich Moosmann verabschiedet. Nachfolger legt Wert auf gutes Betriebsklima.

Schramberg - Freud’ und Leid liegen nah beieinander, sagt man. Bei der Verabschiedung des langjährigen Leiters des Polizeireviers Schramberg, Erich Mossmann, ist das nicht anders. Er feierte am Mittwoch seinen Eintritt in den Ruhestand – und wurde dabei ganz wehmütig.

Eigentlich ist die Verabschiedung eines Revierleiters formal ein recht nüchterner Akt. Der alte Chef geht, seine Verdienste werden gewürdigt, der neue Chef kommt. Da war die kleine Feier gestern im Konferenzraum der Autosammlung Steim eine Ausnahme. "Cool und ein bisschen außergewöhnlich" habe es schon sein dürfen, meinte Erster Polizeihauptkommissar Erich Moosmann in seinem Schlusswort. Recht emotional blickte er darin auf seine vergangenen 40 Jahre Polizeidienst, zwölf Jahre davon als Leiter des Polizeireviers Schramberg, zurück.

RAF, Großdemos, Räumungen, NATO-Doppelbeschluss, Castortransporte und ein Heckenschütze der Anfang der 80er den Kreis Rottweil in Atem hielt: Erich Moosmann hat die Polizeiarbeit in einer Zeit gelernt, die turbulent war und die die Polizei – ähnlich wie heute – vor große Herausforderungen stellte. Als junger noch unbedarfter Kollege sei er zum Personen- und Objektschutz bei der Familie des damaligen Generalbundesanwalts Siegfried Buback abgestellt worden. "Wir mussten mit unserem VW dem Ehepaar Buback beim Joggen hinterherfahren", erinnerte er sich. Wenige Wochen später wurde Buback ermordet.

Viele Reformen hätten seine Polizeivita begleitet. Ein Dauerthema sei die Personalknappheit gewesen, mit der sich nun auch sein Nachfolger, Erster Polizeihauptkommissar Jürgen Lederer, herumschlagen muss. In Schramberg stünden bedingt durch die Altersstruktur große personelle Veränderungen an. Dennoch: "Ich übergebe bei aller Personalproblematik eine intakte Dienststelle", richtete Moosmann sein Wort an den Nachfolger.

Dass diesen ein gut bestelltes Haus erwartet, betonte auch Polizeivizepräsident Gerold Sigg. Er nahm nach dem Grußwort des Leitenden Polizeidirektors Ralf Thimm die Verabschiedung vor und führte den neuen Leiter in sein Amt ein.

Sigg attestierte dem scheidenden Revierleier, der gerne Gewaltmärsche im Hochgebirge unternimmt, einer der alten Schule zu sein – mit einer untadeligen Berufs- und Lebensauffassung. "Offen, authentisch und geradlinig" sei sein Wesen. In der Personalakte des Ruheständlers hatte er dafür Belege gefunden: Weil er "ordentlich und leistungsfähig" sei und ein "gemeinschaftsgünstiges Verhalten" zeige, sei Moosmann schon als junger Polizeiwachtmeister vor der gesamten Hundertschaft gelobt worden. An anderer Stelle habe ihm ein Vorgesetzter "Kostenbewusstsein und wirtschaftliches Handeln" bescheinigt. Ein Grund für Oberbürgermeister Thomas Herzog, der wie Landrat Wolf-Rüdiger Michel und Walter Gentner (stellvertretender Ortsbeauftragter des THW Schramberg) Grußworte überbrachte, dem "Zahlen-Daten-Fakten-Mensch" im Namen der Stadt ein nobles Schreibgerät zu schenken. Das verschwand sogleich in der Handtasche von Ehefrau Renate.

Beim Dank an seine Frau und die Kollegen, bebte dem sonst so abgeklärten Revierleiter die Stimme. Er habe ein gutes Team um sich herum gehabt. Jedoch gehe er nun angenehmeren Zeiten entgegen.

In seiner verschmitzten Art übergab Moosmann seinem Nachfolger via Warnweste die Führung. Moosmann war einst sein Chef, jetzt ist Lederer sein Nachfolger. Den 48 Jahre alten Ersten Polizeihauptkommissar zog es 2009 vom Schramberger Revier ins Innenministerium. Im Referat 31 waren Einsatztaktik und Ausstattung der Polizei mit modernen Arbeitsmitteln sein Metier. Das gute Arbeitsklima, "trotz Stress", habe er in Stuttgart geschätzt. "Ich halte es für wichtig, dass ein gutes Betriebsklima herrscht und der Vorgesetzte, soweit möglich, für einen einsteht", sagte Lederer. Seine Tür stehe immer offen – auch für Moosmann, der seinen Schlüssel allerdings schon abgegeben habe. "Sie müssen halt kurz klingeln."