Das Kreuz von Erich Hauser 2012 im Arbeitszimmer von Monsignore Erich Legler in Friedrichshafen. Seine Gemeindereferentin Ursula Hettich stammt aus Schramberg. Foto: Stadtarchiv Schramberg Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Erich Legler prägt als Kaplan den katholischen Aufbruch der 1950er-Jahre / Hauser-Kreuz wird morgen geweiht

In der Sankt-Maria-Kirche wird morgen, Sonntag, ein als Glaubenszeugnis und Kunstwerk bemerkenswertes Kreuz von Erich Hauser geweiht, das die Pfarrgemeinde aus dem Nachlass von Monsignore Erich Legler erhalten hat.

Schramberg. Die Rückkehr des Kreuzes ist auch eine Erinnerung an Erich Legler, der in Schramberg vor 60 Jahren ein Wegbereiter des II. Vatikanischen Konzils war. Die damalige Erneuerung der römisch-katholischen Kirche – ein Geschehen von weltgeschichtlichem Rang – wird bis heute unter dem italienischen Begriff "aggiornamento" zusammengefasst, der auf Kardinal Angelo Giuseppe Roncalli (1881 bis 1963) zurückgeht, der 1958 unter dem Titel Johannes XIII. zum Papst gewählt wurde.

Gemeint war damit eine intensiv und kontrovers diskutierte "Anpassung" der römisch-katholischen Kirche an den Dienst in der modernen Welt. Der Priester Alfons Beil (1896 bis 1997) schreibt in seinen Erinnerungen: "Das Konzil wurde fürwahr, wie Johannes es erhofft hatte, zu einem neuen Pfingsten; es wurde ein Fenster geöffnet, durch das frische Luft in den Raum der Kirche strömte. Es kam zum ›aggiornamento‹, wie der Papst sich ausdrückte, das heißt wörtlich: Zum ›auf-den-heutigen-Stand-Bringen‹ der Kirche."

Vom "aggiornamento" dieser Zeit zeugt auch das in der Mitte der 1950er-Jahre von dem jungen Bildhauer Erich Hauser (1930 bis 2004) in Schramberg geschaffene Kreuz, dessen außergewöhnliche Geschichte der Zeitzeuge Ernst Huber (Jahrgang 1928) bereits vor einer Woche erzählt hat. Als es bei der Fronleichnamsprozession am 5. Juni 1958 auf Initiative des jungen Kaplans Erich Legler mit Hilfe einiger junger Mitglieder der Kolpingsfamilie erstmals öffentlich gezeigt wurde, erregte es bei vielen konservativ-traditionellen Katholiken heftigen Anstoß.

Neue Wege gegangen

Bis dahin kannte man im "katholischen Schramberg" nur klassische Darstellungen von Christus, die später oft als kitschig abgewertet – und entsorgt wurden. Erich Hauser stellte seinen Schmerzensmann dagegen ganz in das 20. Jahrhundert, gezeichnet vom Martyrium des erst ein Jahrzehnt zurückliegenden Zweiten Weltkrieges und der in seinem Gefolge andauernden Konflikte, einschließlich der Gefahr einer völligen Vernichtung der Menschheit durch einen atomaren Holocaust.

Mit dem jungen Kaplan Erich Legler (1927 bis 2013) aus Schwenningen kam 1956 ein Wegbereiter des II. Vatikanischen Konzils nach Schramberg. Das "katholische Schramberg" war damals noch ganz von seinen überlieferten Traditionen geprägt, eine große, lebendige und starke Pfarrgemeinde mit zwei Kirchen und zahlreichen Standesvereinen, die vom Geist der christlichen Soziallehre erfüllt waren.

Als Nachfolger von Max Fischer, der nach zwei sehr prägenden Jahrzehnten in Schramberg nach Schwenningen wechselte, trat Erich Legler kein leichtes Erbe an, konnte aber schon bald ein eigenes Profil zeigen und neue Wege gehen. In Schramberg übernahm er die Kaplanei Sankt Josef an der Sankt-Maria-Kirche, zu deren Aufgabenkreis die Betreuung der zahlreichen Jugendgruppen, der Religionsunterricht in mehreren Schulen und die Krankenhausseelsorge gehörten. Von 1956 bis 1962 diente er unter den schnell wechselsenden Stadtpfarrern Anton Vaas, Alfred Gluns und Wilhelm Rist – oder sie unter ihm, wie ein geflügeltes Wort damals bald lautete. Seine Zeit als Kaplan in Schramberg von 1956 bis 1962 wirkt bei seinen Zeitgenossen bis heute nach.

Über das Charisma und die Dynamik des jungen Geistlichen sagt Ursula Knop (Jahrgang 1942): "Wir haben alle von ihm geschwärmt. Wir waren hingerissen von ihm." Erich Legler öffnete im "katholischen Schramberg" im Sinne von Alfons Beil das Fenster, "durch das frische Luft in den Raum der Kirche strömte". In der Kolpingsfamilie erzog er die Mitglieder nach dem Prinzip "Fördern durch Fordern" zu selbstständigem Denken und Reden. 1958 gestaltete Erich Hauser drei neue Türen für die "Pforte des Himmels" der Sankt-Maria-Kirche mit Motiven aus dem Marienleben, inspiriert von Erich Legler. Zusammen mit der jungen Künstlerin Rita Kässer (Jahrgang 1926) gestaltete Erich Legler die sehr beliebte Kommunionzeitschrift "Jesus kommt" für die Süddeutsche Verlagsgesellschaft. Vom "aggiornamento" bei Erich Legler zeugt auch sein großes Interesse an dem modernen Medium Film. Im Marienheim richtete er ein "Studio" mit regelmäßigen Filmvorführungen ein und veröffentlichte unter der Überschrift "Geflimmer" in dem von ihm ebenfalls modernisierten "Katholischen Kirchenanzeiger" kurze Besprechungen des aktuellen Kinoprogramms. Er stand aber auch selbst hinter der Kamera und drehte die beiden Filme "Das Schramberger Kirchenjahr" und "Hoorig, Hoorig isch dia Katz", zwei sehr wertvolle Zeitdokumente von bleibendem Wert. Sein Weggang im Jahr 1962 – er übernahm die Leitung des Bischöflichen Konvikts in Rottweil – wurde allgemein bedauert. Die Beziehungen in die Fünftälerstadt blieben aber immer lebendig, ganz besonders über die Gemeindereferentin Ursula Hettich, die seinen Berufs- und Lebensweg begleitete.

Bleibendes Erbe verbindet

Freundschaftlich verbunden war er zeitlebens auch mit dem aus Schramberg stammenden Franziskanermissionar Cyrill Haas (1920 bis 1991) in Brasilien, dem er in der Zeitschrift "D’Kräz" 30 (2010) ein authentisches Lebensbild voller persönlicher Erinnerungen gewidmet hat.

1972 wurde er Pfarrer und später Dekan in Friedrichshafen, wo er seit 1996 auch seinen Ruhestand verbrachte, für sein Lebenswerk mit dem päpstlichen Ehrentitel "Monsignore" ausgezeichnet. Am 16. September 2013 starb der Menschenfreund Erich Legler im Alter von 85 Jahren in Friedrichshafen und wurde unter großer Anteilnahme in seinem Heimatdorf Leinstetten zu Grabe getragen.

Zu seinem bleibenden Erbe wird nun in Schramberg auch das bemerkenswerte Kreuz von Erich Hauser gehören, das morgen am "Tag der Kirchenmusik" an seinem neuen Platz in der Sankt-Maria-Kirche geweiht wird.