Der Vortrag von Professor Niko Paech bescherte Marktplatz Kirche zum Einstieg in das neue Jahresprogramm ein volles Haus. Fotos: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Niko Paech rät zur Reparatur der Konsumgesellschaft: Arbeit dann wieder wertvoller und Produkte besser

Von Christoph Ziechaus

Schramberg. Seine Vision für "Wege in die Postwachstumökonomie" mit einer Wirtschaft ohne Wachstum stellte Niko Paech bei seinem Vortrag in der Mensa im Gymnasium Schramberg vor.

Die "Befreiung vom Überfluss" sei ein Schritt zu einer Reparatur der Konsumgesellschaft mit einem Wohlstand ohne Wachstum. Die Überflussgesellschaft stoße längst an Grenzen des Wachstums mit einer Verknappung von Rohstoffen und massiven Schäden in der Umwelt (gefährliche Ölgewinnung durch Fracking).

Außerdem zeigten sich soziale und psychische Wachstumsgrenzen durch eine Entsolidarisierung und Erschöpfungserscheinungen mit einem starken Anstieg von Depressionen. Die Konsumdemokratien mit Kaufkraftanstieg durch höhere Einkommen führten zu mehr Konsum, auch durch eine Vielfalt von Optionen.

Diese Reizüberflutung überfordere die Konsumenten und raube ihnen Ruhe und Zeit. Nicht Geld sei die Begrenzung, sondern die knappe Zeit: "Viel Konsum von zu vielen Dingen sind Zeiträuber". Niko Paech setzte dagegen die Postwachstumsökonomie mit Suffizienz (handwerkliche Fähigkeiten), Subsistenz (Sichern des Lebensunterhalts), Regionalökonomie, Umbau der Industrie und anderen Institutionen.

Die individuellen Fähigkeiten werden genutzt, um einen Teil des eigenen Lebensunterhalts zu sichern in Gemeinschaftsgärten und mit ökologischem Anbau; in Eigenproduktion entstehen Gebrauchsgegenstände mit langer Nutzungsdauer bei hoher Intensität. In der Regionalökonomie werden Dinge vom Handwerk gewartet und repariert, um sie länger gemeinsam zu nutzen. Dagegen wird die industrielle Produktion stark zurückgefahren auf verschleißfeste Gebrauchsgüter in ästhetischer Beständigkeit, also eine Laubbläser-freie Gesellschaft. In der Postökonomie hat die Arbeitskraft einen hohen Wert und verdrängt den privaten Kapitaleinsatz, die Arbeitszeit ist gerechter verteilt und das ermöglicht den Aufbau sozialer Netze. In Vorbereitung einer Ökonomie ohne Wachstum könnten bereits jetzt Modelle entwickelt werden, wie erste Gemeinschaftsgärten in Städten.

Seit 2001 bietet Marktplatz Kirche Informationen und Diskussionen mit kompetenten Referenten zu aktuellen Themen..