Viele Waldmössinger höhren zu: Tochter Sigune Hirlinger im Gespräch mit Carsten Kohlmann (links). Ihr Dank galt den Akteuren des Abends: Naemi Flaig, Hilde Kimmich, Ulrich Jaud, Sigune Hirlinger, Carsten Kohlmann, Harald Frommer und Heinz Kirchherr (rechts Bild von links. Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Gedenkstunde: Erinnerung an großen Schriftsteller Vinzenz Erath in Waldmössingen noch hellwach

Aus einer Gedenkstunde zum 40. Todestag des bedeutenden Schriftstellers Vinzenz Erath wurde mit Lesungen und Erinnerungen ein Gedenkabend im Gasthaus Kreuz in Waldmössingen.

Schramberg-Waldmössingen. Die Erinnerung an den in Waldmössingen geborenen und aufgewachsenen Schriftsteller ist wohl noch ziemlich wach, denn der Saal im Kreuz war bis auf den letzten Platz besetzt und in den autobiografischen Erzählungen erkannte mancher seinen Heimatort wieder.

Stadtarchivar Carsten Kohlmann konnte in seiner Vorstellung von Vinzenz Erath auch bisher wenig Bekanntes erzählen, das später im Gespräch von seiner Tochter Sigune Hirlinger bestätigt und ergänzt wurde. So sei "Vieles nah an der Wirklichkeit gewesen", besonders in den ersten Romanen und nicht jeder im Dorf war darüber erfreut, sich wieder zu erkennen. Naemi Fleig hatte aus dem ersten Roman von 1951 "Größer als des Menschen Herz" eine Passage ausgewählt, in der der Kommunikant Florian in arge Gewissensnöte kam. Er hatte vor dem Gottesdienst das Gebot der Nüchternheit mit einem Marzipanei angeknabbert und zur innerlichen Reinigung Seifenwasser geschluckt. Der durchschlagende Erfolg trieb ihn aus dem Gottesdienst und der tröstende Vater zeigte ihm, dass Gott auch in der Natur zu finden sei. Das sei die Einstellung ihres Vaters gewesen, bestätigte Sigune Hirlinger. Er habe ein von seiner Mutter gewünschtes Priesterstudium abgebrochen und sich wissenschaftlich orientiert.

Als Katholik habe er später eine evangelisch Gläubige geheiratet, die im Dorf als "das lutherische Mensch" abgelehnt wurde. Auf die wenigen Fragen seiner Töchter nach der Vergangenheit als freiwilliger Kriegsteilnehmer gab er keine Antworten.

Aus der Schulzeit las Ulrich Jaud vom Lehrer Rembold, der den "Vorschuss" auf ungehörige Taten der Schüler am blauen Montag in Schlägen austeilte. Heinz Kirchherr las die unglücklich endende Liebesgeschichte mit der blinden Maria, die es aber nicht gab ("Das blinde Spiel", 1954).

In "So hoch der Himmel" beschrieb Hilde Kimmich die Herkunft einer Obstbaumwiese. Und "Zwischen Staub und Sternen" lag die dunkle Zeit der russischen Kriegsgefangenschaft, über die Carsten Kohlmann berichtete. "Hingetupfte Impressionen" über die Geschichte einer Liebe zeichnete Harald Frommer mit "Misteln im Schnee". Vinzenz Erath habe lange gebraucht, um sich selbst zu finden und habe empfohlen, "lebt wieder langsam".