Josef und Ulrike Fleig lesen aus dem Buch von Pfarrer Paul Schäufele über seine Zeit als Soldat der Wehrmacht. Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimathaus: Tennenbronner arbeiten Schicksale von drei Mitbürgern während der Nazi-Herrschaft auf

Beeindruckende Vorträge über das Leben in Tennenbronn in Kriegszeiten unter der Naziherrschaft zogen die Zuhörer im katholischen Pfarrsaal fast drei Stunden in Bann.

Schramberg-Tennenbronn. Mitglieder der Tennenbronner Heimathaus-Gruppe stellten die Schicksale von drei Mitbürgern im Zweiten Weltkrieg vor. Als 17-Jähriger wurde Franz Sengle 1915 in den Krieg geschickt, weil seine Mutter mit dem schwarzen Schaf der Familie nicht mehr zurecht kam. Aufgewachsen an der Purpenhalde, hatte der "Strizzi" nach dem Volksschulabschluss Maschinenbauer gelernt und war um Kriegsende ins Kinzigtal gezogen. Er brachte sich mit Reparaturen von Landmaschinen über die Runden und brachte mit der Konstruktion von Wasserrädern Elektrizität auf abgelegene Bauernhöfe im Wolftal. Dabei lernte er seine Frau kennen, mit der er im Einbachtal bei Hausach in einfachen Verhältnissen lebte.

Robert Hermann konnte aus Erzählungen der Tochter Erika Armbruster einiges über den Vater Franz Sengle erfahren sowie aus Forschungen der Gruppe "Wider das Vergessen", die seit einem Jahr mit einem Gedenkstein in Hausach an den 1941 in Dachau Ermordeten erinnert.

Als unruhiger Geist hatte Franz Sengle auch in der Nazizeit seine kritische Gesinnung öffentlich kundgetan und war 1939 in "Schutzhaft" genommen worden, die ihm den Tod brachte.

Ganz anders die Geschichte vom späteren Pfarrer Paul Schäufele, der 1944 mit 16 Jahren als Kanonier einer Flakstellung einberufen wurde. Der Jugendliche erlebte den Krieg an der Heimatfront und veröffentlichte seine Erlebnisse als "Benjamin in der deutschen Wehrmacht".

Einige Passagen aus dem Buch lasen seine Nichte Ulrike Fleig und ihr Mann Josef. Tod und Verwundung erlebte Paul Schäufele nicht nur in den eigenen Stellungen, sondern auch bei den abgeschossenen Besatzungen der Flugzeuge. Er musste erkennen, dass die eigenen Soldaten fremde Länder überfallen hatten und die anderen ihre Heimat verteidigen mussten.

Als Gefangener in den Auffanglagern erlebte er Hunger, Durst und Angst am "Rande des Todes" und warnte, dass Kriege nur um Macht und Geld geführt würden.