Die Kinder des Martin-Luther-Kindergartens sehen den Turmbau als ständige Herausforderung. Wie es in der Praxis aussieht, erkundeten sie an der Rottweiler Testturmbaustelle. Fotos: Kindergarten Foto: Schwarzwälder-Bote

Martin-Luther-Kinder beimPraxistest in Rottweil

Schramberg. "Schau mal, was ich gebaut hab", tönt es fast täglich aus der Legoecke, meist gefolgt von "Oh Männo, jetzt ist er zusammen gekracht!".

Die Rede ist vom Legoturm, der von Kindern seit der Erfindung des Plastikbausteines immer wieder gebaut wird, natürlich mit dem Ziel, dieses Mal den höchsten Turm zu erschaffen. Meistens hapert es aber an der Konstruktion und somit an der Stabilität. Nicht viel besser klappt der Versuch mit den Holzbauklötzen. Hier übersteigt die erreichte Bauhöhe manchmal sogar die Köpfe der Baumeister, doch wird der Turm nach oben hin zusehends krumm und schief.

Einige Kinder des Martin-Luther-Kindergartens in Schramberg wollten es genauer wissen, was es mit "Stabilität" und "Konstruktion" auf sich hat. "Wir wollen mal einen hohen Turm, der auch hält!" war die Forderung an die Erzieherin. Gemeinsam ging es an den Laptop, um Bilder von Türmen anzuschauen. Da gab es eine Menge an verschiedenen Türmen, vom Fernsehturm über Wassertürme und Aussichtstürme. Doch viele hatten eines gemeinsam und das stach doch einzelnen Kindern ins Auge: Die Konstruktion mit vielen Diagonalen, in Kindergartenfachsprache auch Dreiecke genannt. Der höchste Fernsehturm in China, war jedoch der Favorit der Kinder, was wahrscheinlich daran lag, dass er auf einigen Bildern bunt illuminiert dargestellt wurde. Dieser Turm sollte es sein, er sollte nachgebaut werden. Nun kam überraschenderweise Zeitungspapier als Baumaterial zum Einsatz. Seitenweise wurde es zu langen Röhren gerollt und zusammen geklebt. Mit viel Geduld und noch mehr Klebeband entstand ein beeindruckend großes Gebilde, dem chinesischen Turm ausgesprochen ähnlich.

Angespornt durch den Erfolg musste auch noch der Eiffelturm her. Dieser war ein Paradebeispiel der Dreieckskonstruktion und brachte den Kindergarten an die Grenze seiner Zeitungs- und Klebebandvorräte. Um den Gesamteindruck noch zu perfektionieren, umwickelten die Kinder die Verstrebungen noch mit Alufolie. Diese zwei Türme gaben den Anstoß, um eine Turmausstellung im Glasanbau des Kindergartens zu starten. Auch jüngere Kinder steuerten ihre Legotürme dazu bei, so fanden diese auch mal außerhalb des Kindergartenalltags Beachtung. Mit ungekochten Spaghettinudeln und Marshmallows wurden weitere Studien zu Stabilität durch Konstruktion betrieben. Auch hier wurde deutlich, dass sich die Dreiecksbauweise wieder einmal bewährte, Marshmallows als langfristiges Baumaterial jedoch eher ungeeignet sind.

Dass man nicht nach China muss, um einen beeindruckend hohen Turm zu sehen, war manchem aus der Zeitung schon bekannt und der Besuch der Testturmbaustelle in Rottweil eine ganz schnell beschlossene Sache. "Ganz schön hoch, aber keine Dreiecke!", stellten die Kinder schon bei der Hinfahrt fest. Zum Glück konnte man die stabilisierende Dreiecksform an der Klappkonstruktion der aufgebauten Liegestühle wieder erkennen, beim Reinliegen zum Turmgucken sollten diese schließlich auch nicht zusammenkrachen.