Agieren professionell: Die Schramberger "Sonny Boys" Ruoff und Andreae. Foto: Theaterwerkstatt Foto: Schwarzwälder-Bote

Theaterwerkstatt: Glanzvolle Premiere mit "Sonny Boys" in Heiligenbronn / Professionelle Gesamtleistung

Schramberg. Die Premiere der Erfolgskomödie "Sonny Boys" des amerikanischen Broadway-Autors Neil Simon im Elisabetha-Glöckler-Saal in Heiligenbronn wurde zu einem durchschlagenden Erfolg.

Schon lange hatte sich Harald Frommer, langjähriger Regisseur dieser Truppe, vorgenommen, dieses Stück aus den 1970er-Jahren einmal aufzuführen. Und wenn man bedenkt, dass bei der deutschen Erstaufführung, am 23. Dezember 1973 im Berliner Schlossparktheater keine geringeren als Bernhard Minetti und Martin Held die Hauptrollen spielten, so kann man ermessen, in welch große Fußstapfen die Schramberger Theaterwerkstatt treten musste. Zum Glück konnte die Regie auf so profilierte bodenständige Mimen wie Gerhard Ruoff und Klaus Andreae zurückgreifen, die sich schon längst einen guten Namen als herausragende mimische Talente erworben haben.

Was dabei herauskam, war wirklich Theater vom Feinsten, das überall wirklich professionellen Schliff verriet und sich weit abhob von vielen Amateur- und Laienspielgruppen landauf, landab. Die Theaterwerkstatt ist längst einen namhaften Faktor in der Schramberger Kulturlandschaft. Wovon handelt das Stück? Nach vielen Jahren einer produktiven Zusammenarbeit schlägt das freundschaftliche berufliche Miteinander der beiden Berufskomiker Al Lewis und Willie Clark, genannt "Sonny Boys", in ein kleinliches, qualvolles Gegeneinander um. Als Lewis schließlich die Zusammenarbeit aufkündigt, versetzt er damit seinen Kollegen Willie in den ungewollten Ruhestand.

Sein Neffe Ben Silverman bemüht sich seither rührend um das Wohlergehen des griesgrämigen Onkels und versucht, ihm wieder ein Engagement zu verschaffen, obwohl dieser deutliche Alterserscheinungen zeigt und kaum mehr geeignet sein dürfte, irgendeine Rolle anzunehmen. Schließlich gelingt es, ein Angebot des Fernsehens zu ergattern, in dem die beiden Akteure in einer Revue noch einmal ihren legendären Doktor-Sketch spielen sollen. Auf das unerwartete Angebot seines Neffen reagiert Willie erst heftig ablehnend mit bissigen Bemerkungen über seinen früheren Partner, bevor er sich schließlich in eine gnädige Zustimmung hineinredet. Natürlich wird die Probe zu einem völligen Fiasko, was der Zuschauer schon längst vorausgesehen hat, und zwar nur, weil Willie auf einer geringfügigen Textänderung besteht. Am Ende des Stückes versöhnen sich die beiden Streithähne, und es eröffnet sich ihnen der Ausblick auf ein gemeinsam friedlich verbrachtes Alter in einem Altenheim für pensionierte Schauspieler.

Der geübte Autor von durchschlagenden Boulevard-Komödien Neil Simon landet mit seinem Wortwitz einen treffsicheren Lacher nach dem andern. Aber allein die ganze Figur des Komikers Willie offenbart sich durch sein Verhalten als wahrer Ausbund von Komik Er ist wirklich ein Griesgram, dieser Willie, und Gerhard Ruoff hat ihn meisterlich auf die Bühne gebracht, wobei besonders zu loben ist, dass er in der Diktion nie überzeichnet hat, sondern im Sprechen fein dosieren und unterscheiden konnte. Am deutlichsten wurde es in der wirklich ergreifenden Textpassage, als er seine Bewunderung für den Komiker-Partner Al Lewis unumwunden zu erkennen gab. Hier wird klar, dass alle vordergründige Komik nur ein Mittel ist, um ein tiefschürfendes Psychogramm dieser alternden tragischen Künstlerfigur zu zeichnen. Von Simon wird das Charakterbild des gesellschaftlichen und wohl auch geistigen Zerfalls eines Stars im Showbusiness mit realistischem Blick aufgezeigt.

Für die aktuelle Aufführung war die Unterschiedlichkeit der beiden Hauptakteure in Diktion und Erscheinungsbild geradezu ein wahrer Segen. Während Willie im Pyjama und Schlafrock kleinbürgerlich und erscheint, tritt sein Kontrahent Al Lewis, von Klaus Andreae mit souveränem Auftreten und fein gestalteter Diktion meisterlich gespielt, geradezu als Grandseigneur, in schwarzem Mantel, weißem Schal, Hut und Spazierstock auf. Sogar seine oft zitierte Unart, dem andern zu nahe zu kommen, ihn in die Rippen zu stoßen oder anzuspucken, wird dezent und unauffällig eingebaut, wobei seine ständige Bewegung als Gegensatz zu dem meist sitzenden Willie dem Dialog die nötige Dramatik verleiht.

Aber in gleicher Weise wichtig und für die Gesamtwirkung bedeutend, ist das gute Spiel des Neffen Ben Silverman, von Lars Bornschein hervorragend gemimt. Er bildet mit seinen konsternierten Blicken und seines immer zum Guten reden wollenden Temperaments sozusagen den musikalischen Kontrapunkt zu Willies Grantlertum. Weitere Akteure waren Martin Himmelheber als Patient, Roland Eisele als Gehilfe in der Sketch-Probe und schließlich auch die Stimmen aus dem Hintergrund Gabriele Frommer und Jonas Andreae.