Derzeit im Katastrophen-Einsatz an der Jagst: die Fachgruppe Wasserschaden-Pumpen des Technischen Hilfswerks Schramberg. Sie reichert den Fluss mit Sauerstoff an, damit die giftigen Chemikalien abgebaut werden. Foto: THW

Schramberger im Katastrohen-Einsatz an der Jagst. Mannschaft sammelt viel Erfahrung mit Sonderfällen.

Schramberg - Spezialeinsatz mit Lerneffekt: Das Technische Hilfswerk (THW) Schramberg hilft mit, die Umweltkatastrophe an der Jagst einzudämmen. Die Truppe bringt viel Erfahrung mit nach Hause, was in solchen Fällen zu tun ist.

Am Sonntag um 16 Uhr brach Zugführer Roland Weber mit der Fachgruppe Wasserschaden-Pumpen auf – vier Einsatzfahrzeuge mit zwei Anhängern und insgesamt elf Mann Besatzung. »Wir haben ganz ordentlich Material dabei«, sagt Weber. Das wird auch gebraucht. Hunderte Einsatzkräfte von Feuerwehren und THW-Leute aus ganz Baden-Württemberg wurden zusammengezogen, um die schlimmsten Folgen für die Umwelt abzuwenden. Der Aufwand sei »riesig«.

Das THW Schramberg ist in der kleinen Stadt Widdern im Kreis Heilbronn im Einsatz, die gerade mal 1800 Einwohner hat. 33 Kilometer flussabwärts mündet die Jagst in den Neckar. Die Kräfte kämpfen dagegen an, dass die giftige Löschwasserbrühe nach dem Brand eines Düngerlagers dort ankommt; oder zumindest so verdünnt, dass der Neckar nicht ebenso zum Katastrophengebiet wird. Im Augenblick sieht es gut aus: »Die Fische in unserem Abschnitt leben alle noch. Der Experte hat erklärt, dass sie zwar etwas taumeln. Aber sie könnten es packen, gerade noch so«, sagt Weber. Die ätzende Brühe zerfresse die Chiemen der Tiere.

Den Einsatz beschreibt der THW-Mann alls »Naturschutz pur.« Konkret: Sie pumpen Wasser aus der Jagst und gleich in hohem Bogen wiedder zurück in den Fluss. Dadurch wird es mit Sauerstoff angereichert. Somit kann die Natur den giftigen Dünger schneller zu weniger schädlichen Substanzen abbauen. »Das Ganze ist chemisch etwas kompliziert, es wird ständig gemessen«, so Weber, »bis das alles wieder komplett im Lot ist, wird das sicher noch eine Weile dauern.«

Alle paar hundert Meter gebe es eine solche Pumpstation. Gesundheitlichen Gefahren seien die Schramberger Helfer nicht ausgesetzt. Die »Giftwolke« im Wasser sei mittlerweile 26 Kilometer lang und wabere weiter oben flussaufwärts. Sie bewege sich langsamer als die Fließgeschwindigkeit der Jagst. Weiter oben trügen die Einsatzkräfte Schutzhandschuhe und -brillen.

Untergebracht sind die Schramberger Helfer übrigens in einer Turnhalle. Viel Komfort brauchen sie wohl nicht, die Kräfte seien »rund um die Uhr im Einsatz«. Trotzdem freue man sich wieder auf das eigene Bett. Heute Abend geht es wieder heim. Die Ablöse kommt, sechs frische Pump-Gruppen rücken nach.

Für Weber geht dann ein Einsatz zu Ende, den er als »lehrreich« empfand. Er habe sowas noch nicht erlebt, für ein solches Szenario lägen auch keine fertigen Einsatztaktiken in der Schublade. Die Einsatzkräfte müssten ausprobieren. Roland Weber hat sich alles genau angeschaut und weiß nun besser, was in welcher Reihenfolge zu tun ist und welche Entscheidungen zu fällen sind – Praxiswissen, das im Notfall auch im Schwarzwald mit seinen vielen Bächen nützen könnte.