Mit Kapriolen aller Art: "Pan & Syrinx" im Subiaco. Foto: Anton Foto: Schwarzwälder-Bote

Kleinkunst: Skurriles Duo "Pan & Syrinx" zieht lyrisch und musikalisch alle Register

Von Antonie Anton

Schramberg. Liebeslyrik, anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, präsentierten mit musikalischen Einlagen Bernhard Weitzell (Flöte) und Annette Kolschewski (Akkordeon, Cello) in ihrem lyrischen Pan-Optikum "Pan & Syrinx" im Subiaco.

Wer nur berauschende Romantik erwartetet hatte, musste sich eines Besseren belehren lassen. Musikalisch zwar weit ausholend, enthielt die Auswahl der rezitierten Gedichte neben Bibel, Brecht und Morgenstern vorwiegend moderne Liebeslyrik in der Art von Ernst Jandl oder Gioconda Belli.

Kleines Theaterkunststück

Das Kunststück des exzellenten Musiker- und Schauspieler-Duos bestand darin, diese Gedichtauswahl durch eine fortlaufende Inszenierung zu einem zweiaktigen "Theater der Liebe" mit aufwändiger Kostümierung, Aktion und musikalischer Begleitung auszubauen.

Im ersten Teil wurden die Zuschauer in die Welt der altgriechischen Mythologie zurück versetzt. Vor der Bühne vollführten der Ziegengott Pan mit Bocksmaske und Fellkostüm und seine begehrte Nymphe Syrinx mit grandiosem Kopfschmuck und fantasievollem Tüllgewand alle Spielarten der Liebe – werbend und abstoßend, betörend und verabscheuend, kokettierend und zurückweisend, sie mit den Waffen der Frau, er mit erschreckend animalischer Urkraft oder mit zartester Poesie. In 38 Positionen flossen die Texte in die Handlung ein, wobei Pan sich auch mal auf den Schoß einer Zuschauerin setzte oder seine Leidenschaft beim Walzer mit einer Besucherin fast bis zur Ekstase steigerte, während sie einzelne Zuschauer fragen konnte: "Liebst du mich?" oder ihre Enttäuschung in wildem Cellospiel ausagierte.

Das Cello war Stimmungsbarometer, drückte harmonisches Wohlbefinden oder wüstes Unbehagen und Disharmonie aus. Auch die Stimmen wurden als Instrumente eingesetzt: bei Pan zuweilen rau und kehlig, bei Syrinx schrill und kreischend.

Vollkommene Harmonie zeigte sich in manch schönem Duett, Flöte mit Cello oder Flöte mit Akkordeon, wobei die Flöte oft in einer Überstimme herrliche Kapriolen schlug und sogar durch Pfeifen fortgesetzt wurde. Das Spiel mit der Sprache wurde vor allem bei anarchischen Jandl-Gedichten auf die Spitze getrieben, mehr an den Verstand gerichtet die Brecht-Erzählung vom Herrn K.

Im zweiten Teil traten die Darsteller in neuer Kostümierung auf, er im Straßenanzug, sie in der Putzfrauen-Kleiderschürze. Später warf sie ihre Schürze weg und ließ immer mehr ihre weiblichen Reize spielen. Die Sprache wechselte von derb und frivol bis leidenschaftlich und sinnenfreudig, wobei auch Unwörter ins Vokabular aufgenommen wurden. Unlust und Frust wurden durch Schrabben auf der Sambagurke zum Flötenspiel zum Ausdruck gebracht.

Publikum hört sich ein

Weitzell beherrschte sogar die Kunst, zum Flötenspiel zu sprechen oder zu singen, so dass ein völlig neuer verfremdeter Klang entstand. Zart und poetisch klang das Gedicht von Elke Lasker-Schüler "Wenn du mich ansiehst, wird mein Herz süß", während Weitzell zum "Schaukelstuhl" von Morgenstern zuckte und wackelte. In der "Kleinen Schule der Erotik" schwärmten die Darsteller davon, "einen Körper zu bereisen".

Köstlich war die Inszenierung des Gedichts "Definitionen", wo jeder Schauspieler vor einem Spiegel übte, was er dem geliebten Menschen sagen würde, wenn er ihn träfe, doch als der Ernstfall eintrat, reichte es nur für ein knappes "Hallo" und "Auf Wiedersehen".

Der Schluss mit temperamentvollem Instrumentalspiel kam fast zu früh, denn die Zuhörer, die anhaltend applaudierten, hatten sich inzwischen sehr gut eingehört und hätten sicher noch eine Weile zugehört. Die zwei Stunden mit dem lyrischen Pan-Optikum waren im Flug vergangen.