Ilse Langenbacher in ihrem Laden an der Weiherhalde (großes Bild). Alte Dokumente beleuchten über die lange Geschichte des Kolonialwarengeschäfts. Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Ilse Langenbacher räumt ihren Gemischtwarenladen / Tennenbronner Traditionsgeschäft / "Hochwertiges günstig"

Von Christoph Ziechaus

Schramberg-Tennenbronn Im Geschäft von Ilse Langenbacher in der Weiherhalde ist der Kunde wirklich König; aber der König wird sich bald ein neues Reich suchen müssen.

"Räumungsverkauf" steht auf dem Schaufenster eines der ältesten Geschäfte in Tennenbronn, das Ilse Langenbacher seit über 30 Jahren selbstständig führt. Am 1. Januar 1937 hatte ihre Mutter Berta Staiger mit der Genehmigung von Bürgermeister Josef Kaltenbacher senior ihre Kolonialwarenhandlung im eigenen Haus an der Weiherhalde 39 eröffnet.

Schon als Kinder standen Ilse und ihr Bruder im Laden und halfen ihren Eltern beim Abfüllen von Essig aus dem Steingutfass oder beim Abzählen von "Gutsle". Vom Kleinverkauf von Tabak bis zu Petroleum aus dem Fass gab es alles für den täglichen Bedarf.

Gehandelt wurden gepflückte Heidelbeeren, die von den Sammlern für 40 Pfennig das Pfund eingekauft und am Abend abgeholt wurden, manchmal bis zu 15 Zentner. Schon vor dem Umbau zum Selbstbedienungsgeschäft 1961 kamen die Nachbarn zum Telefonieren von einem der wenigen Telefone in Tennenbronn. Schulkinder gaben morgens die Tasche mit Einkaufszettel im Laden ab und schleppten mittags die gefüllte Tasche nach Hause.

In Villingen lernte Ilse Staiger Einzelhandelskauffrau, sammelte Berufserfahrung auf der Insel Föhr und übernahm 1984 das Geschäft ihrer Eltern. "Ich will an Schick für mein Vater", gab als erster Kunde ein Bursche von der Hub seine Bestellung an. Den gewünschten "Hanewacker Kautabak" gab es lose aus einem Steinguttopf, der bis heute einen Ehrenplatz im Regal hat, wie das alte Essigfass. Genussartikel, Kurzwaren, Spielwaren, später Bett- und Tischwäsche sowie Gartenmöbel konnte man im Laden an der Weiherhalde kaufen: "hochwertige Ware für wenig Geld", preist Ilse Langenbacher ihre Waren an.

Nach wie vor gibt es im Herbst Filderkraut und "so lange ich funktioniere, bestelle ich Wein für die Vereine", verspricht die rührige Frau, die sich über Kunden freut, die in den Regalen Dinge finden, nach denen sie schon lange gesucht haben. Noch gibt es etwas zu finden im Geschäft an der Weiherhalde.