Noch ein Jahr will Vize-Präsidentin Sonja Baier (Mitte) Sulgens Narrenchef Hape Marte (rechts) über die Schultern schauen und dann übernehmen. Im Amt bestätigt werden Matteo Camellotti (von links), Thomas Weigle und Birgit Schuler. Foto: Herzog

Vorsitzender Hape Marte streicht angekündigten Rücktritt. Quittung sind acht Gegenstimmen.

Schramberg-Sulgen - Bei der Narrenzunft Sulgen knirscht es gewaltig im Gebälk. Hinter vorgehaltener Hand wird gelästert und gestänkert. Die jüngste Bewirtungsaktion bei "Touratech" brachte das Fass zum Überlaufen.

Die Hauptversammlung im Restaurant "Hasen" bei Obernarr Helmut Bergthal verlief zunächst äußerst harmonisch. Erste Anzeichen, dass bei den Sulgener Narren nicht alles in Butter ist, brachten die Neuwahlen. Nachdem Präsident Hans-Peter Marte bei der Hauptversammlung im November 2016 seinen Rücktritt für 2017 andeutete, blieb der Stabswechsel trotzdem aus. Wie er erklärte, habe sich der Vorstand in jüngster Zeit Gedanken darüber gemacht, wie es an der Spitze weitergehen soll.

Sonja Baier als Vize-Präsident – sie beerbte vor einem Jahr Ulrich Schäfer auf diesem Posten – sei wie kaum eine andere Frau für das Amt der Präsidentin geeignet. "Sie sträubt sich aber noch, ganz vorne zu stehen und will mir noch ein Jahr über die Schultern schauen", verriet der Narrenchef das Ergebnis der Gespräche. Sie habe ihm im vergangenen Jahr sehr viel Arbeit abgenommen, das habe ihn deutlich entlastet.

Nach 27 Jahren Präsidentschaft komme eine gewisse Routine ins Amt. Trotzdem müsse man immer Gewehr bei Fuß stehen, wenn jemanden der Schuh drücke. Dies war allerdings zuletzt wohl nicht mehr so der Fall, wie sich später herausstellte. Während die Elferräte Hape Marte, Klaus Müller und Birgit Schuler bei ein, beziehungsweise zwei Enthaltungen klar im Amt bestätigt wurden, musste sich Marte bei der geheimen Wahl zum Präsidenten acht Gegenstimmen gefallen lassen. Die Wahl nahm er trotzdem ohne Zögern an.

Im Hanselgilde-Ausschuss wurden Thomas Weigle und Matteo Camellotti bestätigt, Caro Schmidt rückte neu in dieses Gremium. Ausgeschieden sind Sarah Jäckle, Valentin Baier und Michael Talmon-Groß, ebenso Elferrat Thomas Klukas. Wiedergewählt wurden die Kassenprüferinnen Manuela Marte sowie Gabi Schwarz-Böhler.

Unmittelbar nach den Wahlen platzte Silke Winterer der Kragen. Sie monierte, dass "das ganze Jahr über hinter den Kulissen gescholten wird und an der Hauptversammlung Friede, Freude Eierkuchen herrscht". Und hinterher werde in gleicher Weise in Grüppchenbildung wieder gestänkert. "Keiner hat den Arsch in der Hose und sagt, was ihm nicht passt. In so einem Verein will ich nicht bleiben, ich trete aus", machte sie ihrem angestauten Ärger Luft. Burkard Burkandt (Buggi) beklagte sich, dass man regelrecht betteln müsse, um die Liste für Arbeitseinsätze voll zu bekommen. Und Michael Winterer vermisste die Gemeinschaft.

Hape Marte räumte ein, dass Silke Winterer Recht habe. Wem etwas nicht passe, sollte den Mumm haben und es offen ansprechen. Das sei auch in einem Vier-Augen-Gespräch möglich. Wichtig sei, mit offenen Karten zu spielen. In einem Verein finde er nichts Schlechtes daran, wenn man nicht einer Meinung sei.

Zu Burkandt stellte er klar: "Mit den Leuten hier brauchst du nicht zu schimpfen, die machen ihre Arbeit." Dass man Kniefälle begehen müsse, um freiwillige Helfer für Bewirtungsaktionen zu bekommen, sei keine Eigenart der Narrenzunft Sulgen. Tatsache sei, dass Freiwillige in der Anzahl nicht zunähmen. Es genüge eben nicht, eine Liste im Zunftraum auszuhängen, wo jeder sich eintragen könne. Das funktioniere nur über persönliches Ansprechen, riet der Präsident.

Ralph Herzog, Wirtschafter beim AV Sulgen, sagte, einen Arbeitsplan zu erstellen, erfordere weit mehr als nur eine Stunde Zeit. Wer mit dieser Aufgabe vertraut sei, dürfe es niemand verübeln, wenn er Nein sage. Man müsse sich trauen, neue Leute anzusprechen. Mit dem Appell, dass man in der Versammlung das Problem beim Arbeitsdienst nicht lösen könne, beendete der Zunftchef die Diskussion. Die Narrenzunft sei weltoffen. Jeder habe das Recht, ein Narr zu sein und ihr beizutreten. Denn man wolle gemeinsam Fasnet machen. "Ich habe mehr als mein halbes Leben für die Narrenzunft Blut gelassen. Es würde mich freuen, wenn es nach mir besser wird", bekräftigte Marte.