Ein Strommast wurde vermutlich drei größeren Greifvögeln übers Osterwochenende zum Verhängnis. Mit ihrer Flügelspannweite können sie Leitung und Mast leicht überbrücken, einen Kurzschluss erzeugen und einen tödlichen Stromschlag erleiden. Fotos: Tierschutzverein Foto: Schwarzwälder-Bote

Tiere lösen mit ihren großen Schwingen Kurzschluss beim Landeanflug aus / 11 000 Volt fließen durch Körper

Schramberg-Sulgen. Schramberg-Sulgen. Vögel die auf Stromleitungen sitzen. Dies ist ein vertrauter Anblick und für die Vögel eigentlich unter normalen Umständen ungefährlich. In der Nähe von Strommasten jedoch, besteht auch für sie die Gefahr eines Stromschlags.

Berühren große Vögel mit ihren Schwingen zwei Leitungen gleichzeitig, lösen sie einen Kurzschluss aus, mit tödlichen Folgen. Sehr wahrscheinlich ist genau dies mit drei Greifvögeln passiert, die über die Osterfeiertage, laut Auskunft des Tierschutzvereins, in unmittelbarer Nähe eines Mittelspannungsmasts in Schramberg-Sulgen tot aufgefunden wurden. Darunter ein Habicht und zwei Mäusebussarde, allesamt unter strengem Artenschutz stehend.

Spaziergänger beobachteten an der Stelle einen weiteren, zwar lebenden, aber flugunfähigen Mäusebussard und verständigten den Tierschutzverein Schramberg. Der kümmerte sich zwar noch um den Transport zum Tierarzt, dieser konnte jedoch nicht viel mehr für das Tier tun, als es aufgrund der Schwere der Verletzungen einzuschläfern.

Claudio Di Simio, Vorsitzender des Tierschutzvereins, vermutet die Ursache für die Tragödie in dem möglicherweise nur unzureichend für die Vögel geschützten Strommast: Das Bundesnaturschutzgesetz schreibe seit 2002 einen Vogelschutz an neu gebauten Freileitungen vor. Bestehende Masten mussten mit einer zehnjährigen Übergangsfrist bis spätestens 2012 umgerüstet werden.

Trotzdem hapere es noch vielerorts an der Umsetzung. Oftmals seien die Abstände zwischen stromführender Leitung und den geerdeten Stahlteilen des Mastes zu gering.

Große Vögel, wie Greife, Reiher oder Störche, könnten mit ihren Flügelspannweiten von einem bis zu zwei Metern dann leicht Stromleitung und Mast gleichzeitig berühren, wenn sie im Landeanflug ihre Schwingen ausbreiteten. Das führe zu einem Funkenüberschlag und einem sogenannten Erdschluss.

Dabei flössen knapp über 11 000 Volt durch den Körper, was für die Vögel mit Sicherheit tödlich ende. "Wir haben die untere Naturschutzbehörde beim Landkreis Rottweil über die toten Vögel informiert und darum gebeten zu prüfen, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, um die Vögel besser zu schützen", erklärt Di Simio.

Abhilfe könnten aus Sicht der Tierschützer Ummantelungen oder spezielle Isolatoren schaffen, die von den Vögeln nicht überbrückt werden könnten. Trotzdem bleibe jede Stromtrasse immer noch eine Gefahrenquelle für Vögel. Dem Mäusebussard allerdings, der von den zwar verletzt eingefangen werden konnte und dann beim Tierarzt erlöst werden musste, wurde nicht der Strom zum Verhängnis. Vermutlich kollidierte er im Flug mit einer der Leitungen und zog sich mehrere Brüche zu.

Weitere Informationen: www.tierschutz-schramberg.de, www.facebook.com/tierschutz.schramberg