Lebhaft gibt es auch am zweiten Tag der Berufsausbildungsmesse "jams" in Sulgen zu, was das Informations- und Gesprächsinteresse der jungen Besucher betraft. Da wurde an den einzelnen Ständen eifrig probiert und diskutiert, Fotos: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Aussteller kennt Erfolgsrezept der Berufsinformationsmesse / Anbieter ziehen überwiegend positives Resümee

Von Lothar Herzog

Schramberg-Sulgen. "So wie der Schreiner kann‘s keiner". Dieser geläufige Slogan kommt offensichtlich beim weiblichen Geschlecht gut an. Die Schreinerei Graf hat in den vergangenen zehn Jahren vier junge Frauen in diesem Beruf ausgebildet.

Firmenchef Klaus Armbruster kennt das Problem von unbesetzten Lehrstellen nicht, obwohl Letzteres 2014 nach Angaben des Bundesbildungsministeriums mit 37100 im langjährigen Vergleich einen Höchststand erreicht hat. Von Anfang an ist sein Unternehmen bei der Berufsinformationsmesse "Jams – Job and more Schramberg" dabei, die seit Samstagnachmittag wieder Geschichte ist.

Das Resümee der 33 Austeller fällt zum großen Teil übereinstimmend positiv aus. Armbruster weiß zwar vom Trend, dass von den potenziellen Azubis kaum einer noch Metzger, Betonbauer oder Zimmerer lernen will. Er schiebt aber diesen Handwerksbetrieben ein Stück Eigenschuld zu: "Die sollen nicht jammern, sondern sich auch mit einem Informationsstand an dieser Berufsmesse beteiligen. Nur so kann den jungen Leuten auf praktische Art die Vielfalt des Handwerkberufs aufgezeigt und Vorurteile abgebaut werden", stellt Armbruster klar. Seinen Stand betreibt er zusammen mit der Friedrich-Ebert-Schule (FES) und der Hardter Firma Flaig Kreativer Innenausbau. Womit die Redensart "Konkurrenz belebt das Geschäft" mal wieder bestätigt wird.

Ausbildungsleiter Torolf Zahn von Junghans Microtec sieht die Ursache für die ständig steigende Zahl von Studierenden in der Aufhebung des Numerus Clausus und im Elternhaus. Viele Eltern drängten ihre Kinder dazu, Abitur zu machen und dann zu studieren. Wenn sie danach ins Berufsleben starteten, hätten sie von der Praxis keine Ahnung. Er will auch eine zunehmende "Null-Bock"-Einstellung bei Jugendlichen erkennen, denen der Umstand, dass um sie ein richtiger Wettbewerb der Unternehmen stattfinde, nicht gut tue. Die Volksbank Schwarzwald-Neckar favorisiert das Duale Studium BWL-Bank, nachdem Absolventen mit Abitur nach diesem Hochschulstudium alle Wege in die berufliche Zukunft offenstehen.

Uschi Ott von der FES hält das Modell 9+3, also Hauptschulabschluss und dreijährige Ausbildung, noch lange nicht für das Schlechteste. Wenn die Jugendlichen Schule und Beruf mit einem guten Notendurchschnitt abschließen, hätten sie einen mittleren Bildungsabschluss und alle Wege nach oben seien offen. Aber leider würden viele Eltern dieses Modell gar nicht kennen, bedauert sie.

Über mangelnden Besuch konnte sich die Agentur für Arbeit nicht beklagen. Bei ihr waren vor allem jene Schüler vorstellig, die noch nicht wissen, welchen Beruf sie erlernen sollen. Ihnen werden dann die vielen Möglichkeiten erläutert. Die Kritik an der Landesregierung, dass zu wenig für Bildung getan werde, sei unbegründet. Im Prinzip werde gejammert auf hohem Niveau, so der Vertreter von der Agentur für Arbeit, dessen Meinung auch andere Messevertreter teilten.

Während bei der zehnten "Jams" Steffi Spitznagel für den HGV neu in das Organisationsteam rückte und ihre Feuertaufe (Original-Ton OB Herzog) erlebte, war sie für Hausmeister Bernhard Mantel der letzte Akkord. Er wird die elfte Runde 2016 bereits als Ruheständler miterleben.