Fotos: Paskal Foto: Schwarzwälder-Bote

Volles Haus bei Mariele von der Alb

Beim "Schwabengipfel" im ausverkauften Kulturbesen erlebten die Besucher einen Abend völlig anderer Art. Dort bekam nicht die Künstlerin Blumen, sondern die Mitwirkenden im Saal.

Schramberg. Eine Besucherin meinte: "So etwas habe ich ja noch nie erlebt." Das Mariele von der Alb, die mit richtigem Namen Marianne Bischoff heißt, ist elegant schwarz gekleidet. Sie trägt auf ihrem silbergrauen Haar ein Haarnetz und ihre Nase ziert eine Brille. An den Ohren hängt langer Schmuck und die Zähne sind schwarz beklebt.

Schon beim Eintritt in den Saal hat sie alle Lacher auf ihrer Seite und erklärt, dass sie heute Abend alle mit Du ansprechen wird. Die Besucher sollen es ihr gleich tun. So ist zunächst einmal die erste Reihe dran. Sie fragt nach den Vornamen und übergibt jedem Mitwirkenden anschließend ein Geschenk. Auf der Bühne stehen drei Körbe prall gefüllt mit Blumentöpfen, Würsten und anderen Geschenken. Sie sei mit dem Bulldog gekommen, erklärte die Kabarettistin. Für ihren Mann hat sie sich damals eine Blume auf den Busen tätowieren lassen, die heute aber nur noch die Blinddarmnarbe bedecke. Den Karle hat sie nur kennen gelernt, weil er schneller als der Hund war, nach dem sie eigentlich gepfiffen habe.

Freier Lauf für die Zunge

Heute sagt sie über ihn: "Er ist ein Entaklemmer, Geizkragen und ziemlich bruddelig." Sie würde einen Mann heute nur noch ambulant, jedoch keinesfalls mehr stationär aufnehmen.

Sie stößt mit einem Glas Rotwein mit den Zuhörern an und erklärt, es sei SOS – Schorle ohne Sprudel. Dann schlängelt sie mit ihrer Zunge und meinte: "Wenn die Zähne mal ausfallen, hat die Zunge freien Lauf." Zu den verteilten Liedtexten singt der ganze Saal "Holladihi, holladiho, dort droben auf dem Berge." Auch hier verteilt Mariele an die besten Sänger Blumen oder Schwarzwurst. Wo sie her kommt, gibt es drei Krankheiten: "Cholera, Lepra und von der Alb ra." Ihr Karle läuft nur in Socken herum, damit man ihm nichts in die Schuhe schieben kann. Als sie sich eines Tages vor ihn hin stellt und fragt: "Schatz, was reizt Dich an mir?", kommt als Antwort: "Jedes Wort".

Den ganzen Abend amüsierten sich die Besucher prächtig über so viel Schwabenwitz. Sie hat alle auf ihrer Seite gehabt, etliche in ihr Programm mit eingebaut und dafür eben Geschenke verteilt. Die eine Zuhörerin bekommt ein Blümchen, weil sie den besten Käsekuchen backen kann, eine andere kann das beste Menü in fünf Gängen zubereiten. Bei Mariele besteht dieses aus einem Zwiebelrostbraten und vier Viertele. Nach der Pause rutschen ihre Wollstrümpfe und sie benötigt Hilfe beim Befestigen an ihrem Strumpfhalter. Dabei helfen ihr zwei männliche Gäste. Sie hebt dafür ihren Rock und zeigt ihre dreilagige, zerrissene Reizwäsche und erntet natürlich schallendes Gelächter. Gemeinsam wird "Juppheidi und juppheida" gesungen und die Solisten zu verschiedenen Handwerkerberufen werden wieder beschenkt. Auch erhalten diejenigen Besucher Blumen, die eine gute Tat vollbracht haben. Am Ende wünscht Mariele jedem einen Schutzengel und verabschiedet sich von einem ausgesprochen unterhaltsamen und lustigen Abend mit den Worten: "Mundart für die Seele und Rotwein für die Kehle" – und leert ihr Glas in einem Zug. Zu ihrem Gesang "Muss i denn zum Städtele hinaus" verlässt sie den Saal.