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"Geschlossen für immer": Einzelhändler haben es in Schramberg immer schwerer. Stimmen und Meinungen

Schramberg - "Geschlossen für immer" steht auf dem Schaufenster des ehemaligen Blumengeschäfts Längle, das im Dunninger Gewerbegebiet "Kirchöhren" neu gebaut hat. Beim Schlendern durch die Talstadt fällt auf, dass dieser nicht der einzige Leerstand ist.

Einzelhändler haben es heutzutage immer schwerer. Internet und Discounter graben mit Dumpingpreisen und einer großen Angebotspalette so manchem kleinen Geschäft das Wasser ab. Auch in Schramberg kann da der eine oder andere Kleinhändler nicht mehr mithalten. Die leer stehenden Geschäfte bestätigen das.

Auf der Straße nachgefragt, wie es zu den vielen Leerständen kommen konnte, sind sich die Passanten einig: "Die Innenstadt bietet einfach zu wenig Auswahl", bemängelt Jürgen Raddatz, nachdenklich die Geschäfte musternd. Häufiger kaufe er dadurch auf der "grünen Wiese" bei den größeren Einkaufszentren ein. Besonders die Auswahl für Herrenmode sei in der Fußgängerzone sehr gering, sagt er.

Die Schülerinnen Melissa und Türkan kritisieren ebenfalls die Auswahl. Für Jugendliche gebe es zu wenig Einkaufsmöglichkeiten in der Talstadt. Sie nutzen die kleineren Geschäfte "hauptsächlich, um Süßigkeiten zu kaufen".

Doch es gibt nicht nur negative Kritikpunkte an der Innenstadt. Die Studentin Lisa-Marie Ganter zum Beispiel schätzt in Schrambergs Fußgängerzone besonders das Angebot regionaler Produkte. Außerdem gefällt ihr die persönliche Atmosphäre. Heidi Moosmann arbeitet seit 20 Jahren beim Porzellanhaus Schinle. Für sie hat Schramberg vor allem bei den eigenen Bürgern ein Imageproblem. "Viele Einheimische kaufen in größeren Städten ein, weil sie nur das Negative an unserer Innenstadt sehen. Wir haben jedoch schon von vielen Urlaubern gehört, wie sehr sie unsere Innenstadt schätzen". Auch Online-Shopping ist ein riesen Thema bei den Einzelhändlern. Kunden können bequem von zu Hause aus bestellen und bekommen die Päckchen direkt vor die Tür geliefert. Auch Student Dennis Kosian greift häufiger auf Online-Shops oder größere Einkaufszentren zurück, weil es in Schramberg zu wenig Auswahl an Herrenkleidung gebe. Evelyn Brunnenkant vom Schmuckgeschäft Sprenger ist allerdings der Meinung, der entscheidende Vorteil von kleineren Geschäften sei vor allem die persönliche Kundenberatung. Diese werde jedoch oftmals ausgenutzt. "Viele Leute informieren sich im Fachhandel, kaufen die Produkte letztlich aber häufig im Internet".

Diesen Trend nimmt auch Martina Wälde, ebenfalls Verkäuferin bei Schinle, wahr. Einig sind sich die beiden Schinle-Damen, wenn es um das Lebensmittelangebot in der Innenstadt geht. "In der Fußgängerzone fehlt es allerdings an mehr Lebensmittel-Auswahl", sagt Moosmann.

In der Schramberger Innenstadt gibt es noch immer mehr als zehn Modegeschäfte. Doch trotz optimaler Lage, geben Geschäfte auch in der Fußgängerzone immer wieder auf. Von 172 gezählten Geschäften stehen momentan etwa 16 leer. Das entspricht rund 9,3 Prozent. "Es wird immer schlimmer werden", prognostiziert Evelyn Brunnenkant.

"Manche Bürger haben eine falsche Mentalität und reden viel schlecht. Sie müssen die positiven Dinge unserer Stadt sehen", sagt Kirsten Moosmann, Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins auf Anfrage. Verkaufsoffene Sonntage und Aktionen wie "Süßes Schramberg" sollen diesem Problem Abhilfe schaffen und die Bürger wieder in die Fußgängerzone locken.