Auf großes Interesse stieß der Vortrag der Tennenbronner Heimathausgruppe mit Alfred Kunz zum Thema "Was alte Landkarten über Tennenbronn erzählen". Foto: Heimathaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: 1558 Tennenbronn erstmals verzeichnet / Alfred Kunz ein exzellenter "Kartenleser"

Im Jahr 1558 ist der Stadtteil Tennenbronn erstmals auf einer Landkarte zu finden. Erstellt wurde diese wohl wegen eines geplanten Hoftauschs in der Herrschaft Schramberg.

Schramberg-Tennenbronn. Wer sich heute in seiner Umgebung orientieren will oder die geografischen Gegebenheiten an irgendeinem Ort der Welt kennen lernen will, lädt Google "Earth". Schon nach wenigen Sekunden hat er das richtige Bild vor Augen. Diese Art, sich informieren zu können, hat allerdings dort seine Grenzen, wo man den Wunsch hat, Hintergründe zu erfahren oder wie es früher in der Region ausgesehen hat.

Diese Feststellung, mit der der Referent des Abends, Alfred Kunz, in seinen Vortrag "Was alte Landkarten über Tennenbronn erzählen" einstieg, sollte sich an dem Vortragsabend noch oft bestätigen. Durch seine intensive und tiefgründige Erforschung alter Karten konnte Kunz eine Vielzahl an geschichtlichen Zusammenhängen darstellen.

Auf einer der ältesten Karten, der Pürschgerichtskarte des Klosters St. Georgen war das "Dörfle" Tennenbronn noch gar nicht verzeichnet, weil, wie der Referent vermutet, diese Karte vornehmlich das Jagdgebiet des Klosters darstellen sollte.

Ganz anders dann in einer Karte von 1558. Diese Karte wurde gezeichnet, da Rochus Merz von Staffelfelden, Inhaber der Herrschaft Schramberg, und der württembergische Herzog Christoph einen Höfetausch vereinbaren wollten: Schramberger Höfe im langen Kirnbach sollten württembergisch, württembergische Höfe auf dem Tischneck, auf dem Hardt und im Hugswald sollten schrambergisch werden.

Sozusagen eine Art Grenzbereinigung der zum Teil konfessionell und politisch unterschiedlichen Herrschaftsgebiete durch Christoph von Zimmern war auch der Hintergrund für die etwas später, 1585, entstandene Hoftauschkarte. Dort waren alle Höfe vermerkt, die von einem zum anderen Herrschaftsbereich getauscht werden sollten.

Der nachfolgend vorgestellte sogenannte "Gadner Atlas" ist ein Kartenwerk von 1609. Der württembergische Herzog Ludwig wollte damit eine Übersicht über die Forstbezirke seiner Herrschaft bekommen und gab Georg Gadner den Auftrag, diese kartografisch zu erfassen. In diesem Kartenwerk ist besonders die alte Kirche mit dem Stabswirtshaus, aber auch die Nebenflüsse der Schiltach und die Burgen schon recht akkurat eingezeichnet.

Nicht so genau nahm es der nächste Kartenzeichner bei seiner "Beiller-Karte" um 1750, welche für die Rottenbuger Konferenz erstellt wurde. Zwar sind die Darstellungen der Gehöfte und Kirche grafisch sehr ansprechend, jedoch so vermutet Kunz, war der Kartenzeichner wohl nie in der Gegend, "sonst hätte er den Ort im Schiltachtal nicht Dinerbronnen genannt und einen anderen Kirchturm gezeichnet."

Eine grafische Sonderstellung nimmt auch die Rottweiler Pürschgerichtskarte von 1564 ein. David Röttlin erstellte für die Rottweiler Verwaltung die Karte mit rund zwei Metern Durchmesser. Von Villingen bis Oberndorf und vom Schwarzwald bis zur Schwäbischen Alb reicht das abgebildete Gebiet in einer grafischen Meisterleistung.

Als wohl Wichtigste für Tennenbronn bezeichnete Kunz eine Gemarkungskarte von 1908, die auch als interaktive Karte im Tennenbronner Heimathaus eines der interessantesten Ausstellungstücke bildet. In ihr sind die komplizierten Grenzverläufe des zweigeteilten Tennenbronn mit über 1000 Grenzsteinen dargestellt. Dabei vermutet der Referent, dass die topografischen Gegebenheiten vermutlich auf eine von der Badischen Regierung 1825 angeordnete Landvermessung zurückgehen.

Im Tennenbronner Gemeindearchiv gibt es ein Dokument das besagt, dass am 4. April 1825 eine ministerielle Order aus Karlsruhe eingetroffen ist, mit der Weisung, dass "für die zu den topografischen Vermessungen commandierten Vermessern und Gehülfen freies Quartier und ein zum Zeichnen geeignetes Zimmer, auch zum Transport eine Frohndfuhr abgegeben werden müsse."

Eine kurze Diskussion und der herzliche Dank des Vorsitzenden der Tennenbronner Heimathausgruppe Robert Hermann an den Referenten beschloss den hochinteressanten Vortragsabend.