Hans-Jochem Steim im neuen Schrägaufzug beim Terrassenbau in der Schramberger Geißhalde mit Blick auf die Stadt. Foto: Wegner

Ehrenbürger Hans-Jochem Steim feiert 75. Geburtstag. In Politik und Wirtschaft aktiv.

Schramberg - Vor zehn Jahren hätte es sich Hans-Jochem Steim nicht träumen lassen, dass er einmal zu einem Uhren- und Musikautomatenliebhaber werden könnte. Und doch, zu seinem 75. Geburtstag am heutigen Montag konnte er bei einem Fest in seinen Geburtstag hinein zumindest die beiden oberen Stockwerke seines künftigen Museums im Terrassenbau in der Geißhalde seinen Gästen vorstellen: Schwarzwalduhren vor Schwarzwaldkulisse.

Wenn man den Schramberger Ehrenbürger fragt, was er sich zum runden Geburtstag wünsche, dann nennt er in erster Linie Gesundheit. Denn auch für die Zukunft gehen ihm die Ideen nicht aus. Zunächst steht im kommenden Jahr die Eröffnung des "Cuckoo and more – Engelmann und Junghans-Museums" an. Von dort aus, im Terrassenbau hinter den historischen Gebäuden, in denen Junghans heute fertigt – und vor allem aus dem gläsernen Schrägaufzug blickt Steim auf sein nächstes Projekt: Der Begegnungsstätte in der Junghans-Burg, dem Gut Berneck, am gegenüberliegenden Bühle.

2014 hatte der damalige Vize-Regierungschef Nils Schmid (SPD) den Schramberger Ehrenbürger und CDU-Politiker gelobt: "Sie leben das Bild des baden-württembergischen Tüftlers und Machers." Für herausragende berufliche und unternehmerische Leistungen und besondere Verdienste um die baden-württembergische Wirtschaft verlieh er ihm die Wirtschaftsmedaille des Landes.

Nach dem Abitur am Gymnasium Schramberg 1961 studierte Steim Ingenieurwissenschaften in Frankfurt, Karlsruhe und München. Daneben absolvierte er Auslandspraktika –auch als Maschinenreiniger auf einem Handelsschiff. Den Abschluss als Diplomingenieur im Allgemeinen Maschinenbau machte Steim 1967 an der Universität Karlsruhe. Bis zu seiner Promotion 1970 im Fachgebiet Stahlhärtung war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Karlsruher Institut für Werkstoffkunde.

1970 stieg Steim in das Familienunternehmen Kern-Liebers ein und setzte die Tradition seines Urgroßvaters und Vaters fort. 1888 von Hugo Kern gegründet, hatte Hans-Jochems Vater Kurt Steim daraus ein führendes Unternehmen mit vielen Produktsparten gebildet.

1990 übernahm der Jubilar den Vorsitz in der Geschäftsführung der weltweit agierenden Firmengruppe. Neben seiner Lebensleistung hatte Steim auch noch Zeit gefunden, sich politisch zu engagieren: Von 1971 bis 1975 und 1980 bis 1989 war Steim Mitglied des Schramberger Gemeinderats und von 1989 bis 1996 Mitglied des Rottweiler Kreistags. Von 1996 bis 2006 war er Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg.

Als es dann 2009 nicht gut um die Uhrenfabrik Junghans stand, sicherte er mit der Übernahme die Zukunft einer großen baden-württembergischen Tradition. Über Wochen hinweg wurde in den Medien die "Übernahme des Schramberger Traditionsbetriebs durch einen Schramberger Ehrenbürger" positiv gewürdigt. 2011 widmete sich Steim zusammen mit seinem Sohn Hannes und Geschäftsführer Matthias Stotz intensiv dem 150. Jubiläum des Schramberger Traditionsunternehmens. Die Produktion unter neuen Vorzeichen auf höherem Niveau erlebte einen spürbaren, bis heute anhaltenden Aufschwung. Hinzu kamen die Synergieeffekte in der Unternehmensgruppe selbst hinzu. So hat die Kern-Liebers-Tochter Carl Haas wieder das frühere know how in der Fertigung von Uhrenfedern.

Hans-Jochem Steim war und ist in vielfältigen Funktionen ehrenamtlich tätig, so als Vorstandsmitglied der Kunststiftung Hohenkarpfen für die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Von 1980 bis 1993 war Steim Jugendwart der Schramberger Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins und ist seit 1980 im Vorstand des Roten Kreuzes, Ortsverein Schramberg, davon zwölf Jahre zweiter und neun Jahre erster Vorsitzender. Heute ist er Ehrenmitglied. Von 1980 bis 2003 war er Mitglied und zeitweise alternierender Vorsitzender der Vertreterversammlung beziehungsweise des Bezirksbeirats der AOK im Kreis Rottweil. In Anerkennung seiner Verdienste als Unternehmer in der Volksrepublik China wurde er 2005 Ehrenbürger der Stadt Taicang und zwei Jahre später von Schramberg.

2014 wurde Steim mit dem Ehrenpreis der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie für seine Verdienste um die Rettung der Firma Junghans ausgezeichnet.

Politisch bildete sich Steim 1967/1968 als AStA-Vorsitzender an der Universität Karlsruhe und setzte sich mit den Achtundsechzigern unter seinen Mitstudenten kritisch auseinander. 1970 wurde er Mitglied der CDU. Er ist seit 1983 Vorstandsmitglied des CDU-Wirtschaftsrates der Sektion Rottweil/Tuttlingen.

Steim sammelt neben Uhren zahlreiche Oldtimer. Die von ihm gegründete privatrechtliche Hans-Jochem-Steim-Stiftung betreibt in Schramberg seit Mai 2007 ein Automuseum mit über 100 teils exklusiven Oldtimern. Hans-Jochem Steim ist seit 2015 verwitwet und hat drei Kinder.