Der Luzerner Chefarzt Tomas Karajan bleibt seiner alten Heimat eng verbunden. Foto: Kantonsspital Foto: Schwarzwälder-Bote

Porträt: Auswanderer Tomas Karajan spricht über die tiefe Verbindung zu seiner Heimatstadt Schramberg

Ein Schramberger im Ausland: Der Mediziner Tomas Karajan klettert in der Schweiz die Karriereleiter Stück für Stück nach oben. Mit seiner Heimat, dem Schwabenland, ist er trotzdem tief verbunden – nicht nur durch den Dialekt.

Schramberg/Luzern. Dass Tomas Karajan bereits seit mehr als 11 Jahren in der Schweiz lebt, ist ihm am Telefon nicht anzumerken. "Ich kann nur sehr wenig Schweizerdeutsch", gesteht der 41-Jährige lachend.

Kein Wunder, liegt die Heimat des heutigen Leitenden Arztes für Innere Medizin am Luzerner Kantonspital doch im Schwabenland, genauer gesagt in Schramberg-Sulgen. Dort ist er 1976 als Sohn einer armenischstämmigen Gastarbeiterfamilie geboren und aufgewachsen. Für seine beschützte und schöne Kindheit ist er sehr dankbar, wie er sagt. "Wir konnten bis spätabends draußen spielen – man musste sich nie Sorgen machen", erinnert er sich. Zudem habe er sich nie fremd gefühlt, sondern sei sozial integriert gewesen, etwa im Fußballverein oder bei den Ministranten.

"Ich habe insgesamt sehr gute Werte mitbekommen – das hilft mir heute noch", sagt er. Doch besonders für die gute Schulbildung, sowohl in der Sulgener Grundschule als auch am Schramberger Gymnasium, ist er sehr dankbar, diente sie ihm doch als solides Fundament für seine Karriere.

Zuhause mit gemischten Gefühlen verlassen

Denn nach dem Abitur im Jahr 1995 sei die Liebe zur Medizin bei ihm schnell entfacht. "Ich habe festgestellt, dass mich der Mensch, die Anatomie und die Biologie am meisten interessieren", erzählt er.

Ein Praktikum bei einer damaligen Ärztin in Sulgen habe den Wunsch, Medizin zu studieren, noch verstärkt – auch, wenn er dafür sein Elternhaus verlassen musste. "Das war natürlich mit gemischten Gefühlen verbunden", erinnert er sich.

Zwar lag Karajans Abitur im "oberen Durchschnitt" – doch erst durch sein Abschneiden im Medizinertest als "einer der Besten" konnte er sich seinen Wunschstudienplatz an der Friedrich-Alexander-Universität im fränkischen Erlangen sichern. "Für mich als Schramberger war das schon wie Ausland" erinnert er sich lachend an die kulturellen Unterschiede und den fränkischen Dialekt. Er habe sich aber schnell in die Region verliebt – und später auch in seine heutige Ehefrau, mit der er mittlerweile drei Söhne hat. Nach der, wie er sagt, "wundervollen Studienzeit", trat er für drei Jahre eine Stelle als Assistenzarzt am Klinikum Bamberg an. "Danach hatte ich das Gefühl, etwas Neues machen zu müssen", erzählt er. Von Franken aus zog es ihn in die Schweiz, wo er sich weiter in der Inneren Medizin, der Intensiv- und Notfallmedizin fortbilden konnte. "Die Ausbildung in der Schweiz ist exzellent", sagt er zufrieden.

"Ich schätze die Direktheit der Leute"

"Da mein Onkel und meine Tante dort leben war der Zugang gleich da." Auch zum Dialekt? "Ich verstehe die Leute bestens und sie verstehen mich – aber meine Versuche Schweizerdeutsch zu reden klingen einfach komisch", gesteht Karajan.

Seine Söhne könnten hingegen zwischen Deutsch und Schweizerdeutsch problemlos hin- und herwechseln. Sie sind fünf und drei Jahre alt, der Jüngste kam erst vor zwei Wochen zur Welt. "Leider können sie kein Schwäbisch", schmunzelt der 41-Jährige, der nun seit acht Jahren am Luzerner Kantonspital arbeitet und vor kurzem zum Ärztlichen Direktor und Chefarzt für Innere Medizin der Reha-Clinic AG gewählt wurde.

Seine Familie lebt sehr gerne in der Zentralschweiz, der, wie er findet, "schönsten Region der Schweiz". "Die Seen, die Berge – wir fühlen uns hier sehr wohl." Trotzdem kommen die Karajans regelmäßig zurück ins Schwabenland – schließlich leben Eltern und viele alte Freunde noch hier.

"Besonders schätze ich die Direktheit der Leute", sagt der gebürtige Schramberger. Dass er sich hier in kürzester Zeit wieder so fühlen kann, als sei er nie weg gewesen, liegt aber, neben Familie und Freunden, vor allem an Einem: dem schwäbischen Dialekt. "Das ist wie Fahrradfahren – das verlernt man einfach nicht."