Gespannt folgen die Zuhörer bei der Hauptversammlung des Stadtverbands für Kultur dem Vortrag. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Historie: Stadtarchivar Carsten Kohlmann gibt Einblick in die Entwicklungen der 70er- und 80er-Jahre

Wer kann sich heute noch an den kulturellen Aufbruch der Stadt Schramberg in den 70er- und 80er-Jahre erinnern? Ist doch noch gar nicht so lange her.

Schramberg. Und doch rätselte manche Zuhörer, wer das auf den Bildern nochmal war, die Stadtarchivar Carsten Kohlmann auf die Leinwand warf. Passend zur Hauptversammlung des Stadtverbands für Kultur hielt der Heimatforscher einen Vortrag über Persönlichkeiten der Stadt, die diese zwei Jahrzehnte besonders geprägt hatte. Er selbst sei ein Kind aus dieser Zeit, da nur wenige Wochen nach seiner Geburt 1972 die Gemeinschaft kultureller Vereine (GKV) gegründet worden sei. Es sei eine bewegende und bemerkenswerte Zeit des kulturpolitischen Aufschwungs in Deutschland und Schramberg gewesen, die bis heute etwas entstehen ließ.

Nach 1867 sei 1972 mit der Große Kreisstadt eine Art zweite Gründung von Schramberg erfolgt, ein Lebenswerk des ersten Oberbürgermeisters Konstantin Hank. Es sei auch die Zeit der Gemeinde- und Kreisreform gewesen. Wie Kohlmann erinnerte, habe Hank einen Austritt aus dem Kreis Rottweil angestrebt, da er für die Stadt in Villingen-Schwenningen eine bessere Zukunft gesehen hatte.

Schramberg sei damals eine ganz andere Stadt gewesen. Die Firma Junghans habe zwei Werke gehabt und der Stadtteil Sulgen habe sich im Eckenhof mit vielen neuen Häusern enorm entwickelt. Georg Roming sei der wohl profilierteste Mitarbeiter der Stadtverwaltung gewesen, "ein Kulturschaffender mit überragender Lebensleistung", hob der Kohlmann hervor. Es sei ein leistungsfähiges Kultur-, Schul- und Sportamt geschaffen worden, das Roming ab 1974 hauptamtlich geleitet und einen kulturellen Masterplan vorgelebt habe.

Das Volksbildungswerk (heute VHS) sei zu einer wichtigen Einrichtung geworden. Auch hätten sich viele Kulturvereine wie beispielsweise Podium Kunst gegründet. Die Rock- und Pop-Musik habe Einzug gehalten, aus der Diskothek "Comeback" (vormals Zunftstube, heute Foto Löffler) sei das "Woodstock" geworden.

Erste Ansätze von moderner Plastik seien im Stadtbild entstanden. Ein großes Projekt sei die Stadtsanierung gewesen, die den Verlust zahlreicher Kultur- und Industriemerkmale wie die Villa Lindenhof zur Folge gehabt habe. Beinahe wäre auch die Villa Junghans (Parkhotel) abgerissen worden, weil die Erfassung durch das Landesdenkmalamt erst spät in die Gänge gekommen sei, wusste Kohlmann. Von 1923 bis 1979 seien im Schloss verschiedene Schulen untergebracht gewesen. Auf dem heutigen Parkplatz zur Polizei hätte eine Stadtkulturhalle gebaut werden sollen, dieser Plan sei dann aber wieder verworfen worden.

Mitte der 70er-Jahre sei auch die Markenbildung "Schramberg – Die Fünftälerstadt im Schwarzwald" entstanden, schilderte der Historiker. Kulturverbands-Vorsitzender Franz Rapp vom Kulturverband dankte Kohlmann mit den Worten: "Geschichte kann so spannend sein."