Der Soldat Johannes Flaig (1885 bis 1918) aus Waldmössingen. Fotos: Stadtarchiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Das Schicksal von Johannes Flaig / 100 Jahre Erster Weltkrieg

Schramberg-Waldmössingen. Die Ausstellung "Waldmössingen im Ersten Weltkrieg" führt nach wie vor zu interessanten Entdeckungen aus der Zeit vor 100 Jahren. Morgen, Sonntag, ist die Tehmenschau im "Zigeunerhäusle" wieder geöffnet.

Auf der Suche nach Fotos von Soldaten aus Waldmössingen aus dem Ersten Weltkrieg bekamen die Ausstellungsmacher um Stadtarchivar Carsten Kohlmann, Kuratorin Hilde Kimmich und Heimatforscher Franz Dilger auch zwei Fotos von Käthe Notheis, auf denen der Soldat Johannes Flaig (1885 bis 1918) und sein Grab auf einem Soldatenfriedhof zu sehen sind. In der Familie war über sein Leben fast nichts mehr bekannt. In Erinnerung war nur geblieben, dass er bei den Kämpfen am Hartmannsweilerkopf im Elsass gefallen war, bei denen etwa 30 000 deutsche und französische Soldaten getötet wurden.

Zum Gedenken an den Kriegsbeginn vor 100 Jahren trafen sich Bundespräsident Joachim Gauck und der französische Staatspräsident François Hollande im Sommer an diesem historischen Ort. Durch die Nennung des Landwehr-Infanterie-Regiments 119 auf dem Foto des Grabes von Johannes Flaig ergab sich die Möglichkeit zu genauerer Recherche, da zu dieser Einheit auch der Hauptmann Ludwig Storz (1863 bis 1914) aus Schramberg gehörte, mit dem sich Stadtarchivar Carsten Kohlmann anlässlich seines 100. Todestages am 18. September für einen Bericht im Rahmen der Serie "Der Raum Schramberg im Ersten Weltkrieg" beschäftigt hatte. In der Regimentsgeschichte aus dem Jahr 1923 entdeckte Kohlmann eine ausführliche Darstellung über den Tod von Johannes Flaig. Um den Hartmannsweilerkopf wurde vor allem im Jahr 1915 gekämpft. Von 1916 bis 1918 beschossen sich beide Seiten meistens nur noch mit ihrer Artillerie. Bei einem der letzten direkten Gefechte um die "Uffholtzer Stellung" kam Johannes Flaig am 24. März 1918 ums Leben. In der Darstellung heißt es: "5.35 Uhr stoßen die Franzosen vor. Sie greifen den Betonklotz am Molkenrainweg an. Da steht der Doppelposten der Wache drei drin, der in dem schlagartig einsetzenden Feuer nicht mehr hatte zurückgehen können. Der tapfere Wehrmann Schwarz und der mutige Ersatzreservist Flaig harren im Feuer aus und werfen sich den Franzosen entgegen. Die Franzosen werfen ihre Handgranaten, die tränenerregende Gase ausströmen. Im Nahkampf wird Flaig durch einen Revolverschuss getötet."

Ein bemerkenswertes Erinnerungsstück an ihn wird bis heute von Albin Notheis verwahrt. Als Anerkennung für seinen Patrouilleneinsatz erhielt Flaig eine Taschenuhr mit einer Gravur, die allerdings noch aus einer Zeit stammt, in der er dem Landwehr-Infanterie-Regiment 126 angehört hat. Wie bei einem Puzzle haben sich fast 100 Jahre später mehrere Teile wieder zu einem Bild zusammengefügt und lassen einen Menschen in der Erinnerung wieder lebendig werden, der fast vollständig vergessen worden war.

u Die Ausstellung "Waldmössingen im Ersten Weltkrieg" im "Zigeunerhäusle" in der Weiherwasenstraße 2 ist am Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Stadtarchivar Carsten Kohlmann und Kuratorin Hilde Kimmich stehen für Fragen zur Verfügung. Am 5. November werden die Entwicklung des "Zigeunerhäusles" mit der Konzeption "Gedenkstätte – Heimathaus – Treffpunkt" und die Ausstellung "Waldmössingen im Ersten Weltkrieg" auch beim Seniorennachmittag im Gemeindezentrum Sankt Valentin vorgestellt.