Eine echte Kunsthandwerkerin: Marion Borho macht den Strohhut zum Rosenhut. Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Marion Borho zeigt im Heimathaus ihre Kunstfertigkeit bei der Herstellung / Brauchtum wird gepflegt

Von Christoph Ziechaus

Schramberg-Tennenbronn. Rosen statt Bollen zieren den Hut von Mädchen und Frauen in der Tracht aus dem Kirchspiel St. Georgen mit den acht umliegenden Gemeinden.

Zum Markenzeichen für den Schwarzwald ist der Bollenhut geworden, obwohl er nur zur Tracht aus den Nachbarorten Gutach, Kirnbach und Reichenbach gehört. Die Tracht aus St. Georgen vervollständigt seit etwa 1850 der Rosenhut mit vier roten Rosen für Mädchen nach der Konfirmation und mit schwarzen für verheiratete Frauen.

Im Heimathaus in Tennenbronn zeigte Marion Borho aus St. Georgen, wie sie die Hüte anfertigt. Ihre Familie hat sich ganz der Pflege des heimatlichen Brauchtums verschrieben, denn ihre Mutter Karin Quitt näht die Hippenhemden für die Tracht. "Wir können alle Teile unserer Tracht herstellen", betont sie und ihre Schwester spielt mit der Trachtenkapelle die Musik dazu.

In früheren Zeiten kamen die Strohhüte aus der Strohmanufaktur in Haslach, heute meist aus Italien oder gar Australien.

Die Hüte werden mit Gelatine imprägniert, dann mit Kasein weiß gefärbt und mit Dampf der Kopfform der Trägerin angepasst. Der Gupf wird schwarz eingefärbt und auf die Krempe werden hinten bis zu 24 Schneckle aus schwarzem Garn gestickt; oben sind es vier symmetrisch angeordnete Lilien.

Darunter zieren vier rote oder schwarze Rosen den Gupf. Für diese Rosetten wird Wolle auf eine Schablone gewickelt, in sechs Gruppen vernäht und am Rand der Schablone aufgeschnitten – und schon erblüht die Rose.

Eine zweite kleinere Rosette wird auf die große aufgenäht und diese "gefüllte Rose" ziert dann Hut und Trägerin.

Ein Rosenhut entsteht so im Laufe einer Woche, so dass die Bestellungen aus den heimischen Trachtenvereinen abgearbeitet werden. An stilistische Besonderheiten muss Marion Borho allerdings auch noch denken, denn in St. Georgen ist die Krempe beidseitig nach oben gebogen, in Langenschiltach muss sie "ganz grad sein".