Leidiges Thema: Die Nachnutzung des ehemaligen Krankenhauses. OB Herzog hatte zuletzt schlaflose Nächte. Foto: Archiv

Paukenschlag: Bei Nachnutzung des Schramberger Krankenhauses zeichnet sich eine Wende ab.

Schramberg-Tennenbronn - Paukenschlag: Bei der Nachnutzung des Schramberger Krankenhauses zeichnet sich eine Wende ab. Die Stadt will den Vertrag mit der Camedi Real Estate GmbH kündigen. Damit schickt sich die Stadt an, die Reißleine nach einer dreijährigen Zeit der Hoffnung und Enttäuschung zu ziehen.

Den geplanten Ausstieg gibt Oberbürgermeister Thomas Herzog am Sonntag beim Neujahrsempfang in Tennenbronn bekannt. Herzog liefert auch Hintergründe: Zwar ist der Kaufvertrag für die Immobilie mit Camedi bereits seit zwei Jahren unterzeichnet. Allerdings hätten die Investoren um den Schweizer Peter Züllig, die der Stadt ein Hotel- und Wellness-Ressort auf dem ehemaligen Klinik-Gelände in Aussicht stellten, bis heute nicht die "vertraglichen Verpflichtungen erfüllt" – sprich: den Kaufpreis bezahlt. "Und hier sprechen wir von mehr als drei Millionen Euro", so Herzog. Dies sei auch der Grund, weshalb Stadt und Gemeinderat der Camedi die Fristen für die Bezahlung "immer wieder verlängert" hatten. Dennoch, räumt der OB ein, hätte er immer noch die Hoffnung gehabt, dass sich das Projekt realisieren lasse. Bestärkt in dem Glauben habe ihn noch ein Besuch eines Vertreters im Juli vergangenen Jahres. Dort sei ihm "glaubhaft versichert" worden, dass die Camedi am Projekt festhalten wolle.

Der OB erklärt, dass es auch kritische Stimmen gegeben habe. Deren Bedenken hätten "nach Gesprächen mit Vertretern der Camedi Real Estate GmbH aber immer ausgeräumt werden" können. Ende vorigen Jahres sei die Stadt aber von der Nachricht überrascht worden, dass ein neuer Gesellschaften bei der Camedi eingestiegen sei und sich die Planungen der Gruppe "verändert" hätten. Ein Teil des Invests für das Hotelprojekts sollte durch die Zwischennutzung der Klinik als Flüchtlingsheim finanziert, das Hotel erst danach gebaut werden. Für die Stadt sei dies "eine völlig neue Situation", da diese Option "trotz vorhandener Anfragen verschiedener Stellen" immer wieder abgelehnt wurde. Auf Nachfrage sei der Stadt bestätigt worden, dass die Camedi diesbezüglich aber Kontakt mit dem Regierungspräsidium Freiburg aufgenommen habe. Wegen der Feiertage sei es nicht möglich gewesen, den "Sachverhalt umfassend aufzuklären".

Mittlerweile habe die Stadt aber "neue Informationen erhoben", die der OB zunächst nicht näher darlegt. Da Camedi bislang weder den Kaufpreis bezahlte noch einen definitiven Termin für den Start des Hotelprojekts vorlegte, will die Stadt die Konsequenzen ziehen. Nach "mehreren schlaflosen Nächten" komme er und die Verwaltung zum Entschluss, "dem Gemeinderat vorzuschlagen, vom Vertrag mit der Camedi Real Estate zurückzutreten" und von deren Projekt Abstand zu nehmen.

Über "diese nicht erfreuliche Wendung und Neubewertung der Faktenlage konnte ich den Gemeinderat leider auch erst am vergangenen Freitagabend via E-Mail informieren", so der OB. Der Rücktritt sei "mit der Tatsache begründet, dass der Kaufpreis bis heute nicht bezahlt ist und der Zeitpunkt für eine Realisierung des Hotel- und Gesundheitsressorts nicht erkennbar ist". Er wolle die Bürger schon am Sonntag über diese Veränderung informieren, weil "durch etliche Indiskretionen die Gerüchteküche in dieser Woche zu bodeln begann", so Herzog. Seine Enttäuschung über den Verlauf des Projekts sei "grenzenlos". Als Berufsoptimist sei er sich aber sicher, "dass wir eine tragfähige Lösung für die Immobilien finden werden".