Foto: Stephan Wegner

Nach dem erneuten Hickhack um das Krankenhausgebäude und den Turbulenzen im Gemeinderat fiel es Oberbürgermeister Thomas Herzog diesmal leicht, die Rathausschlüssel für einige Tage abzugeben.

Schramberg - Nach dem erneuten Hickhack um das Krankenhausgebäude und den Turbulenzen im Gemeinderat fiel es Oberbürgermeister Thomas Herzog diesmal leicht, die Rathausschlüssel für einige Tage abzugeben.

Die lästigen Themen schnitt er denn auch gar nicht an. Statt dessen gab er die von der Hoorig Katz geforderte Stellungnahme zum Skandal ab, er hätte in Schiltach das Badnerlied gesungen, am lautesten von allen und mit der Hand am Herzen: »Ich hätte den Vorwurf gerne widerlegt, aber dank Youtube gebe ich zu, dass es so geklungen haben könnte«. So nahm er Urteil und Strafe an. Von der Stadtmusik unter der Leitung von Meinrad Löffler trotz der ungewohnten Noten gekonnt begleitet sang er zwei Strophen plus Refrain des Badnerlieds, einige Badener auf dem Rathausplatz sangen mit.

Vor der Schlüsselübergabe schockte Herzog Narrenzunftmeister Michael Melvin mit einem Ausblick auf die vom Gemeinderat geforderten kommenden Sparmaßnahmen: Nicht nur zum Beispiel Bürgerbus statt Dienstwagen fahren, sondern auch Streichung des Fischessens der Elferräte am Aschermittwoch.

Zunftmeister Melvin schockte zurück: »Bitte gehen sie nach Hause, verlassen sie diesen Platz, die Fasnet fällt aus, die Fasnetsspiele 2016 wurden uns von der CDU-Fraktion des Stadtrats gestohlen, mehr Narretei könne wir auch nicht bieten«. Dass mit Jürgen Reuter nicht nur ein Querdenker, sondern womöglich auch ein Querkopf zur Wahl stand, hätte man auch früher abschätzen können. Und wenn Johannes Grimm sein Amt im Stadtrat auch noch niederlege und Anneliese Bendigkeit nachrücke, wäre das so, als würde man »Belzebub mit dem Teufel« austreiben. Und dann holte Melvin aus zum Rundum- bzw. Paukenschlag, ein Elfer schlug bei jedem Punkt die Trommel: Krankenhaus (Zülig habe wie erwartet den Schwanz eingezogen, mehr Transparenz wäre besser gewesen), Vereinszuschüsse (Kürzung trotz Rekordeinnahmen), Sanierung Busbahnhof (die Stadt solle Immobilien lieber verkaufen als kaufen), Schulstandort Sulgen (500 000 Euro weniger Komsumentenumsatz für den Handel), (Tennenbronner Halle (erst 2025?) und Bürgerbus (Stadtwappen fehle innen) waren einige der Themen. Kommunalpolitisch sieht Melvin also einiges auf den OB zukommen: »Du brauchst ein dickes Fell«. Und auch Helm und Halskrausel gegen Nackenschläge.

Es fehlte auch nicht der Blick nach Rottweil, nach den Worten Melvins die Kreisstadt mit dem höchsten Aufzugsturm Deutschlands, der bald längsten Hängebrücke Europas und der ernstesten Fasnet der Welt. »Höchste Zeit, dass wir noch eins drauf setzen, indem wir die allerschönste Fasnet im ganzen Südwesten machen. Geht auf die Gass’, lasst es euch gut gehen, vergesst die Alltagssorgen, wenigstens bis Aschermittwoch«, lud Zunftmeister Melvin alle Närrinnen und Narren ein.