Eine Droh-Mail hat in Schramberg am Dienstag einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Foto: (nil)

Polizeisprecher erklärt Vorgehen bei Gefährdungslagen. 63 Ehrenamtliche des DRK im Einsatz.

Schramberg - Eine Droh-Mail hat am Dienstagmorgen einen Großeinsatz der Polizei am Schramberger Gymnasium ausgelöst. Rund 700 Schüler und die Lehrer mussten stundenlang in ihren Klassenräumen ausharren, bis das Sondereinsatzkommando der Polizei (SEK) Entwarnung gegeben hatte. Dann wurden alle mit Bussen zur Kreissporthalle auf den Sulgen gebracht, wo die besorgten Eltern ihre Kinder abholen konnten.

"Nur weil einer 'ne Mail schreibt kommt gleich das ganze SEK", ärgert sich ein Facebook-Nutzer unter dem Bericht auf der Facebook-Seite des Schwarzwälder Boten über den Einsatz.  Und auch viele andere machen sich Gedanken darüber, ob eine einzige E-Mail oder ein Anruf genügt, um einen derartigen Einsatz mit einem Großaufgebot an Polizei und SEK auszulösen. "Wir schauen uns solche Dinge erst ganz genau an", erklärt Marcel Ferraro, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen. "Wir machen uns Gedanken und analysieren: Wie ernst ist die Nachricht vom Verfasser gemeint? Nicht bei jeder Mail wird so ein Einsatz ausgelöst", macht er klar. Zwar wisse er nicht genau, ob in Deutschland jemals ein Amokläufer seine Tat vorher per Mail oder Telefon angekündigt habe, aber "die Polizei handelt lageangepasst", sagt Ferraro.

Im Falle der Drohung in Schramberg - weitere vergleichbare Mails sind am fast zeitgleich in Offenburg (Ortenaukreis) und Winnenden (Rems-Murr-Kreis) eingegangen - habe die Polizei eine Bedrohungslage für nicht unwahrscheinlich gehalten. Deshalb wurde zusätzlich zu den zahlreichen Polizisten auch das Sondereinsatzkommando (SEK) verständigt. 30 Spezialeinsatzkräfte durchkämmten gemeinsam mit den Streifenpolizisten das Schulgebäude. "Die Polizisten sind zwar für solche Situationen ausgebildet, aber das SEK ist noch spezialisierter", sagt Ferraro. Deshalb werde es immer dazugeholt, wenn vermutet wird, dass Waffen im Spiel sind oder von einer besonderen Gefahr für die Polizisten ausgegangen werden muss.

Nicht selbstverständlich

Bei einem Großeinsatz wie in Schramberg ist eine gute Kommunikation zwischen den Rettungskräften unabdingbar, meint der Pressesprecher. Zu Beginn des Einsatzes obliegt die Leitung dem Polizeiführer, sobald es an die Evakuierung geht, koordiniert der Leiter des Rettungsdienstes das Geschehen. "Das ist ein fließender Übergang, deshalb stehen wir eng in Kontakt", sagt Ferraro. 63 ehrenamtliche sowie mehrere hauptamtliche Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) um Kreisbereitschaftsleiter Michael Häring  waren vor Ort, begleiteten die Schüler aus dem Gebäude, fuhren mit ihnen zur Kreissporthalle und kümmerten sich dort weiter um sie. Auch für warme und kalte Getränke war gesorgt. Wo das DRK die auf die Schnelle herbekommt? "Die Ortsvereine haben Maschinen und Vorräte, mit denen die Versorgung mit Kaffee, Tee und kalten Getränken gewährleistet werden kann", erklärt Uta Swoboda, Geschäftsführerin des Kreisverbands Rottweil. "Das ist ja eine unserer grundsätzlichen Aufgaben." Dass die ehrenamtlichen Helfer so spontan von ihren Arbeitgebern frei bekommen haben, findet Swoboda toll. "Das ist nicht selbstverständlich."

Bei einem Amok-Alarm läuft auch beim DRK alles nach einen vorher festgelegten Plan ab. "Jeder weiß wo hin und was er zu tun hat", betont sie. Zuerst macht sich der nächstgelegene Ortsverein ein Bild der Situation. Dann werden je nach Bedarf Kräfte hinzu alarmiert - neben Sanitätern und Notärzten ist bei Amok-Alarm auch eine Notfallnachsorge sowie das betreffende Kreisauskunftsbüro im Einsatz. Ersteres dient vor allem als Ansprechpartner für die Eltern. Das Kreisauskunftsbüro registriert und prüft, ob alle - in diesem Fall Schüler - da sind.

"Dieses Vorgehen stößt nicht überall auf Verständnis", meint Swoboda im Hinblick auf Stimmen, die das langwierige Prozedere nach der Evakuierung in Schramberg kritisierten. "Aber es war eben eine geordnete Evakuierung. Und es wäre eine Katastrophe, wenn ein Kind verloren gehen würde." Die Geschäftsführerin des Kreisverbands Rottweil ist sehr zufrieden mit der Arbeit ihrer Kollegen vom DRK: "Alle haben es hervorragend gemacht. Ich bin stolz, dass Hauptamtliche und Ehrenamtliche gleich dort waren - und natürlich froh, dass nichts passiert ist."