Seit Herbst 2016 ist Jürgen Lederer Chef auf dem Schramberger Polizeirevier. Foto: Zeger

Jürgen Lederer seit Herbst 2016 Chef der Schramberger Polizei. "Wir leben in einer sicheren Stadt."

Schramberg - Als Dienstgruppenleiter hat Jürgen Lederer Schramberg vor acht Jahren verlassen, als Revierführer kam er im Herbst 2016 zurück. Nach den ersten Monaten stellt der Erste Polizeihauptkommissar zufrieden fest: "Ich fühle mich hier richtig wohl".

Im Polizeirevier selbst habe sich in den vergangenen Jahren nicht viel verändert, sagt der 49-Jährige. Manche Kollegen sind neu, und manche, die er von seiner ersten Zeit in der Talstadt noch kennt, mittlerweile ergraut – "wie ich halt auch", meint Lederer gut gelaunt.

Im September vergangenen Jahres zog er in das Büro im ersten Obergeschoss, in dem jahrzehntelang sein Vorgänger Erich Moosmann saß. Großformatige Fotografien mit Bergen, Strand und Wald leuchten von den Wänden – ein Ausdruck seiner Liebe zur Natur. Wenn er diese noch sportlich erleben darf, ist Lederer glücklich. Schwimmen, Joggen, Ski fahren – bei seinen Freizeitaktivitäten ist er flexibel. "Ich schau’, was mir gerade gut tut."

Im vergangenen Winter war dies Skitourengehen. Dafür werden an Spezialskiern Felle angebracht. So ausgerüstet geht’s den Berg hoch, um dann durch möglichst unberührten Schnee – und ohne Felle – ins Tal zu fahren.

Freundlicher Umgang und offene Kommunikation sind ihm wichtig

Ist dieser geschmolzen, tauscht Lederer, der mit seiner Frau und zwei Kindern (20 und 17 Jahre alt) in Sulgen wohnt, die Skier gerne auch mit dem Motorrad. Davon hat er gleich mehrere. Sein Herz schlägt für Moto Guzzis. Wenn die "Italienerinnen" mal zicken, bringt er seine Schätzchen auch wieder selbst zum Laufen.

In Schramberg ist Lederer für 36 Polizeibeamte verantwortlich, neun davon arbeiten im Bezirksdienst. Ihnen begegnet er mit einer aufmerksamen Gelassenheit. Ein freundlicher Umgang, eine offene Kommunikation sind ihm wichtig – deshalb steht seine Bürotür immer offen. Er nimmt sich auch gerne die Zeit und streift durchs Haus, schaut in den Büros vorbei, will den Kontakt zur Basis nicht verlieren. "Ich gehe ganz bewusst auf meine Kollegen zu." Durch seine jahrelange Arbeit im Schichtdienst weiß der neue Chef, wo’s klemmen kann.

Aufgewachsen ist Lederer im Nordschwarzwald, in Enzklösterle. 1994 zog ihn die Liebe nach Schramberg. Seine Ausbildung begann in Lahr und Bruchsal, es folgten Jahre bei der Autobahnpolizei in Stuttgart. Immer noch im mittleren Dienst war er von 1996 bis 2001 im Streifendienst im Oberndorfer Revier. Er legte die Fachhochschulreife ab, besuchte drei Jahre lang die Fachhochschule in Villingen-Schwenningen und trat, jetzt Polizeikommissar, als stellvertretender Dienstgruppenleiter "glücklich und zufrieden" 2005 wieder seinen Dienst in Oberndorf an.

2007 wurde er in Schramberg Dienstgruppenleiter, und hier erreichte ihn 2009 auch ein Anruf aus dem Stuttgarter Innenministerium, der seiner Karriere nochmals einen Schub verpassen sollte. "Im ersten Moment habe ich abgelehnt", erzählt Lederer. Erst durch Gespräche im Kollegen- und Familienkreis sei ihm bewusst geworden, welche Chance ein Wechsel in die Landeshauptstadt für ihn bedeuten könnte.

"Nach drei Wochen hatte ich es mir anders überlegt und durfte noch am Vorstellungsgespräch beim Landespolizeipräsidenten teilnehmen." Im Referat 31 des Innenministeriums angekommen, war er bis im Herbst vergangenen Jahres für Einsatztaktik und Polizeiausstattung zuständig.

Respektlosigkeit gegenüber Polizeibeamten hält sich hier in Grenzen

Für den heimatverbundenen Beamten, der seinen Wohnsitz in Sulgen nie aufgegeben hat, war in all den Jahren klar, dass er auch beruflich wieder nach Schramberg zurück möchte. Als dann die Pensionierung von Erich Moosmann anstand, bewarb er sich auf dessen Stelle – und hier schließt sich der Kreis. Verglichen mit Großstädten und Ballungszentren herrsche in Schramberg noch eine "heile Welt", meint Lederer. Auch die oft erlebte Respektlosigkeit gegenüber Polizisten halte sich im Revierbereich in Grenzen. Das Verhältnis zwischen Bürger und Polizei sei in Schramberg "ok".

Lederer: "Wir leben in einer sicheren Stadt. Dies bestätigen auch die neuesten Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik." Damit dies so bleibt, sei ihm ein "frühzeitiges und konsequentes Einschreiten" seitens der Polizei wichtig.

Dafür braucht’s natürlich ausreichend Personal – ein Dauer-Reiz-Thema bei der inneren Sicherheit. Lederer stellt dazu fest: "Das Personal ist an der unteren Grenze, aber die Polizei in Schramberg ist zu jeder Zeit handlungsfähig." Er macht damit deutlich, dass er zu der Sorte Mensch gehört, die aus den Gegebenheiten das Beste versuchen zu machen.

Der Polizeibeamte erläutert, dass er die Mindeststärke des Personals an die Lage anpasse. Bei diesem nicht immer leichtem Unterfangen, könne er sich aber auf das "außergewöhnliche Engagement" seiner Kollegen verlassen. Der Chef quittiert dies mit einem "großen Vertrauen in die Mannschaft".