Das Gesellenstück von Susanne Breuling, der ersten "Textilgestalterin im Handwerk, Fachrichtung Filzen" in ganz Baden-Württemberg, ist eine Spieldecke, bei der unterschiedliche Filze auf Nadelvlies aufgebracht wurde. Die Schrambergerin hat ihre Werkstatt ab heute in der Schenkenzeller Straße 32 in Schiltach eingerichtet und zeigt ab 10 Uhr ihre Werke.. Foto: Wegner Foto: Schwarzwälder-Bote

Susanne Breuling ist die erste Textilgestalterin in der Fachrichtung Filzen im ganzen Land / Einst als Hobby begonnen

Von Stephan Wegner

Schiltach/Schramberg. Sie hat einen "ganz neuen Beruf mit alten Wurzeln" erlernt und hat dabei bundesweit als Zweite – und Einzige in Baden-Württemberg – ihre Ausbildung zur Filzerin erfolgreich absolviert. Jetzt lässt sich Susanne Breuling in Schiltach nieder.

Nach dem Aus des Schramberger Krankenhauses, in dem sie als medizinisch-technische Laborassisstentin gearbeitet hatte, ging es um die Frage ihrer weiteren beruflichen Zukunft. Da beschloss Susanne Breuling aus ihrem Hobby Filzen einen Beruf zu machen. Doch dies war für die Schrambergerin gar nicht so einfach. Für die Ausbildung, die korrekt "Textilgestalter im Handwerk mit Fachrichtung Filzen" heißt, musste sie bis nach Kusel in die Westpfalz. Dort betreibt Sigrid Bannier einen Filz-Laden mit Werkstatt – und bot ihr einen Ausbildungsplatz an. Ihre Prüfung legte die 44-Jährige im Juli vor der Handwerkskammer im sächsischen Plauen ab. Dort nämlich gibt es die einzige Berufschule in Deutschland, die ihr Berufsbild prüft.

Rund drei Jahre hatte Breulings Ausbilderin maßgeblich daran mitgewirkt, so hatte sie der "Rheinpfalz" berichtet, dass der neue Beruf seit August 2011 im Dualen System anerkannt wurde. Dabei war es ihr darum gegangen, "dass das Wissen um diese Technik einschläft", sagte Bannier, die auch Vorsitzende des Vereins Filznetzwerk ist.

Das Rohmaterial für das Filzen, die Wolle, grase oft in unmittelbarer Nähe und verbrauche gleichzeitig weniger Energie und Wasser als etwa Baumwolle. Aber insgesamt gebe es bundesweit nur eine Handvoll Ausbilder sowie auch eben nur eine einzige Berufsschule, so Breuling.

Die Ausbildung, die Bannier, ihr angeboten hatte, habe sie auch nicht im Dualen System durchführen können, da ein Filzer in der Regel zu wenige Aufträge habe, um einen Auszubildenden bezahlen zu können. So hatte sie mit Breuling einen privatwirtschaftlichen Vertrag abgeschlossen und die Ausbildung in Anlehnung an die Verordnung des Bundesinstituts für Berufsbildung angeboten.

Susanne Breuling, die am heutigen Samstag um 10 Uhr ihre Ausstellung mit Werkstatt in der Schenkenzeller Straße 32 in Schiltach unter dem Logo "Filzpunkt" eröffnet, ist von der Wolle von Schafen aus dem Schwarzwald schon lange fasziniert. Sie glaubt fest daran, dass auf kurz oder lang deutlich stärker "auf dieses wertvolle Naturmaterial" zurückgegriffen werde. Zudem komme es aus der Region, sei nachhaltig und auch ohne Aufbereitung zu verarbeiten.

Wenn man Susanne Breuling fragt, was sie am liebsten herstellt, dann kann sie sich nicht entscheiden: "Eigentlich alles, sagt sie". Dabei sei das eigentliche Filzen, also das Verfilzen von Wolle mittels Reibung und anderer mechanischer Verfahren zu einem Faserverband nicht das Einzige, was ihren Beruf ausmache. Auch Mathematik gehöre dazu: Denn je nach Dicke schrumpft die Faser nach erfolgter Arbeit unterschiedlich stark – und dies muss alles berechnet sein. Flächenberechnung somit sei eine ganz wichtige Voraussetzung, damit später auch alles stimme und passe. Ihr Gesellenstück, ein bunter Spielteppich mit zahlreichen Finessen, zeugt davon.

Schon mehrfach hat Susanne Breuling ihre Handwerkskunst ausgestellt. Hüte, Polsterstoffe, Vorhänge, Lampen und mehr waren selbst schon in Finnland zu sehen. Derzeit läuft eine Ausstellung mit Werken von ihr zum Thema "Interieurs" in Mousson an der Maas in Frankreich.