Zugriff im Sulgener Gehrn / Vater des Fünfjährigen verhaftet / Internationaler Haftbefehl ist in Frankreich ausgestellt worden

Von Johannes Fritsche

Schramberg-Sulgen. Ein SEK-Kommando stürmte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch eine Wohnung in Sulgen und befreite einen fünfjährigen Jungen, den der Vater der Mutter entzogen hatte.

Im Tiefschlaf waren die Bewohner eines Appartements in der Straße Im Gehrn, als das Sondereinsatzkommando der Polizei nach Mitternacht die Tür zu der Wohnung mit einer Ramme aufsprengte, durch den kurzen Flur stürmte und vor den vier Schlafplätzen in dem kleinen Wohn- und Schlafraum stand. Dort nächtigten der 46-jährige Wohnungsinhaber mit seiner Frau. Außerdem ein Freund des Wohnungsinhabers mit seinem fünfjährigen Sohn, die seit wenigen Tagen dort zu Besuch waren.

Die Beamten des SEK überwältigten den Gast ohne größere Gegenwehr und führten in ab. Grund für den massiven Polizeieinsatz: Ein in Frankreich ausgestellter internationaler Haftbefehl wegen Kindesentziehung. Der Gesuchte hat zwar einen Wohnsitz in Frankreich, soll sich aber in den letzten Monaten in Berlin aufgehalten haben soll. Aber nicht nur dort. "Die Polizei hatte Anhaltspunkte, dass sich die gesuchte Person zusammen mit dem entzogenen Kind in einer Wohnung in Sulgen aufhält", berichtet Peter Mehler vom Polizeipräsidium Tuttlingen. Die Polizei hatte bei ihrer systematischen Fahndung nach dem Gesuchten sein Auto beim Haus seines Bekannten in Sulgen entdeckt. Weil der Vater nach Polizei-Informationen als "gefährlich" und "›unbeherrscht" galt, war das SEK angefordert worden.

Der Junge wurde in die Obhut des Jugendamts Rottweil übergeben. Ihm ist nichts passiert. Der Wohnungsinhaber stand allerdings noch am Mittwochmorgen unter Schock ob des unerwarteten nächtlichen Polizeieinsatzes. Ihm ging die ganze Sache noch immer nach. Und von Weinkrämpfen geschüttelt berichtete er: Sein Freund, der seit acht Monaten von dessen Frau getrennt sei, habe ihm erzählt, er mache einen Kurzurlaub mit seinem Sohn. Dehalb habe er sich auch gar nichts dabei gedacht. Von Kindesentzug und alledem habe er nichts gewusst.

Ende Juli hatte es bereits einen SEK-Einsatz in Schramberg gegeben. Damals hatte die Befürchtung bestanden, dass ein Schüler, nachdem er durch eine Prüfung gefallen war, den Lehrern seiner Schule etwas antun könnte.